Es nennt sich eine „Dunkelfelderfassung“, die da in einer Woche am Ende des Monats Juli und zu Beginn des Augusts auf der Rablinghauser Landstraße durchgeführt wurde. Sie beschäftigte sich mal wieder mit den gefühlten und tatsächlichen Geschwindigkeitsübertretungen. Bereits seit Jahren ploppt das Thema auf Beirats- und Fachausschusssitzungen immer wieder auf. Auch auf der Planungskonferenz des Woltmershauser Beirates im Februar vergangenen Jahres nahmen die Rablinghauser Landstraße und auch deren Verlängerung Zum Lankenauer Höft Tagesordnungspunkte ein.
Nun also versuchte sich der Woltmershauser Fachausschuss für Inneres, Soziales, Integration, Kultur und Gesundheit an diesem Thema. Anlass hierfür war eine Bürgerbeschwerde aufgrund der Lärmbelästigung durch aufheulende Motoren und andere Begleiterscheinungen. Auch haben sich Anwohnerinnen und Anwohner der Rablinghauser Landstraße im Publikum eingefunden, um ihre Sicht der Problematik hinsichtlich der gefühlten Raserei, auch auf der A 281, kundzutun.
Anwohner nehmen Situation anders wahr
Denn ihre Wahrnehmung deckte sich nicht mit den Messungen und Erfahrungen der Polizei und dem Amt für Straßen und Verkehr (ASV), wie aus den vielfachen Unmutsäußerungen zu entnehmen war. Imke Freund ist Leiterin des Referats „E 57 Kontaktdienst“ der Bremer Polizei und damit unter anderem für alle Kontaktpolizistinnen und Kontaktpolizisten des Bremer Südens zuständig. „Uns hat eine Beschwerdelage erreicht wegen Rasern und Autoposern auf der Rablinghauser Landstraße“, sagte sie. „Poser sind aber welche, die sich und ihr Fahrzeug zur Schau stellen“, und dieses Verhalten sei eher an anderen Orten der Stadt, etwa auf der Discomeile, anzutreffen. Bevor sie sich aber der Rablinghauser Landstraße widmete, gab sie einen Einblick in die Situation auf der A 281. Dort nämlich seien 3,87 Prozent Geschwindigkeitsverstöße pro 100 Fahrzeuge gemessen worden, was deutlich unter den stadtweiten 6,88 Prozent liegen würde: „Da kann ich nicht behaupten, dass da gerast wird.“
Anders sehe es auf der Rablinghauser Landstraße aus. Die erwähnte Dunkelfeldmessung, die allein die Geschwindigkeit und nicht die Identität des Fahrzeuglenkers erfasst, ergab eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 46 Kilometer pro Stunde, wobei dort nur 30 Kilometer pro Stunde erlaubt sind. Es könnten sich unter den Fahrzeugen, die die Geschwindigkeit übertreten haben, aber auch Fahrzeuge von Polizei und Rettungsdienst befunden haben, sagte sie.
Was geahndet werden kann und was nicht
Dann habe es noch Auslesungen zweier Messtafeln gegeben, die stadteinwärts im Bereich der Endhaltestelle der Buslinie 24 stehen und stadtauswärts in Höhe des Roccowegs. Die Daten der Zeit zwischen 27. Juni und 29. August dieses Jahres fanden Eingang in die Auswertung. In der Planungskonferenz im Februar vergangenen Jahres erklärte der Verkehrssachbearbeiter des Polizeireviers Woltmershausen, dass eine Geschwindigkeitsüberschreitung in Bremen erst dann als solche gilt, wenn sie mehr als zehn Kilometer pro Stunde über der zulässigen Höchstgeschwindigkeit liege. Ein sanktionierbarer Bereich beginnt demnach erst ab 41 Kilometer pro Stunde.
Hier sagen die Messergebnisse, dass in den zwei Monaten von Juni bis August stadteinwärts fünf Prozent von 46.262 Fahrzeugen, also etwa 2.313, in diesem sanktionierbaren Bereich gelegen haben. Zwischen 31 und 40 Kilometer pro Stunde fuhren derweil 30 Prozent der Fahrzeuge. Zusammengenommen ergibt das 35,63 Prozent Geschwindigkeitsübertretungen. Wobei der höchste gemessene Wert bei 99 Kilometer pro Stunde lag.
Stadtauswärts, also in Richtung Lankenauer Höft, lagen zehn Prozent im sanktionierbaren Bereich. Zwischen 31 und 40 Kilometer pro Stunde fuhren 47 Prozent. Was insgesamt den Wert von 56,79 Prozent Geschwindigkeitsübertretungen ergibt. Bei 55.470 Fahrzeugen fuhren demnach 5.547 im sanktionierbaren Bereich zu schnell – auch das Fahrzeug, das mit 124 Kilometer pro Stunde als schnellstes unterwegs war.
Anwohnerin: Der Verkehr hat zugenommen
Die ermittelten Zahlen waren mit der Wahrnehmung der Anwohnerinnen und Anwohner jedoch nicht ganz in Einklang zu bringen: „Ich sehe auf der Messtafel immer mehr als 40 Kilometer pro Stunde und glaube den Auswertungen nicht“, sagte dazu eine Anwohnerin. Eine andere Anwohnerin berichtete von Veranstaltungen am Lankenauer Höft: „Bei Hochzeiten fahren die dort nicht lediglich 45 bis 50 km/h!“ Die Menge des Verkehrs habe seit der Umgestaltung des Lankenauer Höfts zugenommen, beklagte sich eine andere Anwohnerin und wieder eine andere Anwohnerin identifizierte auch den Weg von der Endhaltestelle zum Lankenauer Höft als Problem: „Da wird schnell gefahren, das ist eine krasse Stelle.“
Das Thema der Geschwindigkeitsüberschreitungen ist für die Polizei weiterhin präsent, so Imke Freund: „Das haben wir für Juni 2026 auf Wiedervorlage gelegt, damit wir dort gleich eine Kontrolle durchführen.“