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Vegesacker Straße in Walle Was tun gegen den Durchgangsverkehr?

Was tun gegen den Durchgangsverkehr auf der Vegesacker Straße? Eine Waller Bürgerinitiative hat dazu einen Vorschlag gemacht, über den demnächst im Stadtteil diskutiert werden soll.
20.06.2024, 05:00 Uhr
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Was tun gegen den Durchgangsverkehr?
Von Anne Gerling
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Über eine Idee, für die seit Kurzem die Waller Bürgerinitiative (BI) „Lebendige Vegesacker“ wirbt, soll nun breit im Stadtteil diskutiert werden. Es geht dabei um die Vegesacker Straße, genauer gesagt um die Frage, wie sich der Durchgangsverkehr dort reduzieren ließe, um Walles Lebensader und Flaniermeile attraktiver zu machen. Eine Frage, die die BI seit ihrer Gründung 2021 beschäftigt. Sie schlägt dazu nun vor, die Fahrbahn in Höhe Helgolander Straße mit einem sogenannten Modalfilter – zum Beispiel einem klappbaren oder versenkbaren Poller – für Autos zu sperren. Zweiräder und Fußgänger könnten den gesperrten Bereich weiterhin passieren.

Die Straßenverkehrsbehörde prüft aktuell die Möglichkeit einer solchen festinstallierten Barriere. Und die Initiative würde sogar gerne noch weiter gehen, wie am Montagabend im Verkehrsausschuss zu hören war: Am liebsten wäre ihr, mit zwei Modalfiltern Autos aus dem gesamten Bereich zwischen Helgolander- und Geestemünder Straße zu verbannen.

Was schlägt die BI vor?

Mit je einem Poller beim Tante Martin und dem Café Klatsch würde der Bereich zwischen dem vorige Woche vom Martinsclub eröffneten Torhaus 1, dem Rebuz West und der Oberschule an der Helgolander Straße zu einem autofreien schattigen Platz, und der Eingangsbereich zum Quartiersplatz Waller Mitte an der Vegesacker Straße wäre weniger gefährlich, weil der Verkehr unmittelbar an dieser Stelle ausgebremst würde. Überhaupt würde das gesamte Areal für die Schülerinnen und Schüler und die Menschen mit Beeinträchtigungen, die dort täglich unterwegs sind, deutlich sicherer, sind Christoph Schwarzer, Jan Lange und Helene Finck von der BI überzeugt. Was ihrer Ansicht nach außerdem für Modalfilter spricht: Der Einbau der Poller wäre schnell und kostengünstig machbar, und die Einrichtungen vor Ort seien dafür.

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Was sagen die Anwohner zu der Idee?

Es gibt aber auch andere Stimmen, wie sich in der Fachausschusssitzung zeigte. „Wir haben unsere Mietverträge unterschrieben, weil wir hier eine Durchgangsstraße haben“, merkte etwa der Betreiber einer Baguetterie an der Ecke Elisabethstraße / Vegesacker Straße an, der sich auch im Namen von sechs weiteren Gastronomen zu Wort meldete und an die BI und den Beirat appellierte, sich erst miteinander auszutauschen und abzustimmen, bevor man den Behörden mit Anträgen womöglich unnötig Arbeit mache. Auch Anwohnerinnen und Anwohner aus der Geestemünder Straße, der Helgolander Straße und der Bremerhavener Straße meldeten sich zu Wort. Sie fürchten, dass in ihren Straßen der Autoverkehr durch eine Modalsperre zunehmen könnte und dabei auch die Einbahnstraßenregelungen womöglich nicht mehr beachtet würden.

Wie findet der Beirat den Vorschlag?

Die Beiratsfraktionen sind in der Angelegenheit unterschiedlicher Meinung: SPD, Grüne und Linke finden den Vorschlag gut, CDU und FDP lehnen ihn ab. Bislang seien die etwas weiter entfernten Anlieger nicht gefragt worden, sagt etwa CDU-Fraktionssprecher Franz Roskosch, der von Geschäften weiß, die um ihre motorisierte Laufkundschaft fürchten: „Die könnten dann nicht mehr von einem Ende der Vegesacker Straße aus zum anderen durchfahren, sondern müssten einen Bogen durch die Nebenstraßen machen. Das wiegt die Vorteile solch einer Modalsperre nicht auf.“

Für FDP-Vertreter Jens Oldenburg steht mit Blick auf die Verkehrssituation in der Vegesacker Straße zwar fest: „Wir müssen da was machen.“ Mit das größte Problem sei aber das Parken in zweiter Reihe: „Und das wird durch Modalfilter nicht gelöst. Stattdessen erhöht sich mit einem Modalfilter der Druck auf das Gebiet noch einmal deutlich.“ Der stellvertretende Verkehrsausschusssprecher Jörg Tapking (Linke) hingegen ist ein Fan der Idee: „Schließlich diskutieren wir schon lange darüber, wie sich der Verkehr in der Vegesacker Straße beruhigen ließe. Denn sie ist regelmäßig der Bypass für die Waller Heerstraße, wenn sich dort der Verkehr staut. Wir müssen da eine Lösung finden – und die Modalsperre wäre eine.“

„Die Waller Heerstraße platzt aus allen Nähten und der Verkehr landet dann in der Vegesacker Straße. Dafür ist sie nicht gedacht“, findet auch Ausschusssprecher Burkhard Winsemann (SPD), der überzeugt ist: „Wenn die Situation da erstmal ruhiger ist, kann man nach Lösungen zum Parken in zweiter Reihe suchen.“ Auch Alex Becker (Grüne) spricht die Anregung der BI an. Denn ihm hat genau dieser Straßenabschnitt mit den großen alten Bäumen gut gefallen. „Das ist ein ganz besonderer Ort, und es wäre wirklich ein Gewinn, wenn wir das da schaffen könnten“, sagt er.

Wie geht es weiter?

Wie sich im Ortsamt bei der Sitzung zeigte, ist das Interesse an einer möglichst breit angelegten Diskussion bei BI, Bürgern und Beiräten groß. Der im Ortsamt für Walle verantwortliche Stadtteilsachgebietsleiter Leon Czyborr wird deshalb nun Formate und Wege prüfen, wie der Dialog im Stadtteil weitergeführt werden kann. Ein Vorbild könnte der Runde Tisch zur Umgestaltung des alten BSV-Sportplatzes sein, der vor 14 Jahren gestartet wurde und schließlich dazu geführt hat, dass es an dieser Stelle heute den Quartiersplatz Waller Mitte gibt, findet BI-Mitglied Christoph Schwarzer.

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