Die Wissenschafts- und Gesundheitspolitiker der Bürgerschaft sollen in einer gemeinsamen Sitzung die Möglichkeiten einer Medizinerausbildung in Bremen erörtern. Dafür hat sich am Mittwoch die Bürgerschaft mit breiter Mehrheit ausgesprochen. Die SPD machte zwar aus ihrer Skepsis gegenüber dem Aufbau einer medizinischen Fakultät an der Universität keinen Hehl, wollte aber letztlich einer weiteren Debatte über das Thema nicht im Wege stehen.
Ausgangspunkt war ein Antrag der CDU, eine Machbarkeitsstudie zur Errichtung einer solchen Fakultät in Auftrag zu geben. Bremen, so begründete Fraktionschef Thomas Röwekamp den Vorstoß, habe „einen Riesenbedarf“ an Medizinern, „und wir werben dafür, diese Nachfrage auch in Bremen zu befriedigen“. Eine gesundheitswirtschaftliche Infrastruktur, die ein solches Vorhaben begünstige, sei bereits vorhanden. Jeder achte Bremer arbeite inzwischen im Gesundheitssektor.
Außerdem existierten an der Universität mit den Studiengängen Public Health, Pflegewissenschaft und dem Schwerpunkt Medizinrecht innerhalb der juristischen Fakultät bereits einige Elemente, an die sich ein Medizinstudiengang anlehnen könne. „Es wird nicht ganz billig“, räumte Thomas Röwekamp an. Doch auch hohe Anfangsinvestitionen könnten sich schlussendlich rentieren.
Für die SPD warnte Arno Gottschalk davor, dass sich Bremen mit dem Aufbau eines Medizinstudiums finanziell verheben könnte. In Augsburg werde mit Hilfe des Landes Bayern ein ähnliches Projekt verfolgt, die Kosten würden dort auf eine Milliarde Euro geschätzt. In solchen Größenordnungen könne Bremen nicht mithalten. „So schön das wäre, es wird wohl ein Luftschloss bleiben“, dämpfte Gottschalk die Erwartungen. Zudem hätten auch andere Fachbereiche der Bremer Uni finanzielle Erwartungen an die Politik, Stichwort Exzellenzinitiative.
Sympathien für das Projekt
Keine Einwände hatte Gottschalk gegen Überlegungen, die Zusammenarbeit mit etablierten Medizinstudiengängen anderer Hochschulen zu intensivieren, etwa über die akademischen Lehrkrankenhäuser Bremens, die jetzt schon mit entsprechenden Unis kooperieren. In dieser Richtung argumentierte auch Magnus Buhlert (FDP). Er sprach von einem „Klebeeffekt“, der sich einstelle, wenn angehende Ärzte während ihrer Aufenthalte an Bremer Krankenhäusern die Stadt schätzen lernen.
Für einen solchen „Klebeeffekt“ gebe es keine Garantie, wandte Henrike Müller ein. Die Wissenschaftspolitikerin der Grünen zeigte sich dennoch aufgeschlossen gegenüber der Idee, an der Bremer Uni mittelfristig auch Mediziner auszubilden. Und auch Miriam Strunge (Linke) ließ Sympathien für das Projekt erkennen. Einziger Unterschied zum Antrag der Christdemokraten: Nicht externe Gutachter, sondern die Fachleute der Bremer Wissenschaftsbehörde sollen aus Sicht der Linksfraktion die Chancen eines Medizinstudiengangs an der Uni beurteilen. Auch dürften die bestehenden Fachbereiche nicht unter einer Umschichtung von Mitteln leiden.