Am Ende des Sommerurlaubs kehren die meisten Menschen erholt in ihren Alltag zurück. Aber was 200 Fluggäste vergangenen Sonntag bei ihrer Ankunft am Flughafen Bremen erlebten, dürfte die Urlaubsstimmung abrupt beendet haben. Nach achtstündiger Verspätung erreichten sie erst um sechs Uhr morgens ihr Ziel. Doch da war die strapaziöse Reise noch nicht zu Ende: In der Ankunftshalle erwarteten sie zwei weitere Stunden Wartezeit – und völlige Dunkelheit, wie sie sagen. Der Flughafen weist die Vorwürfe zurück.
Als Nejachs und Kira Blumbergs mit großer Verspätung in Bremen eintrafen, wollten sie nur noch eins: ihre Koffer holen und so schnell wie möglich nach Hause fahren. Ihr Flugzeug von Palma de Mallorca nach Bremen sollte eigentlich am Sonnabend um 21.45 Uhr Bremen erreichen. Doch die Maschine der Fluggesellschaft Germania landete erst am frühen Sonntagmorgen an der Weser. Als sie die Ankunftshalle erreichten, sagt Nejachs Blumbergs, erwartete sie noch mehr Chaos: Das Licht war nicht angeschaltet. Keines der Bänder an der Gepäckausgabe bewegte sich. Das richtige Transportband suchten die Bremer vergeblich. Außerdem waren zu der Zeit zwei Maschinen aus dem griechischen Kos und dem türkischen Antalya gelandet, auch diese Fluggäste fanden laut Blumbergs auf den Anzeigetafeln keine Informationen über ihr Gepäck. Dabei waren diese Tafeln die einzige Informationsquelle: Es sollen keine Flughafenmitarbeiter vor Ort gewesen sein.
Warten wird zur Tortur
Lediglich Sicherheitspersonal und Zollbeamte hielten sich in der Ankunftshalle auf, sagt Blumbergs. Sie seien nicht zuständig, sollen sie hilfesuchenden Fluggästen erklärt haben. „Wir alle waren doch in dem dunklen Ankunftsbereich buchstäblich eingesperrt“, sagt er. Auch, weil es in der Ankunftshalle nur wenige Sitzgelegenheiten gibt, wurde das Warten für die gerade zurückgekehrten Urlauber zur Tortur. Schließlich versuchte Blumbergs telefonisch, die Flughafen-Information zu erreichen. Die dortigen Mitarbeiter mühten sich zwar, zu helfen, hätten aber ebenfalls keine Informationen für die Gestrandeten gehabt, sagt Blumbergs. „Ich finde es unmenschlich, dass die Gäste einer verspäteten Maschine so schlecht behandelt werden.“
Nachdem ihr Gepäck schließlich ausgegeben wurde, habe eine weitere Überraschung auf sie gewartet, berichtet Blumbergs: Vor dem Flughafen standen keine Taxis. Auch hätte er sich gerne an das Flughafenpersonal gewandt, sagt Blumbergs. Schließlich bestellte er telefonisch einen Wagen, den sich aber in der Not gleich andere Fluggäste nahmen. Das Fazit der beiden strapazierten Urlauber: „Diese Servicewüste ist eine Schande für die Stadt“. Denn schließlich seien in jedem Flugticket auch Flughafengebühren eingerechnet.
Die Flughafengesellschaft reagiert verwundert auf die Vorwürfe. Natürlich sei die lange Wartezeit in der Ankunftshalle sehr bedauerlich, sagt Sprecherin Andrea Hartmann. Aber sie halte es für mehr als unwahrscheinlich, dass der Bereich laut Blumbergs unbeleuchtet und kein Personal auffindbar war. „Es kamen zu dieser Zeit mehrere Flüge in Bremen an, und natürlich ist die Beleuchtung im Ankunftsbereich eingeschaltet“, so Hartmann. Um diese Uhrzeit sei viel Betrieb am Flughafen. Eine Peak-Phase nennen das die Mitarbeiter. Da seien normalerweise ausreichend personelle Reserven vor Ort, um auf alle Eventualitäten zu reagieren – auch auf verspätete Flüge. Aber es sei in diesem Fall üblich, sagt sie, zunächst die geplanten Flieger abzufertigen. Das führe manchmal leider auch an anderen Flughäfen zu Verzögerungen.
So eine Folgeverspätung hatte die unpünktliche Ankunft der Maschine in Bremen verursacht. Der Flieger war bereits verspätet in Mallorca gelandet, wie die Fluggesellschaft Germania erklärt. Das Bremer Nachtflugverbot verhinderte dann, dass das Flugzeug direkt wieder in Richtung Bremen starten konnte. Eine frühestmögliche Landung war erst für 6 Uhr am nächsten Morgen genehmigt. Germania bedauert den Vorfall ebenfalls und entschuldigt sich bei den Passagieren.
Anmeldung zu spät
Die Anmeldung des Flugs in Bremen sei das Problem gewesen, sagt Flughafensprecherin Hartmann. Die kam so spät, dass keine Personalumplanung mehr möglich war, um die Maschine sofort zu entladen. „Sobald die planmäßigen Verkehre soweit abgefertigt waren, haben sich frei gewordene Mitarbeiter ab 6.30 Uhr sofort um die Maschine der Germania gekümmert“, sagt sie. Die Blumbergs haben sich beim Flughafen und bei der Fluggesellschaft beschwert – bisher ohne Rückmeldung.