Wie lebt es sich in der Grohner Düne? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine Studie der Hochschule Bremen, die während der jüngsten Sitzung des Win-Forums im Bewohnertreff Dünenwind vorgestellt wurde. Acht Studenten des Studiengangs Soziale Arbeit haben im Dezember vergangenen Jahres als Modulprüfung eine Befragung im Quartier durchgeführt und mit 269 Bewohnern über das Leben in der Grohner Düne gesprochen.
„Solche Befragungen mache ich seit 15 Jahren mit den Studenten der Sozialen Arbeit“, sagte Joachim Barloschky, der das Projekt als Lehrbeauftragter begleitet hat. In der Vergangenheit hätten die Studenten unter anderem in Tenever und in Blumenthal mit den Bewohnern über ihre Lebenssituation gesprochen. „Nun waren wir erstmals in der Grohner Düne und haben hier die bisher größte Teilnehmerzahl erreicht“, sagte er.
Ergebnis der Studie ist, dass die Menschen gerne in der Hochhaussiedlung leben. Grund dafür sind bezahlbare Mieten, eine gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr sowie Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe. Positiv bewertet wurde auch, dass sich Schulen und Kindergärten in direkter Nachbarschaft befinden sowie der Zusammenhalt unter den Mietern.
„Froh sind die Menschen auch über die Angebote im Quartier, wie Deutschkurse, Kinderbetreuung oder eine Hausaufgabenhilfe, weil es manchen Eltern nicht möglich ist, ihren Kindern ausreichend Unterstützung zu bieten“, erläuterte Hannah Fenton, Studentin der Hochschule Bremen und Mitautorin der Studie. Zur Zufriedenheit der Bewohner trägt auch bei, dass sie Hilfe bei alltäglichen Problemen bekommen, etwa wenn es um das Verstehen und Beantworten von Briefen geht.
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass die Kriminalität im Quartier zurückgeht. „Es gibt zwar Gewalt und körperliche Auseinandersetzungen, aber die Angst davor ist größer als die tatsächlich erlebte Gewalt“, sagte Fenton. Bemängelt wurde von den Befragten, dass der Drogenkonsum in der Grohner Düne zugenommen habe.
Kritik gibt es außerdem am Vermieter Grand City Property (GCP). „Der Hausmeister ist teilweise schlecht erreichbar, und bis etwas repariert wird, dauert es mitunter sehr lange“, erläuterte die Studentin. Außerdem sind die Wohnungen in einem schlechten Zustand, weil sich etwa Schimmel gebildet hat. Negativ bewertet wurde auch, dass der Hauptsitz von GCP in Berlin ist, was die Kommunikation erschwert. „Umgekehrt herrscht bei einigen Bewohnern aber auch die Meinung, dass Reparaturarbeiten schnell erledigt werden und sich der Zustand der Anlage insgesamt verbessert hat, seitdem GCP die Immobilien übernommen hat“, fügte sie hinzu.
Müll bleibt ein Problem
Dass der Müll im Quartier ein Problem ist, sehen viele der Befragten. „Auf dem gesamten Gelände liegt Abfall herum. Teilweise wird der Müll aus Fenstern geschmissen“, erläuterte Fenton. Gemindert wird die Lebensqualität auch durch Lärm am Abend und in der Nacht auf den Fluren sowie im Innenhof.
Negativ bewertet wird auch, dass es viele Vorurteile gegenüber den Bewohnern gibt. „Die Menschen seien faul und würden nicht arbeiten. Außerdem würde das Quartier mit Kriminalität, Drogenkonsum und Polizeieinsätzen in Verbindung gebracht werden. Die Folge daraus ist, dass zum Beispiel der Versandhändler Otto keine Waren in die Grohner Düne liefert“, erklärte die Studentin.
Moniert wurde außerdem der Spielplatz, der dreckig und unattraktiv sei. „Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Sicherheit. Hier wird bemängelt, dass die Kameras nicht funktionieren. Außerdem vermitteln die Sicherheitskräfte kein Gefühl von Sicherheit, da sie selbst Bewohner der Grohner Düne sind“, erläuterte sie die Ergebnisse der Befragung. Bemängelt wurde des Weiteren, dass die Angebote und Mitarbeiter des Quartiersmanagements nicht ausreichend bekannt sind.
Im Rahmen der Studie konnten die Menschen nicht nur sagen, was gut und schlecht in der Grohner Düne ist, sondern auch Wünsche äußern. Dazu zählt etwa der Ausbau von sozialen Angeboten, insbesondere für ältere Menschen sowie Menschen mit Behinderung. „Außerdem plädieren die Bewohner dafür, dass die Sicherheitskräfte ausgetauscht und dass Kameras repariert werden“, sagte Hannah Fenton. Für mehr Sicherheit würden nach Meinung der Bewohner auch zusätzliche Straßenlaternen sorgen.
Wichtig ist den Bewohnern außerdem eine bessere Vernetzung mit anderen Stadtteilen. Möglich wäre das nach ihren Vorstellungen zum Beispiel durch Straßenfeste. Daneben wünschen sich die Bewohner mehr Parkmöglichkeiten sowie Verbesserungen, was die Müllsituation angeht. Freuen würden sie sich auch über mehr Treffpunkte, etwa Parkbänke oder Grillplätze. „Die Angebote des Win-Forums kommen bei den Bewohnern sehr gut an. Deshalb sollte es aus ihrer Sicht auch mehr Werbung dafür geben“, ergänzte Fenton.
Grohns Quartiersmanager Christian Ganske bezeichnete die Studie als große Chance. „Ich habe nicht die Zeit, um mit 269 Leuten zu sprechen. Von daher habe ich nun eine Basis“, sagte er. Nicht nur für das Quartiersmanagement, sondern auch für den Vermieter würden sich aus der Befragung konkrete Aufträge ergeben, die nun umgesetzt werden müssten. „Das Ziel ist, dass wir die angesprochenen Sachen verbessern“, versprach Ganske.
Eine erste Reaktion auf die Befragung gibt es laut Ganske bereits. Damit jeder Bewohner die Möglichkeit hat, die Angebote im Quartier kennenzulernen und mit den Akteuren in Kontakt zu kommen, soll es in regelmäßigen Abständen ein Bewohnercafé geben.