Sollten Sie sich an diesem letzten März-Wochenende der frühlingshaften Aufbruchstimmung zum Trotz irgendwie beraubt fühlen: Ich bin da bei Ihnen. Schließlich verlieren wir in der Nacht auf Sonntag durch die Zeitumstellung mal wieder eine Stunde. Und so ein Sonntag, der nur 23 Stunden hat, stellt einen ja vor ganz neue Herausforderungen, im 0421-Land und überall. Aber in diesem so unendlichen wie schlauen Internet habe ich gelesen, dass wir Zeitdiebstahlsopfer mit der richtigen Vorbereitung ganz leicht verhindern können, deshalb in den kommenden Tagen unter Müdigkeit und schlechter Laune zu leiden. Einer der Tipps: viel Bewegung. Wie gut, dass die Menschen und Bremen und umzu zumindest das besser verinnerlicht haben als der Rest der Republik.
Wie ich darauf komme? Das hat mir eine Online-Arztpraxis namens ZAVA, die mich freundlicherweise per Mail regelmäßig an ihren Erkenntnissen teilhaben lässt, diese Woche mitgeteilt. So hatte sie mittels Umfrage zu ergründen versucht, welches Bundesland das fitteste sein müsste, weil die Menschen dort am meisten Zeit in körperliche Ertüchtigung investieren. Und siehe: Zur Abwechslung hängt Bremen alle anderen auch mal in einer als positiv zu beurteilenden Sache ab. Aber sowas von! Demnach wendet der Bremer Mensch pro Woche durchschnittlich vier Stunden und 44 Minuten für die Fitnessarbeit auf. Da dürfen schon die zweitplatzierten Hessen mit drei Stunden und 22 Minuten als hoffnungslos abgehängt gelten. Es lebe der Sport!
Beim genaueren Nachdenken über dieses bewegende Ergebnis und – schlimmer noch – meinen kläglichen persönlichen Beitrag dazu führt mich das aber zu der Frage: Wo nimmt das 0421-Land die Zeit dafür her? Vier Stunden und 44 Minuten pro Woche – da komme ich nicht mal ran, wenn ich das Gehirnjogging einberechne, das die alltägliche Suche nach den besten Schleichwegen beim Wechsel von der linken auf die rechte Weserseite erfordert. Zumal nicht vergessen werden darf, dass die Bremerinnen und Bremer ja sowieso weniger Freizeit haben als die meisten anderen. Womit wir umgehend beim leidigen Thema Feiertage wären.
Auch das ist diese Woche wieder aufgepoppt, weil die künftige Bundesregierung bekanntlich die Kleinigkeit von einer halben Billion Euro mehr ausgeben will, als in der Kasse ist. Weshalb reflexartig die wenig originelle Forderung aufkam, zur Refinanzierung des Schuldenpakets den ein oder anderen Feiertag zu streichen. Denn ein Tag weniger auf der faulen Haut (oder beim Freizeitsport) steigert das Bruttoinlandsprodukt angeblich um 8,6 Milliarden Euro. Dann mal los! Eine schöne Idee wäre doch, dass es bundesweit einheitlich elf Feiertage gäbe. Wenn der Bovenschulte Andreas (Bremen/zehn Feiertage) das dem Söder Markus (Bayern/regional bis zu 14 Feiertage) im Zuge der Koalitionsverhandlungen begreiflich machen könnte: Meinen Segen hätte er. Und als Zeitdiebstahlsopfer würde ich mich auch gleich viel besser fühlen.
Tagebucheintrag: Seien Sie tapfer, wenn es kommende Woche beim Aufstehen und – gegebenenfalls – Schmieren der Schulbrote für die Kinder plötzlich doch wieder dunkel ist. Auch das geht vorbei.