Der neue Bebauungsplan für den Sedanplatz könnte schneller kommen als bei anderen Großprojekten. Und sich damit auch das Tempo für den Abrissstart von Markthalle sowie Finanzamt erhöhen. Zumindest theoretisch. Die Behörde hat für das baurechtliche Prozedere, das neue Wohn- und Geschäftshäuser im Vegesacker Zentrum möglich machen soll, ein beschleunigtes Verfahren vorgeschlagen – und die Baudeputation ihm zugestimmt. Vage bleibt der Zeitplan für das Millionenvorhaben trotzdem. Aus mehreren Gründen.
Wie viel Fahrt ein beschleunigter Planungsprozess aufnehmen kann, ist unterschiedlich. Manche Projektentwickler sagen, dass er im Schnitt halb so lange dauert wie ein übliches Verfahren – rund ein Jahr statt ungefähr zwei Jahre. Jens Tittmann dagegen nennt keine Zahlen. Der Sprecher von Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne) will nicht darüber spekulieren, wie schnell es gehen könnte. Er will sagen, was ist. Etwa, warum das Prozedere im Vegesacker Fall überhaupt beschleunigt werden kann und welche Vorschriften der Gesetzgeber dafür gemacht hat.
Ihm zufolge ist beim neuen Planverfahren für den Sedanplatz eine sogenannte Umweltverträglichkeitsprüfung verzichtbar, weil es diese Prüfung für das Vegesacker Zentrum längst gegeben hat. Außerdem ist das Gebiet, um das es geht, so klein, dass ein gewöhnliches Verfahren quasi eine Nummer zu groß wäre. Vorgeschrieben ist ein herkömmliches Baurechtsprozedere unter anderem bei Grundstücken, die auf 50.000 Quadratmeter und mehr kommen. Nach Tittmanns Rechnung misst die Fläche, auf dem die Markthalle und das Finanzamt stehen, ungefähr ein Viertel davon.
Dass es trotz des vereinfachten Verfahrens voraussichtlich noch dauern wird, bis es zum Start des Vorhabens kommt, hat mit Verträgen und Entscheidungen zu tun, die ein Bebauungsplan nicht beeinflussen kann. Für einen Abriss muss die Markthalle erst mal mieterfrei sein. 2018, als Tedi einzog, hieß es, dass die Niedrigpreiskette einen Fünf-Jahres-Vertrag unterschrieben hat – mit der Option auf weitere fünf Jahre. Thorsten Nagel und Olaf Mosel, die Entwickler des Projekts am Sedanplatz, wollen sich zum Vorhaben erst äußern, wenn der Kaufvertrag für die Halle rechtskräftig ist.
Unklar ist nicht nur, wie schnell sie geräumt werden kann, sondern auch, wann das Finanzamt leer steht. Nach Angaben des Gebäudeverwalters Immobilien Bremen gibt es erste Gespräche, wohin die Beamten ausweichen sollen. Sprecher Fabio Cecere sagt, dass es um einen Standort in der Nähe geht, ohne zu sagen, welcher. Nach Informationen der NORDDEUTSCHEN wird unter anderem ein Wechsel in die Räume der Sparkasse in der Fußgängerzone geprüft. Dass sie auszieht, steht längst fest. Ihr Schriftzug ist auf Entwürfen für einen Neubau am Sedanplatz zu sehen.
Möglich ist allerdings noch ein anderer Standort für die Finanzbeamten. Auch das benachbarte Polizeikommissariat wird frei, wenn dessen Neubau im Speicher-Quartier am Museumshaven fertig wird. Ende 2024, spätestens Anfang 2025 soll es so weit sein. Sagt der Projektentwickler. Bis dahin ist es zwar noch etwas hin, auf der Suche nach neuen Nutzern für das Gebäude der Einsatzkräfte ist Immobilien Bremen aber schon jetzt. Laut Unternehmenssprecher Cecere wird im Moment ausgelotet, ob Stellen der Stadt interessiert an neuen oder zusätzlichen Räumen sind.
Dass die öffentliche Hand zuerst gefragt wird, begründet er damit, dass das Kommissariatsgebäude beim Sedanplatz auch der öffentlichen Hand gehört. Cecere sagt, dass die Reihenfolge immer so ist – und mit privaten Nutzern erst verhandelt wird, wenn Behörden und Ämter keinen Bedarf haben. Ihm zufolge soll unbedingt vermieden werden, dass das Gebäude auch nur vorübergehend ungenutzt bleibt. Er spricht von Leerstandskosten. Und die könnten hoch ausfallen. Das Gebäude gehört keineswegs zu den kleinsten im Vegesacker Zentrum. Es kommt auf vier Geschosse plus einen Keller.