Die Grundidee leitet sich aus der Umgebung ab. Aus den Wallanlagen, der Contrescarpe und dem Stadtgraben. Ein Landschaftsdenkmal im Ganzen, das sich um die Altstadt schlängelt. Bogen um Bogen, weiche Form. „Das ist der Clou“, sagt Christine Frenz-Roemer. Daran haben sie sich beim Plan für den großen Wesersprung orientiert. Die Brücke von der Tiefer hinüber zum Stadtwerder wird nicht geradeaus über die Weser führen, keine lineare Langeweile. Sie macht einen Schwenk und nimmt so die mäandernde Form der Wallanlagen auf.
Frenz-Roemer ist Landschaftsarchitektin und hat ihr Büro am Bremer Wall. Sie kümmert sich bei dem Brückenprojekt, das zunächst mit ungefähr zehn Millionen Euro veranschlagt ist und in vier oder fünf Jahren fertig sein soll, um die Anbindung auf beiden Seiten der Weser. Der Stadtwerder soll am Ufer möglichst wenig Bäume verlieren, das ist das Ziel, „der Eingriff wird minimal sein“, verspricht Frenz-Roemer. Von der Stelle geht es für Fußgänger und Radfahrer über die Werderstraße hinweg durch den Stadtwerderpark, um über eine weitere neue Brücke über der kleinen Weser in der Neustadt zu landen. Die Verbindung wird Teil der Fahrradpremiumroute rund um die Innenstadt sein.
Das erste Mal sprechen jetzt die Planer ausführlich über das seit vielen Jahren diskutierte und mehrfach verschobene Vorhaben. Der Entwurf stammt von der Arbeitsgemeinschaft Panta Ingenieure GmbH aus Hamburg, Ney & Partners aus Brüssel und Frenz Landschaftsarchitekten aus Bremen. Die Ursprungsidee hat Laurent Ney entwickelt. Vorangegangen war ein Wettbewerb, in dem sich die Arbeitsgemeinschaft gegen die Konkurrenz einiger anderer Büros durchsetzen konnte. „Es steht jetzt unmittelbar bevor, dass wir in die konkreten Vorbereitungen einsteigen können“, kündigt Matthias Frenz von Panta Ingenieure an. Er ist der Cousin von Christine Frenz-Roemer.
„Das ist das Komplexeste, was wir je geplant haben“, sagt Matthias Frenz. Die stadtbildprägende Lage vor der Silhouette der Innenstadt, hoch sensibel und aufgeladen mit bremischer Geschichte. Belange der Schifffahrt, die berücksichtigt werden müssen. Der Hochwasserschutz auf beiden Seiten der Weser. Ein großer sogenannter Düker, der im Flussgrund liegt und um Gotteswillen nicht beschädigt werden darf. Das Rohr steckt voll mit hochwichtigen Versorgungsleitungen. Und zuletzt noch ein Baugrund an beiden Ufern, der seine Tücken hat und nicht sehr belastbar ist. Frenz will sich wegen dieser Rahmenbedingungen nicht darauf festlegen lassen, wann genau das 217 Meter lange Bauwerk vollendet ist, „das weiß man als Brückenbauingenieur nie so genau“.

Die beiden Planer Christine Frenz-Roemer und Matthias Frenz genau an der Stelle an der Tiefer, wo die neue Brücke zum Stadtwerder hinüber führen soll.
Das Material der Wahl ist Stahl. Vergleichsweise wenig davon, rund 900 Tonnen, schätzt Frenz. „Es wird ein leichtes, filigranes Bauwerk.“ Die Vorteile: geringere Kosten und die Möglichkeit, bei Bedarf die Brücke ohne viel Aufwand zurückzubauen und ihre Bestandteile umweltfreundlich zu recyceln. Die Statik wird mithilfe von Stahlseilen organisiert, die an Pylonen aufgehängt sind. Zwei davon, jeweils 20 Meter hoch, stehen von der Tiefer aus gesehen am Anfang der Brücke. Sie wirken wie ein Tor – der Empfang zur Radfahrt oder zum Gang über die Weser. Ein dritter Pylon ragt 30 Meter hoch und versammelt die Zugkräfte für die Hängebrücke im hinteren Teil Richtung Stadtwerder.
Der Weg auf der stählernen Brücke ist acht Meter breit, aufgeteilt in Fußweg und Radweg, dem ein wenig mehr Platz zugeteilt wird. Der Belag besteht aus sandfarbenem und rutschfestem Epoxidharz. An der Stelle, an dem der große Pylon steht, weitet sich der Weg und schafft Raum zum Verweilen. „Wie auf einem schwebenden Balkon“, sagt Frenz – mit Blick zum Weserstadion zur einen Seite und zu den Domtürmen zur anderen. Der kleine Platz, etwa 150 Quadratmeter, auf dem Sitzmöbel installiert werden, verjüngt sich zum Stadion hin zu einer Spitze. Wieder eine Analogie zu den Wallanlagen, meint Frenz: „Wehrhaft nach außen, sanft nach innen.“
Es wird auf der Brücke eine dezente Beleuchtung geben, die Rücksicht auf Fledermäuse, Fische und anderes Getier nimmt. Auch Kunst am Bau können sich die Planer vorstellen. Genaues gibt es dazu bisher nicht. „Das ist noch im Fluss“, sagt Frenz.