„Wir sind mit den Nerven und Kräften am Ende. Langfristig gesehen muss einer von uns seinen Job aufgeben." Reaktionen wie diese hat die Zentrale Elternvertretung (ZEV) von Familien aus Bremen erhalten. Sie wollte wissen, wie zuverlässig die Betreuung in den Kitas der Stadt seit dem Ende der Sommerferien läuft. Von den rund 22.000 Eltern mit Kita- oder Hort-Kindern beteiligten sich 1402 an einer Umfrage. 35 Prozent berichteten von zeitweiligen Einschränkungen des Betreuungsangebots. Knapp 20 Prozent der Eltern konnten ihre Kinder an mindestens fünf der bisher 36 möglichen Betreuungstagen nicht wie vereinbart zur Kita bringen.
"Die Umfrageergebnisse zeigen einmal mehr auf, wie fragil die Kindertagesbetreuung in Bremen an vielen Stellen ist", warnt die ZEV. Die Personaldecke sei in vielen Einrichtungen so dünn, dass Ausfälle sofort zu Einschränkungen des Betreuungsangebots führten. "Es gibt keinen Puffer im System", konstatiert die Elternvertretung. Eine zuverlässige Betreuung sei aber die Grundlage für den Alltag von Eltern und Arbeitgebern.
Laut ZEV sind Frauen insgesamt stärker von den Einschränkungen im Kita-Betrieb betroffen als Männer. Vielfach entstünden daraus spürbare Nachteile im Berufsleben. Abzulesen sind diese Probleme an Kommentaren, mit denen Eltern im Zuge der Umfrage Einblicke in ihren Alltag gegeben haben. Eine Mutter, die gerade ihr zweites Kind zur Welt gebracht hat, schreibt zum Beispiel: "Mein Vorgesetzter drängt mich nun, meine Stunden nach der Elternzeit zu reduzieren. Er meint, ich falle ja noch mehr aus, mit zwei Kindern in der Kita."
Laut Sascha Aulepp (SPD), Senatorin für Kinder und Bildung, kommen aktuell zwei Faktoren zusammen: "Der akute Fachkräftemangel im Zusammenhang mit hohen Krankenständen hat zu Ausfällen geführt." Trotz des Engagements sei es für die Pädagogen der verschiedenen Träger nicht immer möglich, Lösungen zu finden. Es brauche mehr Fachkräfte in den Kitas. "Wir wollen zusätzliche Fachkräfte ausbilden und weitere Beschäftigte, wie zum Beispiel Tagespflegepersonen, in die Kita holen und berufsbegleitend qualifizieren", verspricht Aulepp.
Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl kann die Umfrage aus Sicht des ZEV als repräsentativ bewertet werden. Die Eltern verteilten sich auf sehr viele unterschiedliche Träger. Den größten Anteil macht mit 25 Prozent der stadteigene Träger Kita Bremen aus, gefolgt von der Bremischen Evangelischen Kirche mit gut 21 Prozent sowie den Elternvereinen mit 18,5 Prozent. Laut Elternvertretung entspricht dies in etwa der realen Verteilung der Kita-Plätze.
Weniger repräsentativ fällt der Blick auf die Stadtteile aus. Aus wohlhabenden Stadtgebieten mit einem hohen Bildungsstandard wie Schwachhausen, der Neustadt, Horn-Lehe und der Östlichen Vorstadt kamen die meisten Umfrageteilnehmer. Als Ursache für die geringe Resonanz aus Stadtteilen wie Tenever oder Gröpelingen benennt die ZEV mögliche Sprachbarrieren beim Ausfüllen des Fragebogens.