Bremen. Das erste Semester als Rektor der Universität Bremen hat Bernd Scholz-Reiter hinter sich. Zum Beginn des Sommersemester zog der Chef „des drittgrößten Arbeitgebers im Land Bremen“, so der Rektor, gestern Mittag Bilanz zu den Herausforderungen der ersten Monate seit Amtsstart im September.
Nach Mercedes und der BLG, so Scholz-Reiter, sei die Universität mit ihren insgesamt 6300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, zu denen er ausdrücklich die studentischen Hilfskräfte dazu zählte, das Unternehmen, das im Bundesland den meisten Menschen einen Arbeitsplatz biete. Vor allem das Dilemma zwischen der Auszeichnung als Exzellenz-Uni und der anhaltenden Unterfinanzierung des Wissenschaftsbetriebs mit Stellenstreichungen, Raumnot und Sanierungsstau schilderte Scholz-Reiter in seinen vielfältigen Aspekten. Positiv verzeichnete er, dass „sich die Uni ständig weiter entwickelt hat im Bereich der Forschung, aber auch in der Lehre“. So sei sie beispielsweise im Ranking der Drittmittelleistung, die die Drittmittel pro Professur definiert, „immer unter den zehn besten in Deutschland, oft sogar auf Platz 1 oder 2. Wir haben eine hohe Leistungsfähigkeit in der Forschung.“
Die einzelnen Maßnahmen der Exzellenzinitiative, die für den Forschungsbetrieb zusätzliche Gelder in Gesamthöhe von etwa 86 Millionen Euro bedeuten, laufen nach Angaben des Rektors inzwischen an. Sie bedeuten zum einen zusätzliche Professorenstellen, Nachwuchs- und Frauenförderung in der Forschung, wirken sich zum anderen aber auch auf die Lehre positiv aus. Die Bewerbungsverfahren für die zusätzlichen Stellen laufen derzeit, so Scholz-Reiter. „Das bedeutet zusätzliches Personal, auch für die Lehre, forschungsrelevante Themen und Jobs für Studierende“, hob er die positiven Effekte hervor.
Zunehmend schwierig sei für die Universität die Grundfinanzierung des Lehrbetriebs. Seit dem Jahr 2000 hat sich nach Angaben des Rektors die Anzahl der Lehrveranstaltungen von 2300 auf 5900 erhöht, „aber wir konnten räumlich nicht mitwachsen“. Auch der Sanierungsstau an den Gebäuden aus den 70er-Jahren bereitet der Unileitung Kopfschmerzen, weil für die Modernisierungsmaßnahmen in dreistelliger Millionenhöhe das Geld fehlt. Exzellenz-Uni auf der einen Seite, Finanzierungsproblem auf der anderen Seite - „das bringt den Rektor in eine paradoxe Situation“, sagt Scholz-Reiter über seine eigene Position.
Der Asta schätzt am neuen Rektor, „dass er immer gesprächsbereit ist“, so David Ittekkot vom Asta-Vorstand. „Aber oft haben wir das Gefühl, dass er nicht ganz versteht, was wir wollen“, sagt Ittekkot über Debatten zur Exzellenz-Initiative. „Er hat noch nicht die ganz großen Impulse gesetzt“, meint der Asta-Vertreter. Wünschenswert sei ein größerer Einsatz für eine bessere Grundfinanzierung der Uni.
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