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Waller Feldmarksee Sportfischer gegen Stand-up-Paddling

Der Waller Feldmarksee könnte bald eine Stand-up-Paddling-Station bekommen. Doch nicht alle sind begeistert: Die Sportfischer von Tura fürchten um ihre Ruhe und die Natur. Ein Konflikt zeichnet sich ab.
28.04.2025, 05:00 Uhr
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Von Anke Velten

Der Waller Feldmarksee könnte einen stationären Verleih für Stand-up-Paddling (SUP) bekommen. Ein potenzieller Betreiber ist gefunden, der zur Saison 2026 gerne loslegen würde. Doch die Aussage muss noch im Konjunktiv formuliert werden, denn es gibt erheblichen Widerstand, vor allem seitens der Sportfischer von Tura. Der Waller Beirat hat noch Klärungsbedarf hinsichtlich der Vereinbarkeit des Angebots mit Umwelt und Badegästen.

Worum geht es?

Das Thema beschäftigt die Waller Stadtteilpolitik nun schon seit Monaten. Ende des vergangenen Jahres wurde bekannt, dass das Sportamt einer gewerblichen Stand-up-Paddling-Station am Waller Feldmarksee zugestimmt habe. Man verspreche sich davon eine Aufwertung des rund 14 Hektar großen Sees, der im Rahmen des Autobahnbaus Anfang der 1970er-Jahre künstlich angelegt worden war, hieß es. Die Tatsache, dass diese Zustimmung ohne Rücksprache im Beirat erfolgt war, sondern die Waller erst auf Nachfrage beim Sportamt davon in Kenntnis gesetzt worden waren, hatte für Unmut gesorgt. Im Februar ruderte das Sportamt zurück. Da hieß es noch, es werde keinen solchen Verleih geben. Bei der aktuellen Sitzung des Waller Fachausschusses für Kultur, Sport und Migration stellte nun ein Betreiber sich selbst und sein Konzept vor. Und er warb um die positive Stellungnahme des Beirats, die für die Genehmigung erforderlich ist.

Was ist geplant?

Beim Stand-up-Paddling, auch Stehpaddeln genannt, stehen die Sportler aufrecht auf einem Paddelbrett und bewegen sich mit einem Stechpaddel vorwärts. Das Prinzip ist mindestens Jahrhunderte alt. Als Wassersportart mit speziellem Equipment bekam SUP seit Anfang des neuen Jahrtausends weltweit zunehmend Aufwind und schwappte vor gut 15 Jahren auch auf Europa über.

In Bremen gibt es SUP-Stationen bereits am Unisee, am Werdersee und seit gut drei Jahren auch ein Verleih- und Kursangebot am Waller Feldmarksee, wie der Ausschuss zu seiner Überraschung erfuhr. Betreiber Boris Rauscher, der seit sieben Jahren den SUP-Club Paderborn mit Angeboten an zwei Badeseen führt, möchte nun gerne auch in Walle eine feste Station installieren.

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Dafür wolle er einen Verleihautomaten des holländischen Herstellers SUP Yourself nutzen. Der digital gesteuerte Container, vier Meter breit, jeweils 2,5 Meter hoch und tief, soll direkt angrenzend zum Sandstrand aufgestellt werden und Platz für 11 Boards sowie Zubehör bieten. Der Verleih würde zwischen April und Oktober laufen, gebucht und bezahlt werde online, verliehen werde ausschließlich an Erwachsene, die bei der Buchung ihre Schwimmfähigkeit nachweisen. Mit dem positiven Votum von Beirat und Behörden könne der Verleih im Frühjahr 2026 starten. Grundsätzlich sei SUP eine „sehr sanfte, leise Form des Wassersports“, so Rauscher.

Wie verträgt sich das mit Baden und Natur?

Um Kollisionen mit Badegästen auszuschließen, würden die Paddler den hinteren Bereich des Sees nutzen, der mit Bojen vom Badebereich getrennt ist, erklärte der Betreiber. Sie würden zudem über eine Hinweistafel darauf hingewiesen, einen Abstand von 30 Metern zum Seeufer einzuhalten. Die Zahl der gleichzeitig verliehenen Boards sowie die Verleihzeiten könnten zudem nach Ansprache begrenzt werden. Denkbar sei auch, eine „No-go-Area“ für die Paddler auszuweisen, in der die Angelsportler ihre Ruhe haben.

Was ist dagegen einzuwenden?

Sehr viel aus Sicht der Sportfischer von Tura, die den See nicht nur seit vielen Jahren mit behördlicher Genehmigung für den Angelsport nutzen, sondern sich auch aktiv für die Sauberkeit und Gesundheit von Gewässer und Uferbereich engagieren, wie Vereinsvertreter Daniel Böttcher im Rahmen der Sitzung erklärte. Unter anderem gebe es wöchentliche Müllsammelaktionen. Auch Muscheln für die Wasserreinheit würden ausgebracht.

Böttcher bezweifelte, dass die Paddler den gebotenen Abstand zum Uferbereich einhalten würden, in dem viele teils seltene Vogelarten brüten und heimisch sind. Auch führte er Sicherheitsbedenken an: Die Angelschnüre reichten oft weit in den See hinein.

„Richtig böse“ sei die Abteilung der rund 60 Sportfischer auch über die Tatsache, dass der Verein, der für die Nutzung einen Pachtvertrag mit der Stadt abgeschlossen hat, erst aus zweiter Hand von der Entscheidung des Sportamts erfahren hatte. Indiskutabel ist für ihn der Vorschlag, die Angler in einen begrenzten kleinen Bereich zu verbannen. Vor allem aber werde man sich „mit aller Gewalt“ dagegen stemmen, dass der See mit der zunehmenden Nutzung durch den Wassersport in eine „Kasperbude“ verwandelt werde, so Böttcher. „Wir werden nicht zulassen, dass die Paddler die Natur zerstören.“

Was meinen die Stadtteilpolitiker?

Tanja Häfker (Bündnis Deutschland) schlug sich auf die Seite der Sportfischer. Sie machte geltend, dass die Zahl der SUPs nicht kontrollierbar wäre, wenn neben dem Verleih auch zunehmend Sportler mit eigenen Boards den See für sich entdeckten. Sebastian Schmugler (SPD) nahm dagegen aus den Schilderungen des potenziellen Betreibers einen „guten Eindruck“ und viel Gesprächsbereitschaft mit. Grundsätzlich biete der SUP-Verleih Potenzial für den Waller Feldmarksee, so Schmugler. Im Rahmen der Sitzung wurde gar nicht erst versucht, Einigkeit herzustellen: Der Ausschuss beschloss, eine Entscheidung zu vertagen. Zuvor sollen beim Sportamt konkretere Informationen eingeholt werden, wie man sich dort die zukünftige Nutzung des Sees vorstellt. Außerdem soll die Umweltbehörde dazu befragt werden, wie der Schutz von Gewässer und Uferbereich im Falle einer Genehmigung gewährleistet werden kann.

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