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Die Zahl minderjähriger Mütter ist in benachteiligten Ortsteilen besonders hoch. 2008 hat sich das damalige Ressort für Frauen, Jugend, Gesundheit und Soziales ausführlich mit dem Thema befasst.
18.07.2018, 22:13 Uhr
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Von Silke Hellwig

Die Zahl der Mütter im Alter unter 20 Jahren ist in Bremerhaven hoch, höher als im Bundesdurchschnitt. 2015 wurden laut Statistischem Landesamt 62 Mädchen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren Mütter, 84 Prozent unehelich, die Zahl der Geburten betrug insgesamt 1162. Das entspricht einem Anteil von 5,3 Prozent. In Bremen lag der Anteil bei knapp drei Prozent, 156 von 5347 Neugeborenen wurden von Frauen im Alter unter 20 Jahren zur Welt gebracht, 74 Prozent von ledigen Müttern. Bundesweit lag der Anteil junger Mütter dieses Alters bei rund zwei Prozent.

Das Statistische Bundesamt teilte vor zwei Jahren mit, dass der Anteil junger Frauen, die vor ihrem 20. Geburtstag Mütter werden, sowohl in Deutschland als auch in der EU sinke. Die Zahl der Neugeborenen mit junger Mutter sei von 2006 bis 2014 von rund 18.400 auf rund 12.100 zurückgegangen. Der Anteil an allen Geburten ging auf 1,7 Prozent zurück. Fast die Hälfte der jungen Mütter war 2014 mit einem Alter von 19 Jahren in der ältesten Gruppe; gut 3300 waren 18 Jahre alt. In der Regel mussten die jungen Mütter ihr Kind ohne Hilfe des Vaters versorgen, so das Statistische Bundesamt.

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2002 wurde in Bremen eine „Arbeitsgemeinschaft Junge Mütter“ gebildet, sechs Jahre später legte das damalige Ressort für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales eine umfassende Untersuchung über Teenager-Schwangerschaften im Land Bremen vor. Zu dieser Zeit, heißt es darin, sei die Zahl der 15- und 16-jährigen Schwangeren nicht nur gering, sondern im Vergleich mit Hamburg und Berlin unauffällig. Erst bei der Anzahl der Mütter im Alter ab 18 Jahren rage das Land Bremen heraus.

Studien belegten, heißt es in dem Papier, dass der größte Teil junger Mütter ungewollt schwanger werde. Bei denjenigen, die ihr Kind zur Welt brächten, handele es sich oft um benachteiligte junge Frauen. „Damit verbunden ist die Hoffnung auf bessere Teilhabe-Chancen in der Gesellschaft, soziale Anerkennung und Perspektive.“ In benachteiligten Ortsteilen wie Tenever, Gröpelingen, Hemelingen, Kattenturm oder Blumenthal sei der Anteil junger Mütter deutlich höher als in anderen Quartieren. Die Sozialhilfequote junger Mütter sei überdurchschnittlich hoch.

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Die Caritas zieht ähnliche Schlüsse. Die Gründe für frühe Mutterschaft in Deutschland seien „noch weitgehend ­unerforscht“. Als Hauptursache gälten ungewollte Schwangerschaften durch risikobehaftetes Verhütungsverhalten. Experten gingen aber auch davon aus, dass der „teils unbewusste Wunsch junger Frauen nach einer eigenen (heilen) Familie“ eine Rolle spiele. „Elternschaft wird als Möglichkeit gesehen, einen sozialen Status sowie Anerkennung zu erwerben, was anders nicht erreichbar scheint.“

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