Seit der Wiedervereinigung hat es auf dem Arbeitsmarkt im Mai nicht so gut ausgesehen. Die Zahl der Arbeitslosen lag bei 2,3 Millionen und selbst um saisonale Schwankungen bereinigt sank sie im Vergleich zum Vormonat um 11.000 Menschen. Die Arbeitslosenquote in Deutschland betrug nun 5,1 Prozent. Im Land Bremen sank sie ebenfalls auf 9,8 Prozent.
Die anhaltend gute Konjunktur machte sich hier ebenfalls bemerkbar. An diesem Mittwoch präsentierten die Arbeitsagenturen die Zahlen für den Mai. Im Norden setzt sich der positive Trend demnach ebenfalls fort – gerade in Niedersachsen. Dort sank die Zahl der Menschen auf Jobsuche im Mai um 6,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 224.654.
Das Bundesland erreichte in diesem Monat auch den niedrigsten Stand an Arbeitslosen seit der Einheit. Die Arbeitslosenquote liegt nach Angaben der Agentur bei 5,2 Prozent. Von dieser Zahl liegt das Land Bremen weit entfernt. Joachim Ossmann, der seit April neue Chef der Arbeitsagentur Bremen-Bremerhaven, ist dennoch zufrieden.
"Ich finde es schon bemerkenswert, wenn psychologisch wichtige Schwellen überwunden werden", sagte Ossmann. Dieser Schritt gelang nämlich nicht nur bei der Arbeitslosenquote im Bundesland, sondern auch in der Stadt Bremerhaven mit einer Arbeitslosenquote von nun 12,8 Prozent – endlich weg von der 13 vor dem Komma. "Das ist immer noch sehr hoch, aber eine positive Entwicklung."
Die Unterbeschäftigung, die etwa Teilnehmer von Bildungsmaßnahmen erfasst, sei ebenfalls gesunken. "Der Rückgang der Arbeitslosigkeit ist also kein statistischer Effekt. Beide Größen sind zurückgegangen. Das ist eine sehr erfreuliche Botschaft." Der Arbeitsmarkt im Nordwesten sei dabei sehr vielgestaltig, sagte Ossmann mit Blick auf das Umland.
In Städten sei die Situation eben problematischer – wie zum Beispiel auch in Wilhelmshaven mit einer Arbeitslosenquote von 10,9, in Salzgitter (9,3) oder Emden (7,9). In Dortmund (10,2), Kiel (8,2) oder Hannover (8,0) zeige sich das ebenfalls. Landkreise in Niedersachsen seien dagegen ganz anders aufgestellt und stünden sehr gut da: "Das Emsland ist der Champion mit 2,4 Prozent."
Ausbildung ist wichtigste Voraussetzung
Eine gute Nachricht ist Ossmann zufolge für Bremen die weiter enorm hohe Arbeitskraftnachfrage. Deutlich liegt sie über dem Vorjahr: Im Mai meldeten Unternehmen der Agentur etwas mehr als 1900 Stellen zur Besetzung. "Das ist ein Beweis für die sehr lebhafte Konjunktur in dieser Region." Der Personalbedarf ist auch in Niedersachsen weiter hoch.
In dieser Situation gebe es auch Chancen für Menschen mit sonst wenigen Aussichten auf dem Arbeitsmarkt. Vor allem Langzeitarbeitslose sind hier ein besonderes Problem. Ossmann will gezielt auf Betroffene reagieren: Alleinerziehende unterstützen und ungelernte Menschen weiterqualifizieren. "Langzeitarbeitslosigkeit ist kein Monolith, sondern muss in Scheiben betrachtet werden."
Prävention sei dabei gefordert: "Langzeitarbeitslosigkeit darf gar nicht erst entstehen und chronisch werden." Ausbildung sieht der Geschäftsführer der Arbeitsagentur hier als wichtigste Voraussetzung. "Das ist der beste Weg in Arbeitslosigkeit, wenn man keine Ausbildung macht." Jeder der in Bremen die Schule verlasse, soll eine Ausbildung machen – ob akademisch oder dual. "Das muss der Ehrgeiz von uns allen sein, dass es keinen Nachschub an ungelernten Langzeitarbeitslosen mehr gibt."
Große Auswahl bei Ausbildungsplätzen
Ossmann zog am Mittwoch eine Zwischenbilanz für den Lehrstellenmarkt in diesem Jahr: "Bewerber und Schüler, die einen Ausbildungsplatz suchen, können aus einer sehr großen Zahl von Ausbildungsplätzen auswählen und auch aus einer interessanten Vielfalt." Offen seien etwa noch 195 Lehrstellen im Einzelhandel und mehr als 70 in der Fachinformatik. Zudem werde Nachwuchs für die Altenpflege und Industriemechanik gesucht. "Das sind durchaus attraktive Ausbildungsverhältnisse. Wir möchten an die jungen Menschen appellieren, sich an die Agentur zu wenden."
Die Maizahlen zeigen jedoch ein Problem: Auf 2214 offene Stellen kommen derzeit noch fast 2500 Bewerber. Das erschwert das Matching zwischen Angebot und Nachfrage. Darüber hinaus werden wieder viele Niedersachsen Lehrstellen im Bundesland antreten. Insgesamt liegt die Zahl der bisher gemeldeten Ausbildungsstellen bei 4271, die der Bewerber aber bei 4670. Allerdings gibt es laut Bremer Arbeitsagentur noch Bewegung am Ausbildungsmarkt.
Die Zahl der Ausbildungsplätze könne gar nicht hoch genug sein, betonte Ossmann, angesprochen auf seine Zufriedenheit mit den gemeldeten Lehrstellen. "Das ist im eigenen Interesse der Betriebe, die sagen, keine Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt zu bekommen. Da ist es eine logische Konsequenz, dass man in die Ausbildung investiert." Doch er zeigte sich zuversichtlich: "Die Betriebe haben das verstanden und reagieren."