Der Essener Terrorismus-Experte Rolf Tophoven hält die Reaktion der Innenbehörde auf die Gefahrenlage am Sonnabend für gerechtfertigt. „Je massiver die Polizei auf eine Terrorwarnung reagiert, desto besser.“ Nach Einschätzung von Tophoven, der ein Institut für Krisenprävention leitet, analysiert die militante Islamistenszene sehr genau, wie eine Behörde auf eine Gefahrenlage reagiert: „Welche Gebäude sind gesichert, welche nicht – das wird sich auf der Suche nach Schwachstellen genau angeschaut.“
Gebe es Schwachstellen, seien diese Orte möglicherweise für einen späteren Anschlag prädestiniert. Tophoven: „Terroristen provozieren eigens Polizeieinsätze, um solche Hinweise zu bekommen.“ Darum sei es richtig gewesen, dass in Bremen zahlreiche Beamte mit Maschinenpistolen schon morgens und nahezu überall in der Innenstadt anzutreffen gewesen seien.
Dass dem Verfassungsschutz schon länger die Machenschaften des tatverdächtigen Libanesen bekannt waren, die Polizei aber erst jetzt seine Wohnung durchsuchte, hält Tophoven für gängige Praxis: „Die Beamten wollten den richtigen Zeitpunkt abpassen und nicht nur den Libanesen festnehmen, sondern auch die Männer, die sich mit ihm treffen wollten, um vermutlich ein Waffengeschäft abzuwickeln.“ Darum gehe es eigentlich immer: So viele Tatverdächtige wie möglich zu verhaften, um gleich ein komplettes Netzwerk zerschlagen zu können.
Dieses Vorgehen sei zwar logisch, aber auch gefährlich: „Es besteht das Risiko, den richtigen Zeitpunkt zu verpassen und am Ende niemanden zu erwischen, weil die Verdächtigen mittlerweile abgetaucht sind.“ Das sei schon öfter vorgekommen.