Kinder, die mit ihren Eltern aus der Ukraine geflohen sind und sich schon längere Zeit in Deutschland aufhalten, haben oft kaum noch Berührung mit ihrer Heimatsprache und der eigenen Kultur. „Wir möchten, dass die Kinder weiterhin Zugang zu ihrer Muttersprache und den Traditionen erhalten und damit auch erreichen, dass sie wieder Teil der Gesellschaft werden, wenn Frieden herrscht und sie in die Ukraine zurückkehren können“, sagt Anastasiya Alhadaay vom Unity Center UA, einem deutsch-ukrainischen Kulturverein in Bremen. Sie koordiniert eine Wochenendschule in Aumund sowie eine weitere Schule dieser Art im Bremer Zentrum, in der Kinder vor allem die ukrainische Sprache flüssig sprechen und lesen lernen. Für den Unterricht stellt die evangelische Kirchengemeinde Aumund Vegesack kostenlos Räumlichkeiten zur Verfügung.
„Die ukrainische Diaspora hat dieses Projekt selbst organisiert, und Geldspenden Bremer Bürgerinnen und Bürger ist es zu verdanken, dass es überhaupt ermöglicht wurde“, sagt Thomas Pörschke (Grüne), Sprecher des Vegesacker Ausschusses für Bildung, Familien und Inklusion.
Seit Juli vergangenen Jahres kommen 52 Kinder in Bremen-Nord an jedem Wochenende von 9.30 Uhr bis 17 Uhr zusammen, um mehr über ihr Heimatland zu erfahren und ihre ukrainischen Sprachkenntnisse zu verbessern. Denn viele der Kinder kommen aus dem Osten der Ukraine und sind mit der russischen Sprache aufgewachsen. „Die Kinder lernen zum Beispiel die ukrainischen Wörter und malen Bilder dazu, woraus sogar ein eigenes Buch entstanden ist. Im Alter von sechs Jahren machen sie aber zum Beispiel auch kleine wissenschaftliche Experimente und erfahren etwas über die ukrainische Geschichte und Geografie“, sagt Valentyna Hlebova, pädagogische Leiterin des Projekts. Doch auch Spielen und Sport stehen auf dem Programm der Wochenendschule.
Bei einer Ortsbegehung machten sich Mitglieder des Bildungsausschusses jetzt mit Vegesacks Ortsamtsleiter Gunnar Sgolik ein Bild von den Aktivitäten der Wochenendschule in Bremen-Nord. In einem der Räume wurden Kinder gerade mit der ukrainischen Mythologie vertraut gemacht, mit dem Thema Erschaffung der Welt. „Von der aktuellen Weltlage halten wir die Kinder jedoch fern, sie sollen hier Spaß und Freude haben“, sagt Valentyna Hlebova.
„Die Räume der Kirchengemeinde sind in den neun Monaten, die wir hier sind, zu Orten der Begegnung geworden: Viele Familien aus der Ukraine treffen sich und tauschen sich aus“, sagt Anastasiya Alhadaay vom deutsch-ukrainischen Kulturverein. „Für den Unterricht können wir auf Lehrkräfte zurückgreifen, die sich freuen, hier tätig sein zu dürfen und die eine Übungsleiterpauschale erhalten. Und auch bei den Eltern zeigt sich ein großes Engagement für dieses Projekt“, sagt sie.
Ein Problem bestehe jedoch hinsichtlich der Unterrichtskapazitäten: „Alle Klassen bis auf die siebte und achte, sind voll, und es gibt eine lange Warteliste“, sagt Anastasiya Alhadaay. Die insgesamt 270 Plätze in ganz Bremen seien bei Weitem nicht genug. „Besonders bei Kindern ab sieben Jahren ist die Warteliste lang, wobei es nicht an Lehrkräften mangelt, sondern an finanziellen Mitteln, zum Beispiel für Bücher in ukrainischer Sprache, die für die Lesekompetenz der Kinder enorm wichtig sind“, sagt sie.
Am Dienstag, 18. März, wird die nächste Sitzung des Bildungsausschusses stattfinden. Ihr Sprecher Thomas Pörschke stellt in Aussicht, dass dann auch über eine finanzielle Unterstützung durch das Ortsamt Vegesack beraten wird. Die Ausschussmitglieder tagen ab 17.30 Uhr.