Nach den starken Unwettern vom Dienstagabend kann es laut Deutschem Wetterdienst (DWD) am Donnerstag in Bremen und Niedersachsen erneut zu Gewittern und sehr starken Regenfällen kommen. Hamburg, Bremen, Hannover und Schwerin gehören zu den Städten, für die die zweithöchste Unwetter-Warnstufe veröffentlicht wurde.
Am stärksten betroffen wird wohl der Streifen von Südwestniedersachsen über Vechta und Bremen bis nach Hamburg und ins Wendland sein, wie ein DWD-Sprecher am Donnerstagnachmittag sagte. Heftiger Starkregen werde etwa ab 18 Uhr bis Freitag gegen 10 Uhr erwartet, danach soll sich die Lage beruhigen.
Erwartet werden dem DWD-Sprecher zufolge 30 Liter bis 60 Liter Regen pro Quadratmeter, teils sind lokal aber auch 100 Liter bis 150 Liter in der Spitze möglich – davor wird etwa im Landkreis Nienburg gewarnt. "Unter anderem sind Überflutungen von Kellern und Straßen sowie örtliche Überschwemmungen an Bächen und kleinen Flüssen möglich", warnte der Deutsche Wetterdienst. Konkret mahnten die Meteorologen: "Schließen Sie alle Fenster und Türen! Vermeiden Sie möglichst den Aufenthalt im Freien!"
Bremer Feuerwehr bereitet sich auf Unwetter vor
Die Bremer Feuerwehr bereitet sich auf einen einsatzreichen Abend und eine einsatzreiche Nacht vor. Wie ein Sprecher dem WESER-KURIER am Nachmittag erklärte, habe man die Lage bewertet und das "Portfolio der Einsatzkräfte" erweitert. So sei das Technische Hilfswerk (THW) bereits vorab informiert worden. Auch die Leitstelle der Feuerwehr sei verstärkt worden, ebenso seien weitere Personen in Rufbereitschaft, um an den neuralgischen Punkten maximal stark besetzt zu sein.
Warnung vor Hochwasser in Niedersachsen
Angesichts der drohenden Unwetter mit heftigen Regenfällen hatten Experten am Donnerstag schon vor möglichen Hochwassern in Niedersachsen gewarnt. "Ab heute Nachmittag bis in die Morgenstunden zum Freitag sind aufgrund von lokal teils extrem heftigen Starkregen starke Wasserstandsanstiege insbesondere in Bächen und kleineren Flüssen möglich", teilte die Hochwasservorhersagezentrale in Hildesheim mit. Am späten Nachmittag hat der DWD dann eine amtliche Gefahrenmitteilung herausgegeben, die auch Süd-Niedersachsen betrifft. Ein extremes Gewitter mit Tornadogefahr, Orkanböen, Starkregen und großem Hagel bewege sich von Nordhessen ins südliche Niedersachsen, hieß es.
Erhöhte Tornadogefahr
Von den Unwettern betroffen ist zunächst ein Streifen, der sich von Aachen und dem Niederrhein über Düsseldorf und das Ruhrgebiet bis nach Münster und Bielefeld erstreckt. Dort könnte es innerhalb von sechs Stunden zwischen 40 und 80 Liter Niederschlag pro Quadratmeter geben. Punktuell könnten sogar bis zu 100 Liter Regen pro Quadratmeter vom Himmel prasseln, hieß es. Für die betroffenen Regionen hat der DWD ebenfalls die zweithöchste Unwetter-Warnstufe ausgegeben.
Die im Süden und Südwesten aufkommenden Gewitter erreichten rasch Unwetterpotenzial und kommen bis zum Abend über die Mitte bis in den Osten voran, warnte der DWD. Außer örtlichem Starkregen seien schwere Sturmböen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100 Stundenkilometern möglich, aber auch Orkanböen wurden nicht ausgeschlossen. Hagel mit bis zu fünf Zentimeter Korngröße sei wahrscheinlich, hieß es in einem mittags herausgegebenen Warnlagebericht. In einem Streifen vom östlichen Nordrhein-Westfalen über Hessen bis nach Unterfranken, Thüringen und das südliche Sachsen-Anhalt drohe erhöhte Tornado-Gefahr.
Störung beim DWD
Angesichts der bereits an den Vortagen angekündigten Unwetter war die Webseite des Deutschen Wetterdienstes offenbar stark gefragt – vorübergehend konnte die Seite nicht geladen werden. Aktuell ist der Internetauftritt des Deutschen Wetterdienstes nur eingeschränkt erreichbar. Auf der Homepage heißt es: "Sie befinden sich auf der DWD-Sicherheitswarnseite, die unter www.wettergefahren.de zu erreichen ist. Auf dieser DWD-Site werden nur die DWD-Warnungen und aktuelle Wetterinformationen bereitgestellt. Dieses Angebot wird bei Überlast, Störungen und in Wartungsphasen des regulären Internetauftritts www.dwd.de auch unter www.dwd.de angezeigt."
Einschränkungen im Bahnverkehr durch Unwetter möglich
Die Deutsche Bahn warnt wegen des drohenden Unwetters vor Einschränkungen im Zugverkehr in "großen Teilen Deutschlands". "Reparaturtrupps und Einsatzfahrzeuge sind in Bereitschaft versetzt, um Unwetterschäden an Oberleitungen und Hindernisse im Gleisbett, wie umgestürzte Bäume oder Teile von Dächern, Planen und Unrat, zu beseitigen", sagte ein Bahnsprecher am Donnerstag. Reisende sollten sich in jedem Fall im Vorfeld noch einmal online informieren, ob ihr Zug wie geplant fährt.
Wer für diesen Donnerstag oder Freitag ein Bahn-Ticket gebucht habe, könne die Fahrt auf einen späteren Termin verschieben. "Die Zugbindung ist aufgehoben. Das Ticket gilt dabei für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort, auch mit einer geänderten Streckenführung. Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden", teilte die Bahn mit.
An den beiden größten Flughäfen in Nordrhein-Westfalen hatte die Unwetterwarnung zunächst keine Konsequenzen. Ein Sprecher des Flughafens Köln/Bonn sagte, dass der Flugbetrieb wie geplant fortgesetzt werde. "Wir beobachten die Wetterlage sehr genau und sind entsprechend vorbereitet." Ein Düsseldorfer Airport-Sprecher äußerte sich ähnlich. "Im Moment deutet nichts darauf hin, dass es wegen des Unwetters Änderungen im Flugbetrieb geben könnte", sagte er.
Unwetter von Dienstagnacht war laut Wetterdienst außergewöhnlich für Bremen
Etwa 35 Liter Regen pro Quadratmeter in nur etwas mehr als einer halben Stunde waren zeitweise am Dienstagabend in Bremen niedergegangen: Das war für die Hansestadt laut eines DWD-Sprechers auffällig. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Regenmenge eines ganzen Monats beträgt 60 Liter pro Quadratmeter. Starkregen und Gewitter sorgten daher in der Nacht zu Mittwoch (21. Juni 2023) für rund 250 Einsätze für die Feuerwehr in Bremen. In den meisten Fällen mussten vollgelaufene Keller leer gepumpt werden. Verletzte gab es nach bisherigen Erkenntnissen nicht.
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Für die Natur waren die Regenfälle ein Segen: Nach wochenlanger Trockenheit und hohen Temperaturen war vielerorts in Deutschland die Waldbrandgefahr gestiegen. Die aktuellen Niederschläge dürften für ein wenig Entspannung gesorgt haben. Ab Freitag könnte sich die Wetterlage wieder beruhigen: Nach dem Regen soll es auflockern, die Temperaturen sollen erneut auf bis zu 27 Grad steigen.
+++ Hinweis: Dieser Artikel wurde am 22. Juni 2023 um 17.30 Uhr aktualisiert. +++