Die Bremer mögen ihre Weser, keine Frage. Manchmal wünschen sie sich aber auch, der Weg vom einen ans andere Ufer wäre weniger umständlich. Die Stadt möchte deshalb mit neuen Brücken für Fußgänger und Radfahrer bessere Verbindungen schaffen – zum Beispiel im Bremer Westen, wo die Überseestadt und das vordere Woltmershausen enger zusammenrücken sollen.
Zu diesem Vorhaben namens „Wesersprung West“ bereitet die Behörde gerade eine Machbarkeitsstudie vor, die sie Ende Mai ausschreiben möchte. Dabei sollen zwei potenzielle Standorte nun auf ihre Eignung hin geprüft werden: Einer etwa in Höhe des Rickmers-Geländes, der zweite weiter südöstlich beim ehemaligen Kellogg-Areal. Ein dritter möglicher Standort im vorderen Bereich des Hohentorshafen wurde zurückgestellt, da er sehr nahe an der Stephanibrücke liegt.
Geprüft werden soll etwa, ob eine neue Brücke ins Fahrrad-Premiumrouten-Netz integriert werden kann und dort auch Quartiersbusse fahren könnten. Sandra Reinert, Referentin für Nahmobilität im Verkehrsressort, ist aktuell außerdem dabei, in den beiden Stadtteilen etwaige Anregungen und Wünsche zu erfragen, die in der Studie berücksichtigt werden sollen. Am Donnerstag hat sie im Fachausschuss Überseestadt des Waller Beirats Details vorgestellt.
So sind neben geotechnischen Fragen auch rechtliche Voraussetzungen zu klären: Da die Weser in diesem Bereich eine Seeschifffahrtsstraße ist, gilt es dort andere Regeln einzuhalten als bei einer Binnenschifffahrtsstraße. Unter anderem sei für Brücken eine Höhe von 60 Metern über Normalnull vorgeschrieben, so Reinert: „Das ist schon richtig groß.“ Alternativen könnten eine Um-Deklarierung dieses Weser-Abschnitts oder eine Schwenk- oder Klappbrücke sein.
Die nun anstehende Machbarkeitsstudie solle aufzeigen, ob der Bau einer Brücke grundsätzlich machbar sei, unterstrich Reinert: „Dabei kommt am Ende nicht heraus, wie die Brücke aussieht. Aber wenn klar ist, dass es geht, dann wird weiter geschaut.“
Bei den Waller Ortspolitikern und Bürgern stieß Reinerts Präsentation auf ein geteiltes Echo. „Wer kommt da hoch?“ gab etwa Brigitte Grziwa-Pohlmann (SPD) zu bedenken, die sich entschieden für eine Fährverbindung aussprach: „Wir haben da das Wasser – warum wird das nicht genutzt? Ich finde es gut, Verbindungen zu schaffen – aber ich möchte, dass alle rüber können.“ Die Hamburger Köhlbrandbrücke sei 53 Meter hoch und habe wie die Rader Hochbrücke einen kilometerlangen Anstieg, unterstrich Björn Tuchscherer (FDP): „Deshalb finde ich den Ansatz Fähre auch deutlich besser.“ Zumal schon jetzt Geld für die Sanierung der vorhandenen Brücken fehle. Wer Traditionsschiffe ins maritime Bremen holen wolle, sollte über den Bau von Brücken sehr genau nachdenken, wandte wiederum Kerstin Eckardt (CDU) ein: „Die müssen jedes Mal die Masten umlegen.“
Es gab aber auch andere Stimmen. „Ich bin sehr für diese Brücke und glaube, dass die Überseestadt, Wolmershausen und Rablinghausen durch sie sehr gewinnen“, betonte etwa die stellvertretende Beiratssprecherin Brunhilde Wilhelm (Grüne). „Jugendliche aus Woltmershausen, die in den Skatepark in der Überseestadt wollen, haben das Geld für eine Fähre nicht. Und: Auf eine Fähre muss man warten. Eine Brücke muss auf jeden Fall sein“, meinte auch Thorsten Jahn (SPD).
„Es ist nicht das Ziel, eine 60-Meter-Brücke zu bauen“, glättete schließlich Reinert wieder die Wogen, „ich habe nur die Anforderungen dargestellt. Das muss geklärt werden und wird geklärt.“
Brücke oder Fähre?
24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche: Nur über eine Brücke könnten Bremer rund um die Uhr vom einen ans andere Weserufer gelangen, wie Referentin Sandra Reinert aus dem Verkehrsressort erklärt: „Eine Fähre ist nicht ständig und auch nur jahreszeitengemäß im Einsatz und ich muss sie immer bezahlen – das schließt immer Gruppen aus.“ Beim Thema Fährverbindungen ist aber das letzte Wort noch nicht gefallen, wie der bei der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) für die Entwicklung der Überseestadt verantwortliche Abteilungsleiter Ole Brennecke anmerkt. So sei auch zur Verbesserung des Fährverkehrs zwischen Walle, Gröpelingen, Woltmershausen und Bremen-Nord eine Prüfung in Vorbereitung.