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Geflüchtete in Bremen Tablets für 2500 ukrainische Schüler

Der Senat investiert 1,2 Millionen Euro in Tablets für 2500 ukrainische Kinder, damit sie am digitalen Lernen teilhaben können. Die größte Herausforderung ist es aber, allen Kindern einen Schulplatz zu bieten.
26.04.2022, 18:21 Uhr
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Tablets für 2500 ukrainische Schüler
Von Sara Sundermann

Der Senat will 2500 ukrainische Schulkinder mit I-Pads ausstatten. Dafür investiert Bremen 1,2 Millionen Euro, um 2200 neue Tablets anzuschaffen. 300 weitere Geräte sind noch in der Bildungsbehörde vorhanden. Die insgesamt 2500 I-Pads sollen den Kindern leihweise zur Verfügung gestellt werden.

Man wolle den Kindern die Möglichkeit geben, am digitalen Unterricht teilzunehmen, sowohl in Vorkursen in Bremen als auch in Schulen in der Ukraine, sagt Behördensprecherin Maike Wiedwald. Auch in Vorkursen, also in Deutschkursen für Flüchtlings- und Zuwandererkinder, sei der Unterricht digitalisiert, so die Sprecherin. Zudem könnten Übersetzer-Apps bei der Verständigung helfen, gerade mit Kindern, die noch kein Deutsch können. „Ein Tablet kann eine sprachliche Brücke schlagen.“ Die I-Pads könnten in sechs bis acht Wochen geliefert werden und sollen an Kinder verteilt werden, die einen Schulplatz haben.

Und hier liegt die größte Herausforderung für Bremen: Um allen Kindern einen Schulplatz oder einen Platz in einem Sprachkurs zu bieten, werden dringend mehr Lehrkräfte und Räume gebraucht.

Wie viele Kinder schon hier sind: Das Bildungsressort rechnet damit, dass bislang etwa 3500 bis 4000 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine nach Bremen und Bremerhaven gekommen sind, davon rund 2500 im schulpflichtigen Alter. Genaue Zahlen gibt es dazu nicht, es handelt sich um Schätzwerte. In der Stadt Bremen könnte es etwa 2000 schulpflichtige Kinder aus der Ukraine geben, sagt Maike Wiedwald. Etwa 340 von ihnen würden bislang einen Vorkurs oder eine Schule besuchen. 600 ukrainische Kinder sind bei der Behörde für einen Schulplatz angemeldet. „Unser Ziel ist es, dass alle Kinder und Jugendliche einen Schulplatz bekommen“, betont Wiedwald. Das zu erreichen, sei "eine Riesen-Herausforderung."

Was vor dem Schulbesuch ansteht: Bevor Kinder einer Schule zugeteilt werden, gibt es eine Schuluntersuchung. Dabei wird zum Beispiel überprüft, ob ein Kind alle nötigen Impfungen hat. Es wird aber auch der allgemeine Gesundheits- und Entwicklungsstand in Augenschein genommen. Es geht darum, festzustellen, ob das Kind eine Schule besuchen kann.

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Wie Bremens System bisher funktioniert: Bislang wurden Zuwanderer- und Flüchtlingskinder, die noch kein Deutsch können, in Vorkurse vermittelt. Ein Vorkurs ist ein Deutschkurs, der an einer normalen Schule stattfindet. Jedes Kind, das einen Vorkurs besucht, soll in Bremen auch direkt einer normalen Klasse zugeordnet werden, in der es schon stundenweise am Unterricht teilnimmt. So soll die Integration früh beginnen. Bislang wurden Kinder ohne Deutschkenntnisse also auf verschiedene Schulen in den Stadtteilen verteilt.

Wie viele Sprachkurse gebraucht werden: Zu Beginn des Ukraine-Kriegs gab es etwa 90 Vorkurse in ganz Bremen, die aber schon überwiegend voll belegt waren. Die Bildungsbehörde rechnet damit, dass die Zahl der Kurse mindestens verdoppelt werden muss, um alle ukrainischen Kinder aufzunehmen: Gebraucht würden jetzt vermutlich insgesamt 180 bis 200 Kurse, so Wiedwald: "So schnell können wir die Vorkurse aber gar nicht erweitern."

Warum jetzt Willkommensklassen entstehen: Damit Kinder schneller unterrichtet werden, will Bremen nun ein System übernehmen, das es in Bremerhaven bereits gibt: Es sollen sogenannte Willkommensklassen entstehen. Gemeint sind damit zentrale Sprachkurse, die gebündelt an einem Ort stattfinden. Damit rückt Bremen von seinem dezentralen System ab. Die neuen zentralen Willkommensklassen sind laut Behörde ausschließlich für ukrainische Kindern gedacht.

Wo die Kurse stattfinden: Die Willkommensklassen sollen in einem Mobilbau auf dem Gelände der Grundschule am Halmerweg eingerichtet werden, der bisher von der Oberschule Ohlenhof genutzt wurde. Die Oberschule ist in den Osterferien in einen Neubau gezogen. Perspektivisch könnten weitere Willkommensklassen auch in einem Mobilbau unterrichtet werden, der momentan noch von der Grundschule an der Humannstraße in Gröpelingen genutzt wird. Die Grundschule soll im Sommer ebenfalls in einen Neubau umziehen.

Wie Bremen nach Lehrkräften sucht: "Wir haben rund 50 ukrainische Lehrkräfte, die sich bei uns gemeldet haben, ein Teil von ihnen kann Deutsch, ein Teil nicht", sagt Wiedwald. Größtenteils handele es sich um Lehrkräfte, die selbst vor dem Krieg geflohen sind. Sie könnten in Sprachkursen begleiten und Kinder beim Ankommen unterstützen. Zudem hat die Behörde einen Aufruf gestartet und Lehrkräfte im Ruhestand um Hilfe gebeten. Sie sollen beim Unterricht für geflüchtete Kinder aushelfen. Dazu seien pensionierte Lehrer in der vergangenen Woche angeschrieben worden, so Wiedwald. Nun gehen erste Rückmeldungen von Ruheständlern ein.

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