Katalysator, das ist der Auslöser. Und genau auf den wartet Bremen bei der Entwicklung seiner Innenstadt. Helfen soll ein Unternehmen, das die Aufgabe im Namen trägt: Urban Catalyst. Die Berliner beraten und moderieren. In Bremen tun sie das zurzeit noch hinter verschlossenen Türen – mit Kreativen, Investoren, Einzelhändlern, Marketingexperten, Verwaltungsleuten und Politikern, die sich bei sogenannten Table-Talks austauschen. Der Auftrag kommt von Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke), Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne) und der Handelskammer. In einem Thesenpapier, das dem WESER-KURIER im Entwurf vorliegt, werden erste Ergebnisse festgehalten. Sie können das Unterfutter für den Innenstadt-Gipfel am Mittwoch sein.
„Sofort starten“, ist einer der Punkte überschrieben. Auf die Krise der Innenstadt müsse mit einem „Ausnahmezustand“ reagiert werden. Heißt: Besondere Formate beim Planen und Umsetzen, damit es schneller geht. Ausnahmeregelungen schaffen, um zum Beispiel mehr Wohnen zwischen Wall und Weser zu etablieren. Wenn Geschäfte leer stünden, was während der Corona-Krise beschleunigt vorkomme, sollten die Schaufenster nicht zugeklebt werden, sondern sich für Kultur und Kunst öffnen.
Als Stichwort wird in dem Thesenpapier die in Bremen viel beschworene „Zwischennutzung“ genannt. Ad-hoc-Maßnahmen wünschen sich die Teilnehmer der Diskussionsrunden auch für den öffentlichen Raum. Als Beispiele werden in diesem Zusammenhang die Wallanlagen, das Weserufer und die Martinistraße angeführt.
Für die Finanzierung dieser kurzfristigen Projekte, im Gespräch ist dem Vernehmen nach ein Ansatz von zehn Millionen Euro, verweisen die Autoren des Papiers auf den 1,2 Milliarden Euro schweren „Bremen-Fonds“, der für die Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen von Corona aufgelegt wurde. Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) denkt offenbar in die gleiche Richtung. Er erklärte vergangene Woche in der Bürgerschaft, dass der Senat für die Innenstadt ein Aktionsprogramm plane, das mit einem entsprechenden Budget ausgestattet werde.
„Bremer Erklärung“ nach dem Gipfel
Außerdem, heißt es, solle es nach dem Gipfel im Rathaus eine „Bremer Erklärung“ geben. Teilnehmer sind neben den vier Ressorts Wirtschaft, Bau, Finanzen und Senatskanzlei alle Fraktionsvorsitzenden, die maßgeblichen Investoren, Vertreter der Wirtschaft, der Arbeitnehmer, des Beirats Mitte und der Architektenkammer.
Die Bausenatorin hatte sich einen größeren Kreis gewünscht: Kreative, Gastronomen, Veranstalter, auch junge Leute. Wegen der Corona-Bedingungen war das aber nicht möglich. Von Schaefer stammt vor diesem Hintergrund mutmaßlich die Forderung in dem Thesenpapier, die Jugend stärker einzubeziehen. Wörtlich heißt es, dass ein Table-Talk „Junges Bremen“ einberufen werden solle. Weitere Punkte der Aufstellung sind, die Innenstadt besser mit den angrenzenden Quartieren, speziell mit dem Viertel, zu verbinden. Der heute nach außen verlagerten Wissenschaft einen Platz zu verschaffen. Mehr Nachtleben und Internationalität in die City zu holen. Konsumfreie Orte zu stiften. Und generell einen neuen Nutzungsmix zu kreieren. „Die Innenstadt ist nicht nur der Einzelhandel“, sagt Schaefer, „wir müssen in anderen Kategorien denken.“