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Fotovoltaik Auch der Bremer Westen setzt auf Solarenergie

Auch im Bremer Westen ist die Solarenergie auf dem Vormarsch: Findorff, Walle und Gröpelingen investieren in Fotovoltaik. Ein Blick auf den Ausbau und die beteiligten Akteure.
27.02.2025, 05:00 Uhr
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Von Christian Hasemann Anne Gerling
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Der Frühling steht vor der Tür, die erste sonnigen Tagen kündigen sich an. Die Sonnenstrahlen sorgen bei Besitzern von Fotovoltaik-Anlagen und Balkonkraftwerken für zusätzliche freudige Gesichter, denn jedes Photon, das auf die dunklen Paneele fällt, mindert die Stromkosten. Der Fotovoltaik-Ausbau auf Bremens öffentlichen Dächern schreitet wie berichtet voran. Daneben hat sich auch im Bremer Westen in den vergangenen Jahren einiges beim Ausbau getan – dabei sind in Findorff vor allem Privatpersonen aktiv geworden, während in Walle und Gröpelingen vor allem auch Unternehmen in große Anlagen investiert haben.

Wer wissen will, wie es um den Ausbau der Solarkraft in seiner Nachbarschaft bestellt ist, kann einen Blick in das Marktstammdatenregister werfen. Dort ist öffentlich einsehbar, wo, wann und wie viel Leistung von wem installiert worden ist. Die Daten sind nach Postleitzahlengebieten geordnet, die sich im Bremer Westen im Wesentlichen mit den Ortsteilgrenzen decken.

Balkonkraftwerk-Hochburg Findorff

Die meisten neuen Anlagen – nämlich 237 – sind demnach im Bremer Westen in den vergangenen zwei Jahren im Postleitzahlenbereich 28215 ans Netz gegangen. Dieses Gebiet umfasst neben der Bahnhofsvorstadt die Findorffer Ortsteile Findorff-Bürgerweide, Regensburger Straße und Weidedamm, dort leben annähernd 26.000 Menschen. Im Jahr 2023 wurden hier 80 neue Anlagen und im vorigen Jahr 157 Anlagen scharf geschaltet. Die mit einer Nettonennleistung von 29,75 Kilowattpeak größte dieser Anlagen wird von der städtischen Liegenschaftsverwaltung Immobilien Bremen (IB) betrieben und befindet sich auf dem Neubau-Gebäudeteil der Grundschule an der Augsburger Straße. Sie ist IB-Sprecher Fabio Cecere zufolge im Rahmen eines Gesamtsanierungsprojektes entstanden: „Das Dach wurde saniert und in diesem Zuge – wie seit einiger Zeit üblich – wurde geprüft, ob eine PV-Anlage mit errichtet werden kann. Die reine PV-Anlage hat circa 40.000 Euro ohne Planungskosten gekostet.“

Was in Findorff auffällt: Die Betreiber sämtlicher anderen in den beiden vergangenen Jahren in Findorff ans Netz gegangenen Anlagen sind Privatleute, und bei dem überwiegenden Teil der Anlagen handelt es sich um Balkonkraftwerke. Diese kleineren Fotovoltaik-Anlagen, die auch als Mini-Solaranlagen bekannt sind, haben maximal 800 Watt Leistung (0,8 Kilowattpeak) und können unkompliziert auf dem Balkon oder der eigenen Terrasse installiert werden. Denn dafür ist keine Unterkonstruktion nötig und auch Laien dürfen solche Anlagen anschließen. Die Zahlen legen nahe, dass der Trend zu solchen Modulen unter den Eigentümern von Bremer Häusern in Findorff steigt.

Hohe Leistung in Walle

Im Postleitzahlenbereich 28219 (Blockland, Hohweg, In den Hufen, Osterfeuerberg, Steffensweg, Walle) sind in den vergangenen zwei Jahren 120 und damit rein zahlenmäßig zwar weniger Anlagen als in Findorff in Betrieb genommen worden – dafür aber mehrere besonders produktive. Das Schwergewicht unter den 41 im Jahr 2023 ans Netz gegangenen Anlagen ist im Gewerbegebiet Bayernstraße zu finden. Dort hat die Actega DS GmbH – früher: Diersch & Schröder – etwa eine Millionen Euro investiert und im Dezember 2023 insgesamt 2.468 Panels ans Netz gebracht, die auf einer Fläche von rund 7.500 Quadratmetern installiert wurden. „Damit ist die gesamte Fläche, die aktuell am Standort für den Ausbau von Solarenergie zur Verfügung steht, genutzt“, teilt ein Unternehmenssprecher mit. Die Anlage hat eine Gesamtleistung von 990 kWp; der überwiegende Teil des produzierten Stroms wird direkt am Standort genutzt. Auch das Immobilienunternehmen Justus Grosse, ein Werkzeug- und Maschinenhandel an der Bernauer Straße, zwei gemeinschaftliche Wohnprojekte an der Waller Mitte und die an der Waller Heerstraße ansässige Initiative zur sozialen Rehabilitation haben 2023 vergleichsweise große Anlagen in Betrieb genommen. Die übrigen 35 neuen Anlagen sind deutlich kleiner und auch hier zumeist Balkonkraftwerke. Besonders viele Privatleute haben im Jahr 2024 Balkonkraftwerke angeschlossen: 64 der im vorigen Jahr ans Netz gegangenen 79 Anlagen waren laut Liste solche Mini-Solaranlagen.

Im Postleitzahlenbereich 28217 (Überseestadt, Steffensweg, Utbremen, Westend) wiederum gingen im vorigen Jahr 78 neue PV-Anlagen und im Jahr 2023 insgesamt 34 PV-Anlagen in Betrieb. Besonders viel Solarstrom produzieren nun zum Beispiel die Bremer Holzwerke an der Hafenstraße, deren Anlage eine Nennleistung von 220 Kilowattpeak hat, oder auch das Unternehmen Kaefer SE, dessen Anlage 200 Kilowattpeak produziert. Die Gewoba hat demnach auf ihrem Immobilienbestand in der Brabantstraße eine 52-Kilowattpeak-Anlage ans Netz gebracht.

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Viele größere Anlagen in Gröpelingen

In Gröpelingen sind 2023 und 2024 im West-Stadtteilvergleich auffallend viele größere Anlagen ans Netz gegangen. 123 Anlagen – darunter 45 größere mit mindestens der Kilowattpeak Nettonennleistung – waren es insgesamt im Postleitzahlenbereich 28239. Dieser Bereich umfasst die Stadtteile Gröpelingen, Ohlenhof und Oslebshausen, dort leben annähernd 18.000 Menschen. Spitzenreiter ist hier die Jens Warneke Export GmbH, die ihren im September 2023 bezogenen Neubau an der Reiherstraße mit einer 91-Kilowattpeak-Anlage ausgestattet hat. Auch viele Unternehmen im Postleitzahlenbereich 28237 (Burg-Grambke, Gröpelingen, Hohweg, In den Wischen, Industriehäfen, Lindenhof) setzen auf Solarenergie. Besonders aktiv war dabei laut Liste das Wohnungsunternehmen Vonovia, das im Jahr 2024 in diesem Gebiet acht Anlagen mit rund 450 kWp Gesamtleistung in Betrieb genommen hat. Den grünen Strom direkt vom eigenen Dach können Mieterinnen und Mieter in der Seewenjestraße und in der Morgenlandstraße über die Vonovia beziehen, insgesamt 195 Wohnungen in acht Häusern werden auf diese Weise versorgt. Die mit einer Nettonennleistung von 240 Kilowattpeak größte Einzelanlage in diesem Bereich wiederum hat 2024 die Firma TSR im Industriehafen in Betrieb genommen. Und bei 20 der im Jahr 2024 installierten 34 Anlagen in diesem Bereich installierten Module handelt es sich um von Privatpersonen betriebene Mini-Solaranlagen.

Zur Sache

Kilowattpeak und Kilowattstunden

Bei der Angabe der Leistung einer Solaranlage werden vor allem zwei Maßeinheiten genannt: Kilowattpeak (kWp) und Kilowattstunden (kWh). Vereinfacht gesagt gibt der kWp-Wert die maximale Leistung eines Moduls unter genormten Bedingungen an. In der Realität ist diese Leistung abhängig von Neigung, Verschattung und Sonnenstand. Die tatsächlich erzeugte Leistung liegt also meist etwas unter diesem Maximalwert. Bekannter ist der Wert Kilowattstunden, der ein Maß für die Arbeit elektrischen Stroms ist und häufig als Verbrauchsmaß genutzt wird. Ein elektrisches Gerät mit der Angabe zehn kWh verbraucht beispielsweise zehn Kilowatt Strom pro Stunde. In Deutschland rechnet man kWP mit dem Faktor 1000 zu erzeugten Kilowattstunden pro Jahr um. Ein Balkonkraftwerk mit 0,8 Kilowatt Leistung erzeugt also bis zu 800 Kilowattstunden Strom im Jahr. Ein Einfamilienhaus benötigt im Jahr im Durchschnitt etwa 3000 Kilowattstunden.

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