Für Rudolf Robrahn, Vorsitzender des Bremer Schaustellerverbands, steht fest: "Ich verkaufe seit über 20 Jahren 'Lumumba' an meinem Stand und werde es jetzt nicht ändern, es hat Tradition." "Lumumba" heißt ein Getränk, das aus Kakao, einem Schuss Rum und meist einer Sahnehaube besteht. Gerne wird es auf Weihnachtsmärkten ausgeschenkt. Gehört der Name bald der Vergangenheit an? In Frankfurt wird ein Namensverbot gefordert.
Wer und was steckt hinter dem Namen "Lumumba"?
Der kongolesische Politiker Patrice Lumumba war der erste Regierungschef des unabhängigen Kongo und bekämpfte den Einfluss der ehemaligen belgischen Kolonialmacht. Nach dem Rückzug der Belgier hatte sich die Republik Kongo Ende 1960 für unabhängig erklärt. Kurze Zeit später wurde Lumumba ermordet. Auf Anfrage erklärt Christoph Sonnenberg, Sprecher des Bremer Wirtschaftsressorts: „Die Bezeichnung ‚Lumumba‘ für ein Heißgetränk ist nicht mehr zeitgemäß, da sie rassistische Stereotype reproduziert und der historischen Bedeutung von Patrice Lumumba nicht gerecht wird."

Patrice Lumumba war von Juni bis September 1960 erster Ministerpräsident des unabhängigen Kongo. Er starb im Jahr 1961 nach Folter durch politische Gegner, unterstützt von belgischen Offiziellen.
Wie ist die Debatte entstanden?
Der Journalist Simon Inou hatte 2011 in einem Wiener Café das Getränk probiert und auf Facebook darüber gepostet. 2023 ist die Thematik durch ein Posting auf X (ehemals Twitter) von der Ex-Grünen-Politikerin Annalena Schmidt aufgewirbelt worden, die die Bezeichnung des Getränkes nach Patrice Lumumba als rassistisch erachtet. In diesem Jahr wurde die Debatte durch eine Forderung nach einer Namensänderung in Frankfurt am Main neu entfacht.
Wie reagieren die Schausteller?
Robrahn erklärt, dass er erst kürzlich auf die Debatte aufmerksam gemacht worden sei. Ihn ärgere das Thema. "Ich erkenne da keine rassistischen Zusammenhänge zwischen dem Getränk und dem Herren", sagt er. Zwar verstehe er die Ansätze und erkennt, dass der Kakao als dunkelbraunes Getränk und mit dem alkoholhaltigen Schuss "unglücklicherweise" Parallelen zu der Geschichte von Lumumba aufweise. Aber rassistische Motive würden nicht dahinterstecken. "Ich habe das Getränk so kennengelernt, da denkt sich niemand was bei", meint er.
Er findet es ungerecht, wenn nun Rassismus-Vorwürfe gegen ihn oder andere Standbetreiber im Raum stünden. "Berliner regen sich auch nicht darüber auf, dass ein Gebäck so heißt wie sie", sagt er. "Es kommt mir so vor, als hätten wir keine anderen Probleme in unserem Land." Sollten die Vorwürfe jedoch lauter werden, würde er das Heißgetränk umbenennen.

Oft wird die heiße Schokolade mit einem alkoholhaltigen Schuss noch als ”Lumumba” vermarktet.
Wie sieht es in Bremen aus?
"Wir werden im Hinblick auf künftige Veranstaltungen Gespräche mit den Standbetreibern führen, um sie dahin gehend zu sensibilisieren“, sagt Ressortsprecher Sonnenberg. Auf dem Bremer Weihnachtsmarkt wird das Getränk an vielen Ständen noch "Lumumba" genannt, vereinzelt findet man aber auch Varianten wie "Lu Mumba", "Tante Inge" oder "Kakao mit Rum".
Wie reagieren andere Städte auf den Rassismus-Vorwurf?
Die Tourismus und Congress GmbH in Frankfurt fordert ein Namensverbot: "Sollten Sie ein Getränk im Angebot haben, welches Sie als ‚Lumumba‘ bezeichnen, möchten wir Sie eindringlich bitten, den Namen zu ändern und es auf Schildern unkenntlich zu machen". Stattdessen solle das Getränk schlicht "Heiße Schokolade oder Kakao mit Rum" genannt werden. Ebenfalls denkbar ist der Name "Tote Tante", wie er in Dänemark und in den Niederlanden genutzt wird. In Kiel wurde das Getränk in "Kielumba" umbenannt.