Studenten helfen Schülern aus sozial schwachen Stadtteilen und wohnen im Gegenzug mietfrei – dieses in Gröpelingen bereits etablierte Projekt mit der Bezeichnung "Study Friends" soll jetzt auch nach Bremen-Nord ausgeweitet werden.
2021 hatten Akteure aus mehreren Senatsressorts, finanziell unterstützt von der Deutschen Kindergeldstiftung, die ersten "Study Friends" für ein Engagement im Stadtteil gewonnen. Die Studenten arbeiten fünf Stunden pro Woche an einer Oberschule im Bremer Westen. Im Gegenzug wohnen sie mietfrei in Gröpelingen. Sie bekommen ein WG-Zimmer, für das sie keine Grundmiete zahlen müssen. An den Schulen unterstützen sie als Begleitkraft im Unterricht oder in den Schul-AGs. Über Kooperationsverträge sind mehrere Wohnungsunternehmen in das Projekt eingebunden, konkret Gewoba, Vonovia, Espabau und Brebau.
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In Bremen-Nord hat man die positiven Effekte, die von den "Study Friends" ausgehen, aufmerksam registriert. Es gebe eine "grundsätzliche Verständigung darüber, das Projekt auf den Norden auszuweiten", sagt die Gröpelingen-Beauftragte der Senatskanzlei, Nele Klein. Dort steigen die Wohnungsgenossenschaft Gewosie und der Vermieter der Grohner Düne, Grand City Property, als Partner mit ein.
Der Einsatz der studentischen Helfer soll auf drei Grundschulen in Quartieren konzentriert werden, in denen Kinder jede Form von Unterstützung gut gebrauchen können. Konkret geht es um die Schule am Wasser in Grohn, die Tami-Oelfken-Schule in Lüssum und die Schule an der Landskronastraße in Marßel. "Wie auch im Westen soll die Umsetzung im Norden schrittweise erfolgen", erläutert Nele Klein. Gestartet werde zunächst in der Lüssumer Heide mit voraussichtlich zwei Wohnungen, um das Projekt ausgehend von dort sukzessive auf acht Wohnungen in die anderen Stadtteile hinein auszuweiten.
Entscheidung nicht bereut
In Gröpelingen feierten die "Study Friends" in der vergangenen Woche ein Sommerfest mit ihren Schützlingen. Unter den Studenten, die die acht Spielstationen organisiert hatten und sie nun betreuten, war unter anderem Sargis Poghosyan – einer der vier ersten "Study Friends", die zum Oktober 2021 in die ersten beiden Gewoba-Projekt-WGs in Gröpelingen eingezogen waren. Diese Entscheidung hat der Student der Germanistik und Kommunikationswissenschaften mit armenischen Wurzeln nicht bereut, im Gegenteil: „Ich bin glücklich damit – sonst wäre ich nicht mehr dabei. Es ist schön zu sehen, wie die Kinder sich entwickeln und die Lehrkräfte freuen sich, dass wir da sind.“
Einer der drei Neuen – der angehende Erziehungswissenschaftler Jan Meyer – ist vor zwei Monaten in eine der mittlerweile fünf Gröpelinger "Study-Friends"-Wohngemeinschaften eingezogen und hat vor den großen Ferien an der Oberschule Ohlenhof erste Erfahrungen in der Arbeit mit Schülerinnen und Schülern aus dem Stadtteil gesammelt. Nun waren er und seine Mitstreiter auch über den Schulalltag hinaus gerne für Gröpelingens Nachwuchs im Einsatz: „Wir fanden es cool, ein Sommerprogramm gerade auch für die Kinder und Jugendlichen anzubieten, die in den Ferien nicht wegfahren konnten.“