Über die Überseeinsel oder durch die Konsul-Smidt-Straße – welchen Weg sollte eine neue Straßenbahnlinie in die Überseestadt nehmen? Nachdem eine Machbarkeitsstudie für die Streckenführung im Bereich Europahafen / Großmarkt zwei mögliche und ähnlich vorteilhafte Varianten ergeben hat (wir berichteten), war nun ein Meinungsbild des Waller Beirats gefragt. Grüne und Linke sprachen sich dabei klar für die Variante Hoerneckestraße – also für eine Route über die Überseeinsel – aus.
Diese Route favorisiert grundsätzlich auch die SPD-Fraktion – die nun aber mit dem angedachten weiteren Verlauf durch den Kommodore-Johnsen-Boulevard hadert. Denn: Anwohner plädieren in einem Brief ans Ortsamt für eine Streckenführung durch die Herzogin-Cecilie-Allee. Dort wohne niemand, der durch Lärm der Bahn gestört werden könne, begründen sie dies. Ein Argument, das Beiratssprecherin Brigitte Grziwa-Pohlmann (SPD) nachvollziehbar findet. „Wurde diese Variante geprüft?“ wollte sie deshalb wissen. Ja, wurde sie – und zwar im „Einrichtungsverkehr“, wie Maximilian Blobel erklärte, der im Mobilitätsressort den Straßenbahnnetzausbau verantwortet: „Dabei ging es über den Kommodore-Johnsen-Boulevard zurück. Dann müssten wir bei der Kurve aber noch stärker in den Überseepark eingreifen, um einbiegen zu können.“
CDU lehnt Straßenbahn ab
Die Waller CDU sprach sich grundsätzlich gegen den Bau einer Straßenbahnlinie in der Überseestadt aus. „Wir wollen hier keine Wendeschleife sein“, unterstrich Fraktionssprecherin Kerstin Eckardt. Außerdem wolle ihre Fraktion den Kommodore-Johnsen-Boulevard aufwerten: „Wir glauben, dass mit der Straßenbahn dort zu viel Grün verschwindet.“ Die bessere Lösung sei ihrer Ansicht nach ein moderner elektrischer Ringbus. Eckardt: „Wir finden, eine Straßenbahn gehört in die Innenstadt – aber nicht über den Europahafen.“ Vor Beginn der Machbarkeitsstudie habe es viele Hinweise zum Thema E-Bus gegeben, bestätigte Blobel: „Es geht aber darum, am Stau vorbeizufahren.“ Und das könne nur die Straßenbahn.
Eckardts Bedenken, die Marina im Europahafen verliere mit einer Brücke die Segelboote und damit ihr Flair, widersprach die stellvertretende Beiratssprecherin Brunhilde Wilhelm (Grüne): „Es gibt sehr gute Brückenbauwerke, das maritime Flair wird nicht zerstört. Ich finde die Anbindung der Überseeinsel wichtig und die Straßenbahn ist immer noch das modernste und schnellste Transportmittel, mit dem Stadt und Peripherie verbunden werden.“ AfD-Vertreter Gerald Höns enthielt sich bei der Abstimmung.