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Erschwerter Wechsel zum Sammelbehälter Verwerter geizt mit gelben Tonnen für Bremer

Wertstoffsammler RMG macht es Bremern nicht leicht, an eine gelbe Tonne zu kommen: Mal heißt es, die Nutzung gelber Säcke verbiete den Systemwechsel, mal lohnt sich das Aufkommen angeblich nicht.
10.07.2019, 20:39 Uhr
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Verwerter geizt mit gelben Tonnen für Bremer
Von Justus Randt

Was für ein Sack! Gerd Frömberg ärgert sich schon lange über den empfindlichen gelben Beutel für die Grüner-Punkt-Wertstoffsammlung. „Wir haben Nager in der Nähe, und die reißen die Säcke auf“, sagt der Arberger. Deshalb hätte er gerne eine gelbe Tonne statt der dünnhäutigen und flatterhaften Säcke. Viele Bremerinnen und Bremer, unter ihnen Sabine Blode aus Oslebshausen, teilen diesen Wunsch an die Rohstoffmanagement GmbH (RMG) in Eltville am Rhein. Doch das Wertstoffrecycling-Unternehmen stellt sich quer. Gerd Frömberg hat nach einem zermürbenden Schriftwechsel aufgegeben. „Wir benutzen jetzt die Restmülltonne für Verpackungen.“

Der E-Mails waren innerhalb eines Tages genug gewechselt. Genug für Gerd Frömberg, um das an einem Montag Anfang Juni begonnene Ringen um eine gelbe Tonne schon tags darauf wieder zu beenden. „Ich habe aufgegeben“, sagt er. Dabei hatte alles vielversprechend begonnen: Auf seine Bestellung einer Tonne hin erhielt er eine „automatisierte Empfangsbestätigung“, die mit den verheißungsvollen Worten endete: „Wir werden uns so rasch als möglich um Ihre Anliegen kümmern, Sie brauchen nichts weiter zu tun.“ Pustekuchen, wie sich schnell herausstellte.

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Frömberg wurde aufgefordert, die Personen zu beziffern, die die Tonne nutzen wollen (drei), und sollte beantworten, ob derzeit Säcke benutzt würden (ja). Die Antwort des Unternehmens ließ nicht lange auf sich warten und nahm „Bezug auf Ihre Anfrage für eine gelbe Tonne als zusätzliches Sammelsystem“. Allerdings könne man „nur ein Sammelsystem kostenfrei“ anbieten. „Sind Sie Nutzer von gelben Säcken, ist die Beschaffung einer zusätzlichen gelben Tonne für Sie kostenpflichtig. Beispiel: Zur Aufbewahrung von Gelben Säcken.“ Im Weiteren pries RMG die Vorzüge der gelben Beutel: gut bei Platzmangel, leicht zu transportieren, flexibel bei Mehrbedarf und: „Säcke sind immer sauber.“

Doch damit hatte Gerd Frömberg längst abgeschlossen. Aus seiner Sicht überwiegen die Nachteile. Also fasste er sein Anliegen noch einmal zusammen: „Ich möchte NUR die gelbe Tonne. Die Gelbe Tonne soll den Gelben Sack ersetzen!!!“ Auch RMG blieb eng am Thema: „Da Sie die gelben Säcke als Sammelsystem nutzen, können wir Ihnen keine gelbe Tonne als kostenfreies Zweitsystem zur Verfügung stellen“, lautet die Antwort aus der Endlosschleife. Frömberg ließ es gut sein.

Anders Sabine Blode aus Oslebshausen. Die Zweitsystem-Auskunft hat sie bereits im Winter erhalten und, als sie nachhakt, die endgültige Absage bekommen: Da Ihr Bedarf als Zwei-Personen-Haushalt zu niedrig sei, “können wir Ihnen keine gelbe Tonne zur Verfügung stellen". Aber Sabine Blode lässt sich nicht entmutigen und plant einen neuen Vorstoß. "Die Igel fressen sich durch die Säcke, die Raben hacken drin rum. Ich kenne auch andere kleine Haushalte, die die Tonne haben." Sie erinnert sich an die Zeit vor dem 1. Januar 2018. Das Entsorgungsunternehmen Nehlsen hatte rund 60 000 gelbe Tonnen kostenlos in der Stadt verteilt. Nun geht das angeblich nicht mehr.

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Die Innenbehörde ist dem privatwirtschaftlich organisierten Systembetreiber gegenüber zwar nicht weisungsbefugt, hat sich aber schon häufiger zum Thema Müll im öffentlichen Raum positioniert. Sie vertritt die Ansicht, die Tonne sei zu begrüßen, weil sie stabiler ist und nicht, wie die Säcke, bei Sturm als Windbeutel durch die Straßen geweht wird. Wichtig sei aber: „Jeder kann entscheiden, wie er will“, sagt eine Sprecherin. Kleine Haushalte könnten sich ja zusammentun und gemeinsam eine Tonne nutzen.

Zum Thema Gebührenpflicht will Nina-Kristin Hohmann, die den Kommunalvertrieb beim RMG leitet, nichts sagen. Ohnehin ist die Abfuhr der Leichtverpackungen über das Duale System und den „Grünen Punkt“ abgegolten. Im Vertrag mit Bellandvision aus Pegnitz in Franken, einem der Systembetreiber, die Lebensmittel- und Verpackungsbranche das Wertstoffrecycling organisieren, sei alles geregelt, sagt Hohmann.

„Der Turnus, in dem geleert und abgefahren wird, die Art der Behältnisse – Sack oder Tonne – und welche Größe sie haben.“ Offensichtlich aber ist beides möglich. Hohmann will darauf nicht weiter eingehen. Immerhin sei die Zahl der Tonnen seit der Nehlsen-Ära gestiegen – Details dazu fielen unter das Betriebs- und Geschäftsgeheimnis. Irgendwo gibt es also gelbe Tonnen, und zwar mehr als zuvor. Allerdings macht RMG kein Hehl daraus, dass die Tonnen weniger wohlgelitten sind: „Wir stellen fest, dass das Material aus Bremen, welches in den Behältern gesammelt wird, einen hohen Fehlwurfanteil aufweist.“ Sprich: Da wird unerlaubt Müll unterm gelben Deckel entsorgt.

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Zur Sache

Wertstoffsammlung

Ein weiteres Duales System hat in Bremen als erstem Bundesland die Genehmigung erhalten, neben dem Grünen Punkt und sieben weiteren Unternehmen in den Wertstoffmarkt einzusteigen: die Firma RK Recycling Kontor GmbH & Co. KG mit Sitz in Köln. Für die Verbraucher ändere sich nichts, teilt der Umweltsenator mit: RK habe "dieselben Entsorgungsunternehmen beauftragt". In Bremen ist RMG verantwortlich für gelbe Säcke und Tonnen sowie für Altglas.

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