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Kritik an Umweltbelastung Welche Pläne es für die Bremer Osterfeuer gibt

Nach coronabedingter Pause planen die Bremer Organisatoren in diesem Jahr wieder Osterfeuer – auf die Genehmigungen warten sie noch. Diskutiert wird auch, ob die Tradition eine langfristige Zukunft hat.
22.03.2022, 15:48 Uhr
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Welche Pläne es für die Bremer Osterfeuer gibt
Von Felix Wendler

Bratwürste und Bier am knisternden Feuer, ein unverwechselbarer Rauchgeruch über der Stadt: Osterfeuer sind auch in Bremen eine beliebte Tradition. 2020 und 2021 fielen die Veranstaltungen coronabedingt aus. In diesem Jahr wollen die Organisatoren das Brauchtum wiederbeleben – und ärgern sich über mangelnde Planungssicherheit.

Genehmigungen fehlen noch

Schon vor Wochen habe er eine Anfrage bei den Behörden gestellt, sagt Alfred Misterek. Der Gröpelinger Wassersportverein, dessen Vorsitzender Misterek ist, richtet traditionell auf dem Vereinsgelände ein Osterfeuer aus. Bis zu 400 Leute seien in guten Jahren dabei gewesen, sagt Misterek. Dass der Verein dreieinhalb Wochen vor Ostern noch keine Genehmigung habe, sei noch nie vorgekommen. "Ich habe überhaupt keine Rückmeldung bekommen", sagt der Vorsitzende. Regelmäßig erhalte er Nachfragen von Vereinsmitgliedern, ob das Feuer dieses Jahr stattfindet – einige hätten durch die Stürme abgeknickte Bäume dafür aufbewahrt. 

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Dem Bremer Ordnungsamt liegen nach Auskunft der Innenbehörde bislang 56 Anmeldungen für Osterfeuer vor. Ein Teil davon befinde sich "bereits in der Bearbeitung", heißt es. Eine Entscheidung werde "zeitnah" erfolgen. Im niedersächsischen Umland haben einige Gemeinden bereits vor Wochen signalisiert, dass Osterfeuer in diesem Jahr voraussichtlich wieder stattfinden können – so zum Beispiel im Landkreis Osterholz. Was steckt hinter der Verzögerung in Bremen? Zum einen dürften die Corona-Situation und die Frage nach möglichen Auflagen eine Rolle spielen. Ein Verbot ist angesichts der kürzlich in Kraft getretenen Lockerungen unwahrscheinlich.

Klar ist aber auch: Die Osterfeuer sind nicht überall beliebt. Unabhängig von Corona steht die Tradition auf dem Prüfstand. Ähnlich wie beim Silvesterfeuerwerk argumentieren Kritiker mit der hohen Umweltbelastung durch Feinstaub. Die Bremer Innenbehörde positioniert sich nicht zu dieser Debatte, macht aber in einem Infoblatt ziemlich deutlich, dass die Osterfeuer nicht für alle Zeiten gesichert sind. An die Anmelder gerichtet, heißt es dort: "Feinstaub wird in nicht geringer Menge freigesetzt. Diese Feuer sind daher nicht im Sinne des Umweltschutzes." Die Ausrichter müssten bei einer Gesetzesänderung damit rechnen, dass Osterfeuer verboten würden. 

Ich finde schon, dass wir uns die Frage stellen sollten, wie zeitgemäß das noch ist.
Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne)

Bremens Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne) nimmt eine differenzierte Haltung ein: "Ich finde schon, dass wir uns die Frage stellen sollten, wie zeitgemäß das noch ist. Andererseits ist mir bewusst: Osterfeuer sind gerade bei uns in Norddeutschland ein geselliges Brauchtumsfest." Schaefer kann sich laut eigener Aussage für die Zukunft eine Regelung vorstellen, die in ähnlicher Form auch für Silvester diskutiert wird: wenige öffentlich organisierte Veranstaltungen statt vieler kleiner Zusammenkünfte. Weniger Feuer belasteten die Luft nicht so stark, erklärt die Umweltsenatorin. Wichtig sei es außerdem, den Schutz der Kleintiere sicherzustellen.

Schaefer warnt vor der Gefahr für brütende Vögel, Igel und Kaninchen, die im Feuer verenden könnten. Die Holzhaufen müssten kurz vor dem Anzünden unbedingt umgeschichtet werden, appelliert sie. Frühestens am Tag vor dem Feuer solle das geschehen, ist in den Auflagen des Ordnungsamtes zu lesen. Dass keine Abfälle oder behandeltes Holz verbrannt werden dürfen, sehen Organisatoren wie Alfred Misterek als selbstverständlich an. "Wir achten sehr genau darauf, was die Leute abgeben", sagt Misterek. 

Nabu kritisiert Regelverstöße

Der Nabu Bremen kritisiert hingegen, dass sich nicht alle Ausrichter an die Regeln hielten. "Wir haben jedes Jahr Anrufe, in denen sich Menschen beschweren, dass das Osterfeuer in ihrer Nachbarschaft über Wochen aufgeschichtet wurde", berichtet Landesgeschäftsführer Sönke Hofmann. Mit dem Aufschichten darf frühestens 14 Tage vor dem Anzünden begonnen werden. Hoffmann empfiehlt, Verstöße dem Ordnungsamt zu melden. Grundsätzlich sei es ohnehin besser, wenn Schnittholz und Reisig in der Landschaft blieben. "Dort verrotten sie langsam, beschatten den Boden und speichern Wasser", heißt es in einer Verbandserklärung. Grundsätzlich verbieten wolle man die Osterfeuer aber nicht, erklärt der Nabu Bremen.

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Ein klares Bekenntnis zum Osterfeuer kommt aus Hannover. Der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies (SPD) erklärt auf Anfrage des WESER-KURIER: "Nicht die Osterfeuer an einem Tag im Jahr sind unsere Herausforderung, sondern die Luftreinhaltung, Klimaschutz und die Energiewende über das ganze Jahr. Ein Verbot von Osterfeuern wäre aus meiner Sicht daher nichts anderes als Symbolpolitik." 

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