Das Jaya in der Überseestadt hat sich in elf Jahren mit Küche aus Sri Lanka etabliert. Bei den umliegenden Unternehmen gilt es als beliebter Anlaufpunkt für den Mittagstisch. Dennoch bangen die Inhaber Subry Bin Ahamed und Anneke Albers nun um ihre Existenz. Denn es gab Beschwerden über ihr Tanz-Event mit Salsa-Musik, das sie seit 2016 an warmen Sommerabenden mittwochs veranstalten – und sie nach eigenen Angaben wirtschaftlich über den Winter rettet. "Wir sind wie eine Eisdiele", erklärt Bin Ahamads Frau und Geschäftspartnerin Anneke Albers. Darum reiche sie für die Tanz-Partys stets vier Wochen im Voraus eine Sondergenehmigung beim Ordnungsamt ein. Um das Tanz-Event dauerhaft zu erhalten, haben sie am Dienstag eine Online-Petition an die Bremische Bürgerschaft gestartet, die inzwischen fast 2000 Unterstützer hat. Ziel ist eine Ausnahmegenehmigung für den ganzen Sommer.
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An einem Mittwochabend könne es schon mal vorkommen, dass sich 500 bis 600 Leute vor dem Laden aufhalten, berichtet Subry Bin Ahamed. Seiner Darstellung nach nicht nur erfolgreiches Marketing für das Jaya, sondern ein multikulturelles Fest für Jung und Alt, das Leben in den Stadtteil bringe. Was mit einer Handvoll Teilnehmern begann, sei über die Jahre gewachsen und habe sich auch über die Coronazeit hinaus gehalten. Gefeiert werde weitaus nicht jede Woche. "Wir haben es dieses Jahr nur viermal veranstaltet, weil das Wetter nicht mitgespielt hat", sagt der Gastronom.
Dennoch offenbar zum Ärger einiger Fahrradfahrer, die sich ihm zufolge in ihrem Wegerecht eingeschränkt sahen und das Ordnungsamt verständigten. Daraufhin erteilte die Behörde einen Platzverweis: Getanzt werden solle nicht mehr auf der Promenade vor dem Jaya, sondern links auf der privaten Terrasse. Diese liege allerdings gen Abend im Schatten und biete damit nicht das Flair, das die Gäste gewohnt seien, wenn sie bei Sonnenuntergang im Takt der Musik wippen. Auch das Kopfsteinpflaster der Terrasse sei für die beim Salsa üblichen Pfennigabsätze kaum geeignet, sagt der Jaya-Chef.

Bei den Tanz-Events können schon mal ein paar Hundert Leute vor dem Jaya versammeln.
"Die Coronazeit hat vieles kaputtgemacht", sagt Subry Bin Ahamad. Seitdem beschwerten sich die Leute schneller. Als die Zeile an der Übersee-Promenade 2009 aus dem Boden gestampft wurde, habe es dort überwiegend Gewerbe und kaum Wohnbebauung gegeben, erinnert sich Anneke Albers. Das Bauland am Europahafen ist daher auch kein reines Wohn-, sondern ein Mischgebiet. Darum stehe etwa in den Mietverträgen des benachbarten Zwölf-Parteien-Hauses der Hinweis, dass es aufgrund der Gastronomie auch mal laut werden könne.
Ruhestörungen mehrmals die Woche
Dennoch könnte das Tanz-Event aufgrund hartnäckiger Beschwerden eines Anwohners sogar gekippt werden. Auf der Suche nach Unterstützern für ein Schreiben an das Ordnungsamt sei er auf Stimmenfang in der Nachbarschaft gegangen, berichten Bewohner aus dem benachbarten Zwölf-Parteien-Haus an der Konsul-Smidt-Straße 8c. "Sollten Sie auch genervt sein von den langen Partynächten vor dem Jaya, gerade bei diesen warmen Temperaturen, wo man kein Fenster öffnen mag ...", leitet der Verfasser seine Beschwerde ein. Angeblich werde an zwei Tagen in der Woche, mittwochs und samstags, die Nachtruhe ab 22 Uhr nicht eingehalten. Man habe den Betreiber des Jaya höflich auf die Lärmbelästigung aufmerksam gemacht, jedoch ohne Erfolg.
"Wenn wir Probleme mit dem Jaya haben, gehen wir hoch und sprechen ihn an. Denn wir haben manchmal Gäste, die sich beschweren", sagt einer der Hafenmeister der Marina Europahafen. Dabei falle ihm speziell ein älterer Herr ein, der eine Zeit lang auf einem Boot im Hafen verbracht hatte. Zudem habe sich kürzlich angeblich ein Rollstuhlfahrer beschwert, was das Ordnungsamt auf den Plan gerufen haben soll.
Eine Nachbarin des Jaya ist Monique Schikker. "Ich finde es schön, wenn Menschen draußen zur Musik tanzen. Das stört mich auf keinen Fall", sagt die 57-Jährige. Sie schaue manchmal von ihrem Balkon aus zu. Die Musik sei nicht zu laut und es sei stets pünktlich um zehn Uhr abends Schluss. Gegenüber beim Schuppen 2 würden Partys von ganz anderem Kaliber stattfinden. Die Event-Location kann man für Privatpartys und Firmenfeiern mieten. "Was mich stört, ist, wenn besoffene Leute rumgrölen", sagt sie. Schikker hat die Petition zum Erhalt des Events nicht unterschrieben, könnte sich aber vorstellen.
"Ich weiß nicht, was der Wirbel soll", sagt Sinan Genc. Der Nachbar besucht gerne die Tanz-Events im Jaya. "Subry bringt Leben in die Überseestadt", sagt er, und deshalb habe er die Petition unterzeichnet. Genc bekam Post von dem Beschwerdeführer, von dem er glaubt, dass es ein Bootsbesitzer aus dem Jachthafen sei. "Das ist, als ob man an den Strand geht und sich beschwert, dass man Sand an die Füße kriegt. Das kann man doch ganz einfach lösen, indem man sich die Hand reicht", sagt Sinan Genc.
"Das ist hier eine feste Größe", sagt Ralph Richter, Stammgast und Geschäftsführer des benachbarten Unternehmens Cargotrans Bremen. "Was für eine Boom-Stadt soll die Überseestadt sein? Ringsum haben viele Läden pleite gemacht", sagt er. Subry Bin Ahamad erzählt: Seit er als Angestellter im Hudson begann, habe er 19 Läden kommen und gehen sehen. "Darum ist das hier eine Dienstleistung, die Ihresgleichen sucht", ergänzt Richter. "Das war unser Traum, dass Leute hier rauskommen und die Überseestadt was zu bieten hat", sagt Anneke Albers.