Vegesack. In Bremen ist der Donner schneller als der Blitz: Politisch ist die Polizeireform zwar noch nicht in allen Details abgesegnet, aber die Umbauplanungen für das Polizeirevier in Vegesack laufen nach Informationen der NORDDEUTSCHEN schon auf Hochtouren. Immobilien Bremen (IB), zuständig für die städtischen Liegenschaften, hat jetzt eine Kostenberechnung für die neue, zentralisierte Anzeigenaufnahme im Bremer Norden vorgelegt.
Weitere Umbauten sollen folgen, wenn der Blumenthaler Einsatzdienst ins Polizeihaus am Sedanplatz zieht. Es wird nach Einschätzung des Innenressorts noch mindestens fünf Jahre dauern, bevor ein geplantes Großrevier im Haven-Höövt-Quartier realisiert werden kann. Wenn der Plan überhaupt umgesetzt wird.
Wie berichtet, hat Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) Ende Juli 2017 seine Pläne zur künftigen Organisation der Polizei in Bremen vorgestellt. Demnach sollen alle Einheiten an sechs Standorten zusammengezogen werden. Einer dieser zentralen Standorte wird demnach Vegesack sein, der dann auch zuständig für Teile des Bremer Westens ist. Zwar steht schon seit Längerem „Nord-West“ auf den Briefköpfen der Polizei, konkret wird die Polizeireform aber erst mit der Umstellung der Anzeigenaufnahme. Und die ist für den Bremer Norden am Revierstandort Vegesack geplant. Wäre es nach Senator Mäurer gegangen, wäre die Zentralisierung schon Anfang des Jahres erfolgt, doch ohne bauliche Maßnahmen geht es nicht.
Bei den geplanten Baumaßnahmen gehe es im Wesentlichen um die Schaffung von zusätzlichen Schreibräumen, die zur Vernehmung beziehungsweise Anzeigenaufnahme benötigt werden, berichtet Rose Gerdts-Schiffler, Sprecherin des Innenressorts. Es gelte, Persönlichkeitsschutz für Anzeigende zu gewährleisten und datenschutzrechtliche Standards einzuhalten. Die geplanten Räume sind rund acht Quadratmeter groß. Immobilien Bremen, das die Umbauten plant, will durch das Aufstellen von Trennwände mehrere Boxen schaffen. Über die Kosten schweigen sich Immobilien Bremen und Innenressort aus. Rose Gerdts-Schiffler spricht für diesen Baustein von einem mittleren bis hohen fünfstelligen Eurobetrag.
Die Arbeiten erstrecken sich auf die Erdgeschossflächen und umfassen im Wesentlichen den Abbruch von Wänden, Deckenarbeiten, Elektroarbeiten, Anpassung des Daten-Netzes. Auch neue Fenster sollen in dem Bereich eingesetzt werden. Rose Gerdts-Schiffler: „Der Auftrag zur Umsetzung der Arbeiten ist ausgesprochen, jedoch muss zunächst der Freizug der Räumlichkeiten erfolgen. In Abhängigkeit hierzu und der Verfügbarkeit von Handwerksfirmen ist von einem Fertigstellungstermin Mitte des Jahres auszugehen.“
Das Ressort erwartet, dass die erforderlichen Haushaltsmittel für die zentralisierte Anzeigenaufnahme in Kürze bereitgestellt werden. Fest steht offenbar schon jetzt, dass der Umbau für die Anzeigenaufnahme nicht die letzte Baumaßnahme in dem vierstöckigen Polizeihaus aus dem Jahre 1972 ist. So ist beispielsweise auch geplant, dass der Einsatzdienst aus Blumenthal hierherziehen soll. Die Kolleginnen und Kollegen bräuchten Umkleideräume, Spinde für ihre Ausrüstung sowie Schreib- und Wachräume, sagt Gundmar Köster, Sprecher der Polizei. Die Polizei schließt nicht aus, dass im gesamten Gebäude Asbest verbaut wurde, was Umbauarbeiten schwierig macht (siehe den Bericht auf dieser Seite). Noch völlig offen ist laut Innenressort hingegen, was die weiteren geplanten Umbauten für die Verlagerung des Einsatzdienstes von Blumenthal nach Vegesack betrifft. Die Kostenerhebung wurde aber schon beauftragt. Die Aussage, dass die Polizeireform politisch noch nicht abgesegnet ist, sei nicht korrekt, betont Rose Gerdts-Schiffler. „Durch die Zielzahlerhöhung bei der Polizei und der hiermit im Kontext stehenden Polizeireform sowie den erfolgten Berichterstattungen in der Innendeputation gibt es einen klaren politischen Auftrag.“
„Viel wurde der Politik vorgestellt“, sagt hingegen der Nordbremer FDP-Abgeordnete Rainer W. Buchholz, „es gab aber noch keine grundsätzliche Abstimmung, ob es eine Reform geben soll – ja oder nein – und wie sie stattfinden soll.“ Ob die Politik hinter einem Polizeibezirk Nord/West steht, werde sich erst am 12. April zeigen, wenn die Innendeputation ein weiteres Mal über die Reform berät. „Die Stärkung des Vegesacker Reviers klingt zunächst nicht schlecht“, meint Buchholz, „ich glaube aber nicht, dass es klug ist, einen weiteren Bereich dazuzunehmen. Gröpelingen und Walle mit abzuarbeiten – das wird nicht problemlos gehen.“
Langfristig strebt die Polizei Bremen einen Zentralstandort in Vegesack an. Die Standorte in Lesum und Blumenthal sollen weiterhin als Reviere erhalten bleiben, werden aber keinen 24-Stunden-Betrieb mehr anbieten. „Zahlen zur Sicherung des künftigen Revierstandortes Blumenthals liegen noch nicht vor. Erste Schätzungen gehen von einem bis zu sechsstelligen Betrag aus. Eine von uns befürwortete perspektivische Verlagerung des Revieres in das alte Rathaus Blumenthal wird derzeit geprüft“, so Rose Gerdts-Schiffler.
Bekanntlich gibt es seit Monaten Verhandlungen, die Polizeiinspektion Nordwest in das neue Wohnquartier Haven Höövt zu integrieren. „Die Polizei und unser Haus halten weiterhin den Standort Haven Höövt für die optimale räumliche Lösung eines neuen Polizeikommissariats im Bremer Norden. Ein gemeinsames Gespräch mit Eigentümervertretern, Polizei, IB und dem Bauamt Bremen-Nord war ermutigend. Alle Seiten können sich eine gemeinsame Verortung des neuen PKs im Neubautrakt des Haven Höövts vorstellen und werden entsprechende Planungen hierauf ausrichten“, sagt die Ressortsprecherin. Fakt sei jedoch auch, dass aus haushaltsrechtlichen Gründen Alternativen geprüft werden müssen. Auch kennt das Innenressort noch keinen Mietpreis für etwaige Räumlichkeiten im Haven-Höövt-Neubau.
Voraussetzung für die Realisierung des Neubaus auf dem Haven-Höövt-Areal werde der geplante städtebauliche Wettbewerb sein. Wann die Polizei in einen Neubau am Haven Höövt zieht, hänge letztlich von baurechtlichen und hochwasserschutzbezogenen Fragen ab, die nach Aussage des Bauamts Bremen-Nord erhebliche Planungszeiten bedingen. Rose Gerdts-Schiffler: „Eine erste Einschätzung ging von einem Realisierungszeitraum von rund fünf Jahren aus.“