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Berufsparcours Mal sehen, was passt

Wie wird man eigentlich Glaser? Und passt der Beruf überhaupt zu mir? Solche und ähnliche Fragen wurden jetzt im Rahmen eines Berufsparcours an der Oberschule am Waller Ring beantwortet.
17.11.2022, 07:00 Uhr
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Von Anke Velten

Was machen eigentlich Zerspanungsmechaniker? Welche Berufe kann man in einem Krankenhaus lernen? Und wie wird man Glaser? Darüber kann man sich lange unterhalten – man kann es aber auch ausprobieren. 800 Schülerinnen und Schüler hatten an der Oberschule am Waller Ring die Chance, an zwei Tagen bis zu 30 Mini-Praktika zu absolvieren, ohne das Schulgelände verlassen zu müssen. Zu Gast in ihrer Schule waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus mehr als einem Dutzend namhafter Bremer Unternehmen, die Nachwuchs für ihre Ausbildungsberufe suchen. Die Devise des Berufsparcours: Jobs zum Greifen nah!

Im großen Pausenraum wurden Ärmel hochgekrempelt, denn die potenziellen Arbeitgeber hatten sich ungewöhnliche Beschäftigungsmaßnahmen überlegt. Nazli, zum Beispiel, zerlegte einen Fleischwolf. Mit Gastronomie hat die Actega DS GmbH indes nur indirekt zu tun. Das Unternehmen mit Sitz im Gewerbegebiet Bayernstraße fertigt unter anderem Kunststoffgranulate und Dichtungsmassen für Lebensmittel- und Getränkeverpackungen.

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„Der Fleischwolf funktioniert wie ein Extruder“ erklärte Mitarbeiterin Pia Schwennemann. „Unsere Maschinen- und Anlagenführer müssen im Alltag auch Maschinen auseinanderbauen, um Störungen zu beheben.“ Nazli ist nicht ganz überzeugt. „Eigentlich wollte ich irgendwas im Büro machen“, erklärt die 15-Jährige, und zieht weiter zum Stand der Lagerlogistiker.

Die wurden nebenan bei Nabertherm gesucht, wo man aber auch Bedarf an Interessenten an technischen Berufen hat. Auf sie wartete Ausbilder Oliver Stiering hinter einer Reihe von Akkubohrschraubern. Beim Probebohren hätten sich einige Kandidaten wirklich gut angestellt, lobte Stiering und erzählte, dass er schon in der ersten Stunde drei „VIP-Karten“ verteilt hatte. VIP-Karten sind persönliche und verbindliche Einladungen für junge Leute, bei denen ernsthaftes Interesse geweckt wurde und die gerne mehr über das Unternehmen wissen möchten.

Erfolgreiche Kontaktaufnahmen

Von vielen erfolgreichen Kontaktaufnahmen sprach auch Marc Strate, Ausbilder für den mechanischen Bereich bei der Gestra  AG. Für das Findorffer Spezialunternehmen sei es schon der dritte Berufsparcours. „Es haben sich daraus viele Schnuppertage, Praktika und sogar eine Ausbildungsbewerbung ergeben“, so Strate. Am Tisch bei der Gestra gab es den Spieleklassiker Labyrinth. Der Umgang mit dem zweiachsigen Geschicklichkeitsspiel habe viel gemeinsam mit den Drehmaschinen, mit denen es die Azubis gleich am Anfang zu tun bekommen, erklärte die 20-jährige Hanna Stahl, die bei Gestra den Praxisanteil ihres dualen Studiums absolviert. „Die Firma kann ich nur empfehlen“, warb ihr Kollege Kashif. „Es ist ein extrem engagierter Arbeitgeber. Ich fühlte mich dort sofort sehr herzlich und familiär aufgenommen“, so der 19-jährige.

Berufsorientierungsmessen gibt es am Waller Ring schon seit vielen Jahren – den Berufsparcours zum mittlerweile dritten Mal. Es ist ein neues Konzept, das am Technikzentrum Minden-Lübbecke entwickelt, von den Bremer Rotariern im vergangenen Jahr ins Land geholt, und von der Stellenvermittlungsagentur Jobtixx organisiert wird.
In der Bremer Politik und Wirtschaft ist das Format auf höchstes Wohlwollen und finanzielle Förderung gestoßen – wie die hochrangige Gästeliste beim Auftakt am Waller Ring zeigte. Gekommen waren Vertreter unter anderem der Bremer Handelskammer, Handwerkskammer und Arbeitsagentur.

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„Überwältigt“ sei er von der Wertschätzung, die das Konzept erfahren habe, sagte beim Blick in die Runde Frank Priewe, einer der federführenden Initiatoren, Mitgründer von Jobtixx und Vorstandsmitglied des Rotary-Club Bremen-Neuenlande.

Wirtschaftsstaatsrat Kai Stührenberg, der später auch noch persönlich den Akku-Schrauber bediente, schwärmte von der „verrückten Idee“, die sich zum effektiven und etablierten Instrument der Berufsorientierung entwickelt habe. „Die Berufsparcours haben eine andere Qualität. Hier kann man wirklich Berufe erleben.“ Im kommenden Jahr sollen flächendeckend in ganz Bremen 20 Berufsparcours stattfinden. „Unser Ziel ist eindeutig“, so Stührenberg: „Wir wollen allen Jugendlichen eine Perspektive bieten.“

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