Die Ermittlungsarbeiten rund um die Brandstiftungen in Bremerhaven gehen voran. Wie die Polizei Bremerhaven mitteilt, konnte die Sonderkommission „BAO Feuer“ mittlerweile mehr als 50 Taten aus den Jahren 2017, 2018 und 2019 einer Reihe von Tatverdächtigen zuordnen. Rund drei Viertel der Straftaten gehen auf das Konto von vier Männern im Alter von 19, 22, 28 und 37 Jahren. Alle vier sitzen in Untersuchungshaft, gegen zwei von ihnen wurde Anklage erhoben.
Schon seit 2017 hält die Brandserie die Polizei in Bremerhaven und Bremen auf Trab. Mal brennen Müllcontainer, mal Parzellen, mal Gegenstände in Fluren von Wohnhäusern, mal Autos. Die von der Polizei gegründete Sonderkommission konnte trotz einiger Ermittlungserfolge 2018 nicht verhindern, dass die Fallzahl mit 101 im vergangenen Jahr auf einem konstant hohen Niveau blieb und zum Jahreswechsel sogar noch stieg.
Neue Bewegung kam in die Ermittlungen im März. Da wurde ein mittlerweile 28-Jähriger festgenommen, der zwischen 2017 und 2019 in vier Häusern in Bremerhaven-Lehe Brände gelegt haben soll. Gegen ihn wurde in der Zwischenzeit Anklage erhoben. Ebenso angeklagt wurde derweil ein junger Mann im Alter von 19 Jahren, dem acht Brandstiftungen zur Last gelegt werden. Er soll sechs Müll- und Altkleidercontainer, ein Kleinkraftrad und eine Parzelle in der Clausewitzstraße in Brand gesetzt haben. Gegen zwei weitere Männer laufen die Ermittlungen noch.
Einer von ihnen ist ein 22-Jähriger, der seit September 2017 sechs Brände in Parzellen und sieben in Wohnhäusern gelegt haben soll. Er fiel den Ermittlern Ende Mai auf, weil er die Löscharbeiten an einer Parzelle sehr aufmerksam beobachtet hatte und auch schon am gleichen Tag bei zwei weiteren Bränden in leerstehenden Gebäuden gesichtet worden war. Der Zweite, ein 37-Jähriger aus dem Stadtteil Wulsdorf, wurde Mitte Juni auf frischer Tat ertappt. Die Polizei beobachtete, wie er ein Auto in Brand setzen wollte. Ihm wird vorgeworfen, 13 Wagen angezündet zu haben.
Unterschiedliche Motive
Im Visier der Ermittler sind der Polizei zufolge auch Mitglieder einer Jugendgruppe aus Leherheide, die Brände im Norden Bremerhavens gelegt haben sollen.
„Die Motive der Täter waren so unterschiedlich wie die Täter selbst“, heißt es in einer Mitteilung der Polizei. Sie weist darauf hin, dass nicht alle Brände absichtlich gelegt worden sind, sondern teilweise auch durch Unachtsamkeiten beim Grillen oder Abflammen von Unkraut entstanden sind.
Die Polizei legt in ihrer Mitteilung ausführlich dar, welchen Aufwand sie in den vergangenen Monaten bei der Ermittlungsarbeit betrieben hat. In Spitzenzeiten seien mehr als 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Aufklärung der Brände beteiligt gewesen. Die Bremerhavener Beamten erhielten personelle Unterstützung von Kollegen aus Bremen. Gemeinsam seien sie, uniformiert und in Zivilkleidung, auf den Straßen unterwegs gewesen, um mögliche Tatorte im Blick zu haben.
Ein weiterer Aspekt der Polizeiarbeit war die Prävention. Im März waren zehn Beamte an zwei Tagen in 27 Straßen unterwegs, um die Bewohnerinnen und Bewohner für Brandstiftungen zu sensibilisieren. Den Polizisten seien dabei in vielen Fällen Häuser aufgefallen, in die ein jeder ohne Schlüssel hinein konnte oder in denen die Treppenhäuser mit Kinderwagen oder Schuhschränken vollgestellt waren.
Aus der Mitteilung der Polizei ist latent Kritik an fehlender Personalausstattung herauszulesen, wenn es heißt: „Insbesondere in Zeiten akuten Personalmangels stellte die Aufgabe eine erhebliche Kraftanstrengung mit einer Vielzahl von Überstunden dar, wobei nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Behörde an ihre Belastungsgrenzen stießen.“
Die Polizei Bremerhaven appelliert an alle Bürgerinnen und Bürger, Unbefugten keinen Zugang zu ihren Wohnhäusern zu ermöglichen und verdächtige Menschen oder Situationen sofort über den Notruf 110 zu melden.