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Kurze Krippenspiele statt langer Messen Bremer Kirchen planen Weihnachtsgottesdienste unter Corona-Bedingungen

Bis zu 60.000 Besucher drängen an Heiligabend in die Bremer Gottesdienste. Undenkbar unter Corona-Bedingungen. Die Kirchen planen darum schon jetzt, welche Angebote in der Weihnachtszeit möglich sind.
20.09.2020, 08:34 Uhr
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Bremer Kirchen planen Weihnachtsgottesdienste unter Corona-Bedingungen
Von Timo Thalmann

Der Spekulatius in den Supermärkten deutet es an: Noch elf Wochen bis zum ersten Advent, 15 Wochen bis Weihnachten. Grund genug für die christlichen Kirchen, sich Gedanken über ihre Feiern und Gottesdienste am Heiligen Abend und an den Weihnachtsfeiertagen zu machen. Denn an diesen Tagen sind die Kirchen traditionell gut gefüllt, auch mit Besuchern, die sich sonst das ganze Jahr über bei keinem Gottesdienst blicken lassen.

So wie immer kann es in Zeiten der Corona-Pandemie aber nicht werden. Die durchschnittlich 5000 Besucher, die an Heiligabend zum Beispiele in die Gottesdienste des St. Petri Doms drängen, werden nicht mehr erlaubt sein. Unter Pandemiebedingungen sind dort nur noch 250 Besucher pro Gottesdienst zugelassen. Was also tun mit den insgesamt rund 60.000 Besuchern, die etwa die Bremer Evangelische Kirche (BEK) jedes Jahr am 24. Dezember in ihren Gotteshäusern verzeichnet?

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Zu mehr, dafür aber kürzeren Gottesdiensten rät der Trierer Theologe Marius Linneborn, Leiter des Deutschen Liturgischen Instituts, das für die Katholische Kirche Empfehlungen und Vorgaben für die Abläufe von Gottesdiensten entwickelt. „Abstand halten – sowohl zeitlich als auch räumlich“ müsse ein Grundsatz bei der Planung lauten, sagt Linneborn im Interview mit dem Kirchenboten, der Zeitung für das Bistum Osnabrück, zu dem auch die Katholischen Kirchengemeinden in Bremen gehören. Das bedeutet mehr kurze Krippenfeiern und keine langen Christmetten. „Jede Pfarrei sollte außerdem alle Kirchenräume nutzen, die sie hat – auch solche, in denen sonst nicht regelmäßig Gottesdienste stattfinden.“

In ähnliche Richtung denken auch die protestantischen Christen. „Wir haben an die Gemeinden appelliert, sich frühzeitig Gedanken zu machen, was bei ihnen am 24. Dezember möglich sein wird oder welche Alternativen in Frage kommen“, sagt Sabine Hatscher, Pressesprecherin der BEK. Die Landeskirche wolle die Gemeinden insbesondere bei Veranstaltungen unter freiem Himmel unterstützen. Schon jetzt empfiehlt sie, auch dafür mit Abstand und Maske zu planen und zum Beispiel Vor- und Parkplätze von Kirchen und Gemeindehäusern auf ihre Kapazitäten zu prüfen.

Genug Platz auf Markt- und Sportplätzen

Auch benachbarte Markt- und Sportplätze böten genug Platz, um Weihnachten Open-Air auf Abstand zu feiern. „Wir bieten dafür Unterstützung an, zum Beispiel um Strom, Licht und Beschallung zu organisieren“ sagt Hatscher. Zentral am St. Petri Dom wird ebenfalls über eine Bühne vor der Kirche nachgedacht, man sei da in Gesprächen mit der Stadt. Das Problem: So lange nicht endgültig klar ist, wie und wo der Weihnachtsmarkt den Platz belegt, kann das nicht verbindlich geplant werden.

Schon jetzt in Vorbereitung für Open-Air-Angebote während der gesamten Adventszeit sind speziell gestaltete Lichtertüten, in die Kerzengläser gestellt werden können. Neben einer schönen Atmosphäre sorgen sie auch dafür, dass sich Gottesdienst-Zettel im Dunkeln besser lesen lassen. Noch bis zum 25. September können die Gemeinden die gewünschte Menge beim Amt für Öffentlichkeitsarbeit der BEK bestellen.

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In einzelnen Gemeinden sind die Planungen schon sehr konkret geworden. Pastor Norbert Harms von der Findorffer Lutherkirche hat mit seinen Kollegen und Kolleginnen für den 24. Dezember bereits zehn kurze Gottesdienste im Pfarrgarten verabredet. „Jeweils zur halben und zur vollen Stunde von 14.30 bis 19 Uhr wird es ein nur gut 15 Minuten langes Angebot geben“, sagt Harms.

Selbst bei Kälte und schlechtem Wetter sei eine Viertelstunde im Freien vertretbar, findet er. Parallel dazu wolle man die Kirche durchgehend öffnen. Dort könne man still verweilen, für sich zur Ruhe kommen oder einfach die Krippe betrachten. Rund 100 Besucher gleichzeitig sind zugelassen. „Das regeln wir wie im Museum mit Eintrittschips, die am Eingang ausgegeben und beim Verlassen wieder abgegeben werden.“

Gottesdienst auf CD

So hofft man in Findorff, dem erwarteten Besucheraufkommen Herr zu werden, denn nicht nur die Innenstadtgemeinden sind Publikumsmagnete. „Wir haben an Heiligabend sonst in sechs Gottesdiensten auch über 3000 Besucher“, sagt Harms. Im Pfarrgarten reicht der Platz für 150 Menschen, selbst bei zehn kurzen Gottesdiensten ist die Kapazität damit halbiert. Deshalb hat sich die Gemeinde noch etwas Besonders ausgedacht: Es wird einen vorab in der Kirche aufgenommenen Gottesdienst auf CD geben, tatsächlich nur Ton.

„Aber das genügt, es gibt den vertrauten Klang, die vertrauten Stimmen für zu Hause“, sagt Harms. Die CD könne man im Kirchenbüro bestellen und abholen. Das Angebot ist vor allem für ältere Menschen gedacht, die mit Online-Angeboten weniger anfangen können. Aber auch das wird es geben: Die Konfirmandengruppen planen ein digital aufbereitetes Krippenspiel für die Webseite der Gemeinde.

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Singen und Corona

Kleine Gesangsgruppen mit höchsten vier Leuten, in großem Abstand zur Gemeinde, etwa auf einer Empore, sind seit wenigen Wochen in Kirchen gestattet. Doch in diesem Jahr wird die stille Nacht zumindest gesanglich weitgehend tatsächlich still bleiben.

Das Risiko gilt als zu groß. Dabei haben Studien gezeigt, dass nicht der Gesang selbst für mehr Aerosole und damit erhöhte Infektionsrisiken sorgt, sondern die Lautstärke. Die Kirchen gehen gleichwohl auf Nummer sicher. Gesungen wird auch an Weihnachten wohl nur unter freiem Himmel. Das evangelische Posaunenwerk koordiniert dazu den Einsatz der Bläser-Ensembles. Die Gemeinden sollen ihre Wünsche beim Landesposaunenwart anmelden.

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