Im kommenden Jahr stehen dem Bremer Jobcenter 11,6 Millionen Euro Bundesmittel weniger zur Verfügung. Dementsprechend wird es wie berichtet Kürzungen unter anderem bei der Finanzierung sogenannter AGH-Stellen (Arbeitsgelegenheiten, früher: Ein-Euro-Jobs) geben. Das könnte für den in der Überseestadt ansässigen Verein Blaue Karawane dramatische Folgen haben, denn ihm droht damit ein wichtiges Standbein bei der Finanzierung seiner Aktivitäten und Angebote wegzubrechen.
Konkret geht es am Kommodore-Johnsen-Boulevard um 16 AGH-Plätze – je sieben in der Holzwerkstatt und der Keramikwerkstatt und jeweils einer in der Fahrradwerkstatt und im Archiv. 19 Jahre lang gab es diese Stellen bei der Blauen Karawane, über die verschiedene Menschen handwerkliche Fertigkeiten erlernten, um anschließend Reparaturen durchzuführen oder kleinere Projekte umzusetzen. Zum 1. März läuft die Finanzierung für die Stellen aus, wie das Jobcenter dem Verein im September mitgeteilt hat. „Die sind dann weg und bleiben es auch“, sagt Karawanen-Mitarbeiter Fitz Dennig. Ob es für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ab April womöglich bei einem anderen Träger einen AGH-Platz gibt oder welche Perspektiven sie haben, weiß er nicht.
Standort gefährdet
„Einige haben gesagt, dass sie dann auch einfach so mal vorbeikommen wollen“, sagt Dennigs Kollege Philipp Meile. Beide wissen, wie lang und schwierig der Weg für manche Menschen ist, bis sie wieder Halt im Leben finden. „Wir müssen als Gesellschaft darüber nachdenken, wie wir mit Menschen umgehen, die nicht arbeitsfähig sind, aber trotzdem Gesellschaft brauchen. Gerade im psychischen Bereich ist das ein großes Thema, weil Menschen mit psychischen Erkrankungen häufig kaum rauskommen. Man muss für diese Menschen etwas Lebendiges und Schönes machen“, ist Dennig überzeugt.
Die Blaue Manege ist dafür ein guter Ort. Das Problem: Mit den AGH-Plätzen wird die Blaue Karawane auch die Finanzierung für vier halbe Anleiterstellen verlieren. „Dadurch werden wir die Werkstätten nicht mehr im bisherigen Umfang öffnen können“, so Dennig. Dem Verein bleiben somit einzig seine Einnahmen über Spenden, Sponsoring und Projekte. „Die Frage ist, ob wir diesen Standort überhaupt halten können. Wir greifen momentan nach jedem Strohhalm. Ansonsten sind wir in ein paar Monaten insolvent“, sagt Kassenwart Enzo Vial. Für die Blaue Manege als kulturelles Zentrum, Treffpunkt und Veranstaltungsort wäre dies vermutlich das Aus.
Suche nach privaten Geldgebern
Entsprechend intensiv wird derzeit bei der Blauen Karawane darüber diskutiert, wie der Verein das Gebäude mit dem markanten Sheddach, das ein wichtiger Bestandteil des alternativen Wohnprojekts Blauhaus ist, halten kann. Unter anderem ist ein neues Projekt für junge Menschen in der Übergangsphase zwischen Schule und Ausbildung mit und ohne Psychiatrieerfahrung in Vorbereitung. „Wir versuchen außerdem, mehr private Spenden zu bekommen“, so Vial.
In den vergangenen Jahren hat der Verein zwei Benefizabende ausgerichtet, bei denen Spitzenköche die Gäste mit einem Fünf-Gänge-Menü bewirteten und jeweils üppige Spendensummen für den Ausbau der Blauen Manege zusammenkamen. Solch spektakuläre Aktionen lassen sich allerdings nicht jedes Jahr wiederholen. Der Verein hofft stattdessen, noch mehr Menschen auch aus der Nachbarschaft für sein „Quadratmeter-Sponsoring“ begeistern zu können. Mit acht Euro monatlich kann man dabei die Kosten für einen Quadratmeter der Blauen Manege übernehmen. Bislang gibt es Unterstützerinnen und Unterstützer für knapp 200 der insgesamt 671 Quadratmeter Fläche. Hier ist also noch Luft nach oben.