Kann nur ein Lockdown die vierte Welle brechen? Angesichts der hohen Fallzahlen gibt es immer mehr Rufe nach konsequentem Gegensteuern und Spekulationen über bevorstehende Lockdown-Maßnahmen. Auch in der Bremer Fußgängerzone halten die Menschen weitere Maßnahmen für angebracht.
Renate Madtstedt, 72, Schwachhausen, Rentnerin

Renate Madtstedt
"Die Situation ist sehr bedrückend momentan. Ich kaufe lieber jetzt schon alle Weihnachtsgeschenke ein. Man weiß ja nie, was in einer Woche ist. Wenn man auf die Zahlen blickt, wäre ein erneuter Lockdown sinnvoll. Andererseits aber auch nicht, weil viele Existenzen zusammenbrechen würden. Ich persönlich appelliere lieber an die Vernunft der Menschen: Sie sollen sich impfen lassen. Das Gerede von Ungeimpften über mögliche Langzeitfolgen ist für mich nicht nachvollziehbar. So viele Menschen verreisen nach Übersee. Sie lassen sich ohne großes Hinterfragen gegen Gelbsucht und sonstige Krankheiten impfen. Nur, um Urlaub machen zu können. Und dieselben Menschen hängen das Thema um die Nebenwirkungen der Covid-Schutzimpfung plötzlich an die große Glocke."
Alex Smirnov, 34, Achterdiek, Student

Alex Smirnov
"Ich habe mir bisher zum Thema Lockdown keine Gedanken gemacht. Ich habe auch die Zahlen nicht aufmerksam verfolgt, weiß aber, dass sie steigen. Dementsprechend wäre ein Lockdown angebracht – gerade vor den Weihnachtsfeiertagen. Ich bin vorhin am Weihnachtsmarkt vorbeigelaufen und habe mich über die vielen Menschen dort gewundert. Vielerorts sind die Märkte bereits wieder geschlossen. Ich befürworte den Föderalismus, aber in einigen Bereichen wären bundeseinheitliche Regelungen wünschenswert. Pandemiemanagement wäre einer davon."
Marion Bartels, 27, Ostertor, Studentin

Marion Bartels
"Ich bewege mich in meiner Freizeit viel im Bremer Viertel. Es ist schon auffällig, dass sich die Leute auch ohne Lockdown zurückhalten. Ich habe zum Beispiel letztes Wochenende fest damit gerechnet, in meiner Lieblingsbar keinen Sitzplatz mehr zu finden. Und es war leer – was mich positiv überrascht hat. Aber die Infektionszahlen steigen, weshalb ich mir vorstellen kann, dass es trotzdem wieder einen Lockdown geben wird. Meine Erfahrungen aus den vergangenen Shutdowns haben gezeigt, dass sich vieles nach Hause verlagert. Die Leute treffen sich trotzdem. Viele haben aber auch gesagt, es sei ihnen zu heikel. Das finde ich gut. Ich habe mich in den letzten eineinhalb Jahren daran gewöhnt, weniger feiern zu gehen. Dementsprechen würde mich ein weiterer Lockdown nicht wundern. Und auch nicht stören."
Heinz-Werner Ahrenstedt, 76, Osterholz, Rentner

Heinz-Werner Ahrenstedt
"Also ich erwarte einen Lockdown und halte ihn auch für angebracht. Alles andere zeigt sich als relativ wirkungslos. Ich würde es begrüßen, wenn ein Lockdown möglichst zügig angeordnet werden würde – vor allem auch, um ihn schnell wieder beenden zu können. Ich glaube damit würden alle Weihnachten besser erleben."
Rainer Ulke, 71, Soest (Nordrhein-Westfalen), Rentner

Rainer Ulke
"Ich bin momentan zu Besuch in Bremen. In Soest sind die Inzidenzen zum Glück noch relativ niedrig. Ich denke nicht, dass es einen Shutdown geben wird. Schon gar nicht vor Weihnachten. Das würde die Gastronomie sowie die kleinen und mittleren Unternehmen mächtig schädigen. Ich halte die 2G- und 2G+-Konzepte für eine gute Alternative, um die Inzidenzen wieder runterzubringen. Vorausgesetzt, sie werden strikt durchgeführt. Ich persönlich würde mich sogar für eine 2G-Regelung am Arbeitsplatz aussprechen. Dann wäre auch der Druck auf Ungeimpfte höher."
Lena Wolf, 22, Neustadt, Studentin und in der Gastronomie tätig

Lena Wolf
"Wenn ich einen Blick auf die Infektionszahlen werfe, halte ich einen Lockdown für nicht ausgeschlossen. Sinnvoll wäre er auch. Selbst wenn ich ihn persönlich nicht unterstützen würde. Ich ertrage es einfach nicht mehr, im Lockdown zu sein, gerade in der Studierendenzeit. Ob die Politik diesbezüglich schnell genug handelt, ist schwer zu sagen. Denn es gibt ja durchaus die 2G-Regelungen. Aber wenn ich es auf den Lockdown beziehe, handelt die Politik zu langsam. Vor allem im Vergleich zum vergangenen Jahr, denn da befanden wir uns zum jetzigen Zeitpunkt schon im Lockdown, obwohl die Zahlen viel niedriger waren als jetzt. Letztes Jahr war ich wegen der Schließungen viel alleine, ich saß viel am Schreibtisch. Und das geht definitiv auf die Psyche und tat mir in keinem Fall gut. Trotzdem ist ein Shutdown momentan fast unausweichlich."