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Raubfische in Bremer Gewässern Wels-Attacken auch in Bremen möglich?

Dass Welse Badende beißen, war kürzlich aus Franken zu hören. Auch in Bremer Gewässern ist der größte Süßwasserraubfisch Europas zu Hause. Aber wie gefährlich ist der Fisch für Badegäste in Bremer Gewässern?
18.07.2025, 05:00 Uhr
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Wels-Attacken auch in Bremen möglich?
Von Justus Randt

Wels oder Waller sind die gebräuchlichsten Namen für den größten europäischen Süßwasserraubfisch. Richard Herings "Lexikon der Küche" zählte Anfang der 1960er-Jahre außerdem die Bezeichnungen Hastermann, Scharn und Schaiden für den schuppenlosen Fluss- und Seebewohner auf. Auf einen mehr als zwei Meter langen und über 90 Kilogramm schweren Wels hat unlängst ein Polizist geschossen, weil der Fisch Badende in einem fränkischen See gebissen hatte. Ob Wels-Attacken, so selten sie auch sein mögen, auch in Bremen vorkommen können? Die Antwort darauf lautet eindeutig ja.

Dass der Waller ordentlich die Welle macht, ist nicht neu. Zumal im Sommer, was nicht an der viel beschworenen "nachrichtenarmen Zeit" liegt, sondern vor allem daran, dass der Fisch es gern warm hat. Er gilt, wie der Karpfen, als Gewinner des Klimawandels und hat nicht nur dank seiner Größe das Zeug zum Medienstar.

Kuno der "Killerwels" wurde vor 20 Jahren berühmt

Unvergessen ist die Geschichte von Kuno, dem gruseligen "Killerwels", der vor fast 20 Jahren im Mönchengladbacher Volksgarten-Weiher gelebt und vor Zeugen einen Dackelwelpen verschlungen haben soll. Kurz darauf wurde Kunos Kadaver, gerade mal 1,50 Meter lang, entdeckt und ausgestopft. Der Dackelbesitzer ist nie in Erscheinung getreten.

Der dämmerungs- und nachtaktive Wels gilt trotz seiner beeindruckenden Statur als eher scheu und hält sich tagsüber gewöhnlich am schlammigen Seegrund oder tief im Flussbett auf. Je wärmer es der Wels hat, desto früher kann er laichen – desto empfindlicher reagiert er auf mögliche Gefahren für sein Gelege: "Welse greifen auch an, wenn sie sich von Menschen in ihrem Habitat gestört fühlen", sagt Claus Lumma. Der Erste Referent für Gewässerschutz beim Sportfischer-Verein Bremen und Fischereiaufseher für die Stadt hat Erfahrung mit der Wehrhaftigkeit der Welse: "Ein Biss mit den Raspelzähnen fühlt sich an wie ein fester Strich mit der Drahtbürste und kann zu tiefen Schürfwunden führen. Dass Leute da in Panik geraten, kann ich verstehen."

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Fälle am Stadtwaldsee

Von kleinen Hunden, die sich der Raubfisch geholt habe, hat auch Lumma schon gehört. "Das war am Stadtwaldsee und ist Jahre her." Eigentlich sei der Wels eher im Donaueinzugsgebiet zu Hause, sagt der Sportfischer. "In den 80er-Jahren ist der Wels als großer Angelfisch überall von den Vereinen ausgesetzt worden. Damals wusste man es nicht besser." Jetzt sei es schwierig, den Wels wieder loszuwerden – auch weil manche Angler die Tiere nach dem Fang und einem Foto wieder ins Wasser entließen. Es solle versucht werden, zumindest alle im Stadtwaldsee, einem geschlossenen Biotop, lebenden Welse abzufischen. Wie genau, ist noch nicht klar. "Welse sind schlau, und sie fallen so schnell nicht noch mal auf den gleichen Trick herein, wenn sie einmal gefangen wurden."

Durch Ereignisse wie das Hochwasser im Winter 2023/2024 hat sich die invasive Art noch weiter ausbreiten können. Jetzt sei der Wels unter anderem auch in der Wümme, in der Lesum und in der Außenweser anzutreffen. Besonders gern halten sich die Riesen, die über außergewöhnliche Hör- und Geruchssinne verfügen und sich mithilfe ihrer langen Barteln und zahlreicher Tast- und Geschmackssensoren orientieren, laut Lumma am Weserwehr und an der Fischtreppe auf, wo sie nach dem Aufstieg erschöpft und daher eine leichte Beute seien. Dass der Wels großen Appetit hat, erklärt sich beinahe von selbst: "Er wird einen bis drei Meter lang und etwa 200 Kilogramm schwer", informierte Dr. Oetkers Warenkunde in den Fünfzigern Einzelhändler und Verbraucher. "Wegen seiner Größe wird der Wels meist halbkiloweise ausgewogen." Der Fisch wächst lebenslang weiter, und Claus Lumma schätzt, "dass er Menschenalter erreichen kann".

"Der perfekte Prädator"

"Der Wels ist der perfekte Prädator, eine Killermaschine", sagt Claus Lumma. Nicht nur wegen der Hunde. "Ganz kleine würde auch ein 1,20-Meter-Hecht schaffen." Als Allesfresser stelle der Wels ein Problem für das hiesige Ökosystem dar. Medienberichte schildern zum Beispiel, dass sich der gelehrige Riesenfisch schnell in Uferzonen wälzen kann, um dort badende Tauben zu erbeuten. Dass ein Wels sich eine Ente schnappt, hat Lumma in Frankreich selbst beobachtet, von Kormoranen oder gar Gänsen als Beute hat er schon gehört. Dass Menschen in Bremer Badegewässern vom Wels gebissen oder mit der Schwanzflosse angegriffen werden, dürfte die absolute Ausnahme bleiben. Dabei scheut der Fisch große Gegner nicht, wie Claus Lumma berichtet: Zerstückelte Kadaver am Weserufer hätten schon mehrfach darauf schließen lassen, dass Welse den Kampf mit Binnenschiffschrauben aufgenommen haben.

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