Drei Stunden Sport stehen Bremer Schülern ab der fünften Klasse zu. Jedenfalls auf dem Papier – die Realität sieht oft anders aus. In Gröpelingen und Oslebshausen zum Beispiel haben derzeit nur die Schüler der Gesamtschule West (GSW) tatsächlich drei Sportstunden pro Woche. An der Neuen Oberschule Gröpelingen (NOG) und den Oberschulen Ohlenhof und Im Park hingegen können jeweils nur zwei Stunden pro Woche angeboten werden. Die Turnhallen im Stadtteil geben einfach nicht mehr her: Die Halle der Oberschule im Park ist vor fast zwei Jahren abgebrannt, für die Oberschule Ohlenhof – die aktuell noch in einem Mobilbau untergebracht ist – soll bis 2021/22 eine neue Halle gebaut werden und die Halle der NOG wird gerade saniert.
Nun hat sich auf Initiative von Kristina Vogt, Vorsitzende der Linksfraktion in der Bremischen Bürgerschaft, die Deputation für Kinder und Bildung mit den Sporthallenkapazitäten in Gröpelingen und Oslebshausen befasst. Zu der womöglich drängendsten Frage war dabei allerdings vorerst nichts Neues zu erfahren: zur geplanten neuen Drei-Feld-Halle der Oberschule im Park. Bekanntlich wird hier seit geraumer Zeit händeringend nach einem geeigneten Standort gesucht. Vier mögliche Grundstücke waren dabei in die nähere Auswahl gerückt (wir berichteten). Und mit dem Schulgrundstück der ehemaligen katholischen Grundschule am Alten Heerweg glaubte das Bildungsressort kurzzeitig auch, einen geeigneten Standort gefunden zu haben, der vergleichsweise unkompliziert bebaut werden könnte. Diese Rechnung hatte die Behörde allerdings ohne Anwohner und Beirat gemacht.
Die nämlich sprachen sich Ende August bei einer gemeinsamen Sitzung der Fachausschüsse für Bau und Inneres unter anderem wegen des erwarteten Verkehrsaufkommens um die Halle herum entschieden gegen diese Fläche aus. Daraufhin kam der Prozess wiederum ins Stocken kam: Der Haushalts- und Finanzausschuss stoppte daraufhin die Vorbereitungen für den Grundstücksankauf. Stattdessen sollte geprüft werden, ob das von den Ortspolitikern favorisierte Waldgrundstück gleich beim Oslebshauser Park doch in Frage käme. Diese Möglichkeit war aus verschiedenen Gründen bislang stets ausgeschlossen worden.
Alles hängt miteinander zusammen
Die Zeit drängt, und was die Situation umso schwieriger macht: Die Sanierung der Halle an der NOG gestaltet sich technisch schwieriger als ursprünglich angenommen und dauert deshalb nun länger als geplant. Eigentlich hätte die Halle bis zu den Herbstferien fertig sein sollen – dies verzögert sich nun aber voraussichtlich bis zum Frühjahr. Neben einigen Klassen der NOG sind davon auch Kinder der benachbarten Grundschule Humannstraße betroffen, die ebenfalls noch keine eigene Turnhalle hat. So konnten nicht alle NOG-Klassen in der Halle des SV Gröpelingen Oslebshausen an der Sperberstraße untergebracht werden.
Dies wiederum hat Auswirkungen auf die Grundschule an der Oslebshauser Heerstraße. Deren Turnhalle sollte ursprünglich jetzt im Herbst abgerissen und anschließend neu gebaut werden – mit dieser Maßnahme wird nun aber bis zum Ende der Sanierungsmaßnahme an der NOG gewartet, um überhaupt noch Hallenplätze zur Verfügung zu haben.
Kristina Vogt würde beim Turnhallenbau gerne mehr auf Synergieeffekte setzen – zum Beispiel mit einer gemeinsamen mehrgeschossigen Halle für die Grundschule an der Oslebshauser Heerstraße und die Oberschule im Park. „Das wäre im Sinne des Campusgedankens und erscheint mir in einem verdichteten Stadtteil wie Gröpelingen sinnvoll“, sagt Vogt, die alsbald auch mit Sportamtsleiter Christian Zeyfang über dieses Thema sprechen will.
Klar ist: Um die Situation kurzfristig zu entspannen, müssten übergangsweise anderweitig Hallenzeiten angemietet werden. Schon mehrfach war in den vergangenen Jahren darüber diskutiert worden, Plätze in der Petrushalle des Sozialwerks der Freien Christengemeinde auf dem Gelände der ehemaligen Tirpitz-Kaserne am Schwarzen Weg zu nutzen. Immer wieder war in diesem Zusammenhang allerdings von vergleichsweise hohen Mietforderungen zu hören. Aktuell laufen wieder Verhandlungen zwischen dem Bildungsressort und dem Sozialwerk, um zumindest die Schüler der Oberschule Ohlenhof wieder in einer Turnhalle unterrichten zu können, die aktuell eine Bewegungshalle an der GSW nutzen.
Kristina Vogt hofft, dass bei diesen Gesprächen eine schnelle Lösung für die Kinder herauskommt: „Die höchst prekäre Situation im Stadtteil wird sich noch mindestens vier Jahre hinziehen. Die Lage entspannt sich erst, wenn alle Turnhallen saniert beziehungsweise neu gebaut worden sind. Vor diesem Hintergrund fände ich es gut, wenn alle Akteure verantwortungsvoll mit der Situation umgehen.“