Jennyfer Arnedo Grados schwärmt von ihrem Beruf. Genauer gesagt: von ihrer Ausbildung. „Ich hätte mir nichts Besseres und nichts Passenderes aussuchen können.“ Die 24-Jährige ist im zweiten Ausbildungsjahr zur examinierten Altenpflegerin. Und sie sagt das zu einem Zeitpunkt, in dem die Pflege vor allem über den Fachkräftemangel und dessen negative Folgen für Krankenhäuser, ambulante Pflegedienste und Altenpflegeeinrichtungen wahrgenommen wird. Sie hat sich trotzdem für die Pflege entschieden. Und sie kann dies nur empfehlen, wie sie sagt.
„Ja, diesen Personalmangel gibt es, und das macht sich auch in unserer Einrichtung bemerkbar. Aber genau deshalb muss möglichst viel dafür getan werden, dass sich junge Menschen für diesen fantastischen Beruf entscheiden“, sagt die Auszubildende. Für sie bedeutet dies neben attraktiven Arbeitsbedingungen wie einer angemessenen Bezahlung von Auszubildenden und Fachkräften und verlässlichen Dienstplänen auch mehr Werbung für den Beruf. „In der Bevölkerung scheint das Berufsbild der Pflegekraft vorwiegend damit verbunden zu sein, dass Bettpfannen weggebracht werden.
Dieses Bild ist falsch, weil es nicht komplett ist und an der zentralen Bedeutung meilenweit vorbeigeht“, sagt sie. „Es geht darum, Menschen zu unterstützen, die auf Hilfe angewiesen sind. Wenn ich ihnen diese Unterstützung geben kann, dann leiste ich etwas wirklich Wertvolles, was diese Menschen und auch mich zufrieden macht. Wir Pflegekräfte arbeiten mit Herz, und wir arbeiten mit Menschen, das vergessen viele.“
Jennyfer Arnedo Grados wollte schon immer mit Menschen arbeiten. Die 24-Jährige stammt aus Peru, in ihrem Heimatland hat sie bereits in Freiwilligen-Projekten mit Kindern gearbeitet. Vor gut drei Jahren ist sie als Aupair nach Deutschland gekommen und lebte zunächst in Bayern. Nach der Aupair-Zeit bewarb sie sich in einem Kindergarten, merkte aber schnell: „Kinder haben wohl zu viel Energie für mich“, wie sie heute erzählt. In Bayern lernte die junge Peruanerin schließlich ihren heutigen Freund kennen, mit dem sie nach Ganderkesee gezogen ist.
An dem Wunsch, in ihrem künftigen Beruf mit Menschen zu arbeiten, hat sie festgehalten – zunächst in einem Freiwilligen Sozialen Jahr im Ella-Ehlers-Haus, einem Pflegeheim der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Gröpelingen. „Das ist eine hervorragende Möglichkeit, um einen Einblick in den Beruf als Altenpflegekraft zu bekommen. Man begleitet Bewohner, geht mit ihnen spazieren, hilft bei Besorgungen, liest vor und unterhält sich mit den älteren Frauen und Männern.“
Die Auszubildenden sind gefordert
Jennyfer Arnedo Grados wollte mehr Verantwortung übernehmen. Die Bremer Einrichtung hat ihr die Möglichkeit für eine Ausbildung gegeben – und sie hat das Angebot angenommen. Die Auszubildenden sind gefordert, wie die 24-Jährige betont. Den praktischen Teil ihrer Ausbildung absolviert sie in der jeweiligen Einrichtung, theoretisches Wissen wird im Blockunterricht an der Berufsfachschule vermittelt. 2020 wird sich die Struktur ändern, dann tritt bundesweit die sogenannte generalistische Pflegeausbildung in Kraft. Das bedeutet: Die bisherigen Ausbildungen der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege werden zusammengefasst.
Die 24-Jährige hält das für einen guten Weg, um die Qualität weiter zu verbessern. Ob es mit der Reform allerdings gelingen wird, auch mehr junge Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen, daran hat die junge Peruanerin so ihre Zweifel, wie sie sagt. Das Interesse sei aus ihrer Sicht bislang gering. Schüler müssten Praktika machen, in Pflegeeinrichtungen gebe es aber selten Praktikanten. In den Schulen müsse mehr für die Pflege und ihren Wert für die Gesellschaft geworben werden.
„Auch wenn der direkte Vergleich hinkt: Warum ist das Treten gegen einen Fußball in der öffentlichen Wahrnehmung offenbar bedeutsamer als das Pflegen von Menschen?“, fragt die 24-Jährige. „Wenn ein Fußballprofi von Werder Bremen mal für einen Tag in einer Pflegeeinrichtung aushelfen würde, mit Bewohnern spazieren geht und ihnen vorliest – vielleicht wäre das ja eine gute Werbung“, schlägt die 24-Jährige vor – und denkt an den ebenfalls aus Peru stammenden Claudio Pizarro.