Lauter strahlende Gesichter im Bürgerhaus Weserterrassen bei der Verleihung des Förderpreises der Helga-und-Reinhard-Werner-Stiftung, auch bekannt als Weserterrassen-Stiftung. Coronabedingt konnte die Preisverleihung nur im kleinen Kreis stattfinden, nachdem sie im vergangenen Jahr ganz hatte ausfallen müssen. Da der Förderpreis auch in diesem Jahr aufgrund der Pandemie nicht in seiner ursprünglichen Form ausgeschrieben und vergeben werden konnte, sollen erneut Einrichtungen unterstützt werden, die aus aktuellem Anlass eine besondere Anerkennung verdienen. Mit dem Preisgeld von insgesamt 12.000 Euro, das an zwei engagierte Institutionen geht, setzt die Werner-Stiftung ein deutliches Zeichen gegen häusliche Gewalt. Das Preisgeld geht mit ausdrücklichem Dank jeweils zur Hälfte an das Mädchenhaus und das Jungenbüro, die in den Stadtteilen Mitte und Östliche Vorstadt eine vielfältige Unterstützungs- und Beratungsarbeit leisten. Das wurde anlässlich der Förderpreis-Verleihung ausdrücklich betont.
Polizeistatistiken verzeichnen einen deutlichen Anstieg an häuslicher Gewalt. Das direkte oder indirekte Erleben von häuslicher, sexualisierter oder seelischer Gewalt habe dramatische Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche, heißt es in einer Mitteilung der Werner-Stiftung. Umso mehr sei die Arbeit der beiden Institutionen zu würdigen, da sie sich in einem Bereich abspiele, der sich der öffentlichen Wahrnehmung und der sozialen Kontrolle entziehe, mit oft dramatischen Folgen für die betroffenen Kinder und Jugendlichen. Umso wichtiger sei auch die Anerkennung und Unterstützung der dort geleisteten Arbeit aus den Stadtteilen Mitte und Östliche Vorstadt heraus. Dass der Förderpreis dieses Mal besonders üppig ausgestattet ist, liegt einerseits an der Wichtigkeit des Themas, andererseits aber auch an der finanziellen Unterstützung des SV Werder Bremen, der Sparkasse Bremen, der Rudolf-Knupp-Stiftung sowie der Beiräte Mitte und Östliche Vorstadt.
Groß ist die Freude bei Ruth König, Mitarbeiterin des Mädchenhauses: "Dieses Geld kann direkt in die Arbeit mit den Mädchen fließen." Während der Zeit des Lockdowns sei es sehr wichtig gewesen, die Beratung von Mädchen in Krisensituationen ins Digitale verlagern zu können. So wurde eigens ein Instagram-Account eingerichtet und seit neustem sind auch Beratungen per Chat über den Messengerdienst Signal unter der Telefonnummer 0176/88491556 möglich. In akuten Krisensituationen ist das Mädchennotruftelefon rund um die Uhr unter der Nummer 341120 zu erreichen. Die Beratungsstelle des Mädchenhauses hat ihren Sitz in der Rembertistraße 32. Beratungszeiten von montags bis donnerstags nach Terminabsprache. Die Palette an Beratungsthemen ist groß, sie reicht von körperlichen, seelischen oder sexuellen Gewalterfahrungen bis hin zu Zwangsverheiratung, der Loverboy-Problematik und weiblicher Genitalverstümmelung.
Zudem unterhält das Mädchenhaus zwei Wohngruppen, in der Neustadt und in Oslebshausen mit interkulturellem Schwerpunkt. Die dort lebenden Mädchen im Alter von 14 bis 18 Jahren werden rund um die Uhr betreut. Dazu kommt der Mädchentreff Gröpelingen.
Ein adäquates, auf Jungen zugeschnittenes Angebot, gibt es beim Bremer Jungenbüro, Schüsselkorb 17/18, Telefon 59865160. Dort werden Beratungsgespräche in Präsenz, online und per Telefon angeboten. Auch beim Jungenbüro ist die Freude über den Förderpreis groß, wie Mitarbeiter Rolf Tiemann unterstreicht. Während der Corona-Pandemie habe es sogar mehr Präsenz-Beratungen als in der Zeit davor gegeben, sagt er. Das Jungenbüro hat folgende telefonische Sprechzeiten: montags 10 bis 12 Uhr und donnerstags von 14 bis 16 Uhr. Außerdem werden vom Jungenbüro Selbstbehauptungskurse für Jungen von 9 bis 11 und von 11 bis 14 Jahren angeboten. Gedacht ist das Angebot für Jungen, die Ausgrenzung oder Mobbing erleben.