In Berne sind Flüchtlinge willkommen. Diesen Eindruck vermittelte die öffentliche Sondersitzung des Ausschusses für Schule, Soziales und Kultur im Berner Ratssaal, die von rund 50 Berner Bürgern und -innen besucht wurde. Der Tenor: Was in der Gemeinde für Asylsuchende getan wird und wie sie begleitet werden, sei vorbildlich.
Angefangen beim Sozialamt der Gemeinde, fortgeführt über die Kindertagesstätten, Schulen und Hilfsinstitutionen, sei es besonders das ehrenamtliche Engagement, das überzeuge. „Wer als Flüchtling nach Berne kommt, kann sich freuen“, brachte Verena Delius von der „Berner Runde“ das Ergebnis der Berichte auf den Punkt. Wenn Flüchtlinge in Berne ankommen, ist ihre erste Anlaufstation das Rathaus. „Da ist zunächst viel Bürokratie zu erledigen“, beschrieb die Leiterin der Abteilung Soziale Dienste, Anke Lüers, die Aufnahme-Registrierung. Sie informiert dann die Diakonie-Kleiderkammer, die sich um eine Erstausstattung für die Flüchtlinge kümmert. Dann geht es in die neue Wohnung, in der Anke Lüers die Neubürger über die Mülltrennung in Haushalten informiert. Außerdem meldet sie die schulpflichtigen Kinder in den Grundschulen an.
Damit ist ihre Aufgabe längst nicht zu Ende, denn „es kommen täglich Flüchtlinge mit Fragen“. Antworten versuche Lüers mit Hilfe von Ehrenamtlichen zu geben. Hier kommt die sehr aktive „Berner Runde“ ins Spiel, die schon bei den ersten Asylsuchenden vor zwei Jahren die Notwendigkeit von Begleitung und Betreuung erkannte. Die acht Helfer bringen den Syrern, Serben, Albanern und Kosovaren die ersten Worte der deutschen Sprache bei und begleiten die Neuankömmlinge bei Behördengängen oder Arztbesuchen. Ganz nah dran an den Flüchtlingen sind die Mitarbeiter von „Radieschen“. Die Johanniter-Lebensmittelausgabestelle versorgt 397 angemeldete Personen aus den Gemeinden Berne, Lemwerder und Elsfleth. Bianka Rittel und Christa Wedemeyer beklagen den Rückgang an Lebensmittelspenden, den sie sowohl mit der Jahreszeit als auch mit weniger Zuwendungen aus Supermärkten begründen.
„Das ehrenamtliche Engagement kann nicht genügend gewürdigt werden“, lobte Fachbereichsleiter Michael Heibült. Denn er weiß: „Die Behörden können nicht ausreichend Hilfestellung geben.“ Immerhin hat die Gemeinde einen Vollzeitmitarbeiter abstellen müssen, der geeigneten Wohnraum sucht. Denn obwohl die Gemeinde trotz weniger leer stehender Wohnungen bisher für alle Asylsuchenden akzeptable Unterkünfte gefunden hat, besteht weiterhin Bedarf. Denn es werden zusätzliche Flüchtlinge erwartet. Heibült appellierte deshalb an die Bürger: „Bitte stellen Sie uns Wohnraum zur Verfügung.“ Flüchtlinge in Sporthallen unterzubringen sei für ihn „die letzte aller möglichen Optionen“.
Dem Gerücht, in Ganspe würde die Sporthalle bereits als Flüchtlingsunterkunft genutzt, trat Bürgermeister Franz Bittner mit aller Entschiedenheit entgegen. „Die Sporthalle wird genutzt – für den Schulsport“, erklärte er und bat die Besucher. „Prüfen sie den Wahrheitsgehalt solcher Gerüchte unbedingt, um Missklänge zu vermeiden.“
Unterstützung erfährt die Gemeinde Berne auch vom Verein Refugium Wesermarsch, der Dolmetscher für insgesamt 19 Sprachen vermitteln kann. Schnell, zeitnah und zielgerichtet Wünsche zu erfüllen, das ist das Bemühen des Diakonischen Werks Wesermarsch. Leiterin Karin Schelling-Carstens informierte, dass derzeit Herrenschuhe und Kinderspielzeug wie Bobby-Cars gesucht würden.
Die Initiative „Berne Welcome“, die in der Berner „Machbar“ entstanden ist, ergänzt die ehrenamtlichen Angebote. Eine Fahrradwerkstatt und ein Fest am Sonntag, 15. November, wurden bereits organisiert. Diakonin Sandra Bohlken will die Berner Willkommenskultur nach außen hin sichtbar machen. Banner mit „Herzlich Willkommen“, übersetzt in viele Sprachen, sollen im Ort aufgehängt werden.
Bürgermeister Bittner ist stolz über das große ehrenamtliche Engagement in seiner Gemeinde, das von selbst entstanden sei. Sie haben es uns leicht gemacht, die Gemeinde brauchte nicht tätig zu werden.“ Ausschussvorsitzende Elke Belsemeyer lobte den Abend als gut und informativ und forderte die Besucher auf: „Haben Sie Mut, sich einzubringen. Es gibt viel zurück.“