Vielen britischen Fish-and-Chips-Imbissen macht die weltweite Krise zu schaffen. Denn ein Großteil der Zutaten für das britische Nationalgericht wird importiert und der Ukraine-Krieg drückt empfindlich auf die Lieferketten. Die Preise für Sonnenblumenöl und Mehl sind rasant gestiegen, durch Strafzölle auf von russischen Schiffen gefangene Fische könnten auch sie teurer werden, wie vor Kurzem auch der "Spiegel" berichtete. Im Land Bremen berichten Unternehmen, die Meeresfrüchte verarbeiten und verkaufen, von unterschiedlichen Erfahrungen.
"Die Preise sind im Grunde genommen explodiert. Das ist nicht mehr tragbar", erklärt Regina Wöhlke die Situation auf dem deutschen Fischmarkt. Sie ist Inhaberin des Fachgeschäftes "Wöhlke`s Fischerkörbchen" in Schwachhausen, das neben Fisch- und Fischprodukten zum Mitnehmen auch einen Mittagstisch anbietet. Mit Blick auf den Einkauf spricht Wöhlke von 50-prozentigen Preissteigerungen, angefangen beim Sonnenblumenöl. Darüber hinaus seien alle Sorten im Freifang von den Teuerungen betroffen, Zuchtfisch weniger. Und ganz besonders stark der Lachs. "Es muss ein Umdenken bei den Kunden stattfinden, sodass kleine Geschäfte auch in der aktuellen Zeit unterstützt werden, trotz Preissteigerungen", sagt Wöhlke. "Sonst können wir es nicht schaffen". Seit sechzehn Jahren führt Wöhlke ihr Geschäft. Wie es in Zukunft weiter gehen soll, ist ihr nicht klar. Sie habe Existenzängste, sagt sie.
"Eine Inflation von acht Prozent: Darüber können wir nur lachen", sagt Florian Müller, Geschäftsführer des Fischgroßhandels "Westfish" in Bremerhaven. Bei Fischprodukten seien Steigerungen von 30 bis 40 Prozent Minimum. "Westfish" bezieht seine Ware aus der ganzen Welt, von Lieferanten aus Uganda, Asien, Island. Aktuell sei insgesamt wenig Ware auf dem Markt verfügbar, das treibe die Preise. Die Gründe für die Verknappung? Eine unglückliche Verkettung von Umständen, sagt Müller. "In Schanghai stehen die Schiffe im Hafen. Und Dalian, einer der größten Produktionsorte für Fisch in China, war wegen restriktiven Coronabestimmungen monatelang abgeriegelt. Das bedeutete: Kein Fisch aus Asien." Holländische Fischer seien wegen der hohen Spritpreise wochenlang nicht für den Schollenfang rausgefahren, erzählt Müller, und wegen dem Ukraine-Krieg gäbe es Probleme beim Kabeljau und Alaska-Pollack von russischen Flotten. Müller hofft, dass es nicht zu einem völligen Importembargo russischen Fisches und damit weiteren Preissprüngen kommt.
So ist die Lage für Bremer Imbisse und Restaurants
Andere Bremer Betriebe sehen die Situation etwas gelassener, aber auch sie halten sie für durchaus ernst. An eine Geschäftsschließung denke man nicht, müsse die Preise aber deutlich anheben, sagte auf Nachfrage des WESER-KURIER "Karadeniz Fischimbiss" in Gröpelingen. Man wolle die Preise etwa um 25 Prozent anpassen. Das Restaurant "Fisherman's Seafood" berichtet von 80- bis 100-prozentigen Preissteigerungen im Einkauf, weist aber darauf hin, dass die Preise bei Lebensmitteln überall gestiegen seien.
Backfisch und Pommes für den Hunger zwischendurch gibt es beim Imbiss "Fischpirat" in der Bremerhavener Heerstraße. "Wir verkaufen nur Seehechtfilet und Seelachs. Da sind die Einkaufspreise in den letzten Wochen gleich geblieben", erklärt Inhaber Dennis Eckstein. Anders sieht die Situation beim Frittierfett aus. Allein zwischen Dezember und April ist der Preis für zehn Liter Frittierfett laut Eckstein um fast die Hälfte, von 17 Euro auf 25,20 Euro, gestiegen. An den Kunden wolle man die Preissteigerungen aber vorerst nicht weitergeben. Die Restaurantkette Nordsee wollte auf Anfrage des WESER-KURIER keine Stellung zum Thema nehmen.