Für einen Donnerstagabend zeigt sich das Kito ausnehmend gut gefüllt, als die aus Basel stammende Jazzpianistin und Songwriterin Yumi Ito mit ihrem Trio die Bühne betritt. Es ist das vorletzte Konzert des diesjährigen „Women in (E)Motion“-Festivals, beziehungsweise der Abschluss dessen nordbremer Gastspiele.
Erneut ist es den Festivalmachern gelungen, ebenso aussagekräftige wie individuelle Musikerinnen für mehr oder minder exklusive Konzerte nach Bremen beziehungsweise in den Bremer Norden einzuladen. Ein Unterfangen, das mit immer größeren Schwierigkeiten verbunden ist, wie Initiator und Hauptorganisator Volker Steppat berichtet: „Nicht nur, dass derzeit immer mehr Künstler internationale Konzertreisen aus Sicherheitsbedenken und Kostengründen vermeiden; derzeit scheint es auch noch der Regelfall zu sein, dass Züge und Flüge derzeit generell nicht gemäß den eigentlichen Fahrplänen verkehren. Infrastrukturen, auf die man sich jahrzehntelang fest verlassen konnte, sind dadurch mittlerweile zu Unsicherheitsfaktoren avanciert, welche der Festivalcrew hinter den Kulissen erhebliche Mehrarbeit verursacht“, erklärt Steppat.
Dennoch gelang es der Organisationscrew einmal mehr, die vier Festivalkonzerte im Kito pünktlich und wie geplant stattfinden zu lassen – und zudem Altbewährtes neu wertzuschätzen: „Die Zusammenarbeit mit dem Kito ist wirklich schön. Wir fühlen uns jedes Mal hoch willkommen und die Zusammenarbeit klappt hervorragend“, lobt Steppat.
Nachdem in den Wochen zuvor bereits die Engländerinnen Gwenifer Raymond und Megan Henwood, die Südafrikanerin Nomfusi und die Berlinerin Jeanette Hubert mit ihren jeweils eigenen Kunstformen vor stets gut besuchtem Haus Akzente auf der traditionsreichen KITO-Bühne setzen konnten, bildete mit Ito eine Schweizerin mit polnischen und japanischen Wurzeln den diesjährigen Festivalabschluss mit einer freigeistigen Melange aus zeitgenössischen Jazz und avantgardistischem Pop.
Wenn Ito am Flügel sitzt und ihre Lyrik zu einschmeichelnden Harmonien mit mal voluminösem, mal zartem Timbre intoniert, fällt es schwer, einem tendenziellen Vergleich mit der US-Songwriterin Tori Amos zu widerstehen. Dieser wird indes umso schwerer, sobald Ito ein weiteres ihrer charateristischen Markenzeichen einsetzt und statt Worten zu phonetischem „Scat“-Gesang wechselt, in deren Rahmen sie stimmlich bisweilen schwindelerregende Höhen erklimmt – stets auf den Punkt, kunstvoll phrasierend und handwerklich bewundernswert; für popgewöhnte Ohren indes herausfordernd.
Für die in hoffnungsvolles Blau gewandete Künstlerin scheint ihr Konzert im Bremer Norden Herausforderungen mit sich zu führen: Nicht nur, dass sie ihr vorletztes Album „Stardust and Crystals“ eigentlich für ein elfköpfiges Bigband-Ensemble konzipierte und komponierte und dessen Songs nun mit Unterstützung des polnischen Kontrabassisten Kuba Dworak und des spanischen Drummers Iago Fernandez im reduzierten Trioformat erklingen lässt; auch emotional scheint dieser Abend in einem solchen Konzertrahmen die Künstlerin zu bewegen. So kämpft sie bei der Ansage ihres Songs „Love is here to stay“, den sie während eines viermonatigen Auslandsaufenthalts ihres Partners während der Pandemie komponierte, hörbar mit den Tränen; hat ihre Souveränität jedoch spätestens beim ersten gesungenen Ton wieder voll im Griff – und illustriert mit dieser Geste letztlich den Festivalnamen auf herzergreifende Weise.
Auch in instrumental reduzierter Form entfalten Itos Kompositionen einen sphärischen Reiz, laden die Zuhörer auf lyrisch-tonale Reisen durch den Klangkosmos der eigensinnigen, jungen Künstlerin ein. Dies wird sich in den kommenden Wochen auch im Rundfunk bestätigen: Wie alle weiteren Konzerte des Festivals wurde auch der Auftritt von Yumi Ito von Radio Bremen mitgeschnitten und wird in Kürze auf Radio Bremen 2 ausgestrahlt. Genaue Sendetermine sind derzeit noch nicht bekannt.
Auch im September des kommenden Jahres soll das „Women in (E)Motion“-Festival auch im Bremer Norden bemerkenswerte Künstlerinnen aus aller Welt präsentieren, bekräftigt Volker Steppat: „Nach dem Festival ist vor dem Festival; wir werden in den kommenden Wochen also erneut mit der Planung und Organisation beginnen“, so Steppat.