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W-LAN, Beamer und Steckdosen Was die Schulen außer Tablets noch brauchen

Bundesweit gibt es in jeder zweiten Schule kein W-LAN für Schülerinnen und Schüler. Bremen ist für digitales Lernen vergleichsweise gut gerüstet. Dennoch fehlt es auch hier zum Teil noch an Infrastruktur.
11.10.2021, 14:39 Uhr
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Was die Schulen außer Tablets noch brauchen
Von Sara Sundermann

Eine repräsentative Studie der Universität Göttingen für die Gewerkschaft Gew zeigt bei der Digitalisierung eine große Kluft zwischen Schulen in ganz Deutschland. Die Autoren um Studienleiter Frank Mußmann kommen zu dem Schluss, dass es in der Hälfte aller Schulen bundesweit kein W-LAN für Schülerinnen und Schüler gibt. Nur in 29 Prozent der Fälle seien Unterrichtsräume so eingerichtet, dass digitales Lernen auch unterstützt werde. Für die Studie wurden mehr als 2700 Lehrkräfte an 233 Schulen aller Bundesländer befragt. Insgesamt schneidet Bremen in der Studie vergleichsweise gut ab (siehe Zusatztext).

Wo Bremen bei der Ausstattung mit W-LAN für Schüler steht, geht aus der Studie allerdings nicht hervor. Doch bei diesem Thema habe sich Bremen früh auf den Weg gemacht, betont Rainer Ballnus, Leiter der Stabstelle Digitalisierung bei der Bildungsbehörde. "Wir haben in Bremen alle Schulen schon seit Jahren am Glasfasernetz", sagt er. "Allerdings merken wir schon, dass wir beim W-LAN auch noch Versorgungslücken haben." Insgesamt gebe es an weiterführenden Schulen aber fast flächendeckend W-LAN in den Unterrichtsräumen, mit Ausnahme einzelner Räume. "Auch an wenigen Gymnasien gibt es noch Versorgungslücken, da müssen wir nachbessern."

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Ein Beispiel für eine solche Lücke kritisierten zuletzt die Elternsprecher des Gymnasiums Links der Weser in einem Offenen Brief an Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD). Zwar gebe es an der Schule W-LAN, sagt Elternsprecherin Christin Loroff. Aber dieses sei fast überall in den Gebäuden zu schwach. "Digitaler Unterricht oder Hybridunterricht war in der Pandemie an unserer Schule nicht möglich", schildert sie. "Die Kinder wissen genau, in welche Ecke sie sich in den Pausen stellen müssen, um ein bisschen W-LAN zu nutzen." In der Folge mussten die Kinder zum Beispiel zuletzt eine Erhebung, mit dem corona-bedingte Lernlücken erfasst werden sollten, zu Hause machen, schildert die Mutter. Das Schul-Netz sei für die Teilnahme an dem Online-Test zu schwach gewesen. Dabei fordere die Schulleitung seit anderthalb Jahren ein besseres W-LAN und habe ein Konzept vorgelegt, in welchen Räumen nachgerüstet werden müsse, so Loroff.

Schlechte W-LAN-Anbindung habe bis zum vergangenen Jahr vielfach an Bremer Grundschulen dominiert, sagt Ballnuss: Dort gab es oft nur Internet im Lehrerzimmer. "Das wurde von Grundschulen zurecht kritisiert." In diesem Jahr sei man dabei, alle Unterrichtsräume an Grundschulen mit W-LAN auszurüsten, sagt er: "Das ist eine große Kraftanstrengung, wir sind bis auf ein paar Fachräume fast durch und wollen das bis Ende des Jahres abschließen." Ballnuss stellt auch klar: "Das, was wir an W-LAN geplant haben, war für einige Zehntausend Geräte und nicht für die 100.000 ausgelegt, die wir jetzt haben." Bremen hatte für Lehrer und Schüler knapp 100.000 Tablets gekauft. "Es gibt noch keine Erfahrungen anderer Bundesländer mit so vielen digitalen Geräten", so Ballnuss. "Wir sind jetzt die, die da die Spur legen."

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Jenseits von Tablets und W-LAN sieht Barbara Schüll von der Bildungsgewerkschaft Gew in Bremen noch einigen Handlungsbedarf bei der digitalen Infrastruktur an den Schulen. Es fehlten vielerorts White Boards, Apple-TV-Geräte und Beamer, um den Bildschirm des Lehrers für die ganze Klasse zu zeigen. "Wir haben an unserer Schule drei Gebäude, in jedem gibt es einen Beamer", schildert die Grundschullehrerin. Und Schüll benennt noch ein anderes konkretes Problem. Viele Kinder brächten ihre Ipads mit leerem Akku in die Schule, diese müssten vor Ort geladen werden, damit man sie auch nutzen könne. "Aber wir haben an den Sitzplätzen der Schüler keine Steckdosen, sondern im ganzen Raum vielleicht vier oder fünf", sagt sie. Spezielle Ladewagen, in denen ein ganzer Klassensatz Ipads gleichzeitig geladen werden kann, gebe es an den Schulen noch nicht, so Schüll. "Der Alltag der Schülerinnen und Schüler hat sich verändert: Wo man früher Papier und Stifte brauchte, sollte man heute auch ein geladenes Ipad mitbringen", sagt Maike Wiedwald, Sprecherin der Bildungsbehörde.

"Unser Hauptproblem ist der Support, wir haben viel zu wenig Techniker", erklärt Thorsten Maaß von der Bremer Schulleitungsvereinigung. Insbesondere an Grundschulen würden dringend IT-Experten gebraucht, die Lehrkräfte in die Technik einführen, regelmäßig unterstützen und Geräte warten. "Da muss noch nachgerüstet werden, die Grundschulen brauchen einen Kümmerer", räumt auch Ballnuss ein. Bremen hat zuletzt 41 neue Stellen für IT-Support an Schulen geschaffen, von denen aber bisher nur jede zweite besetzt werden konnte. "Da sind wir wie die Wirtschaft vom Fachkräftemangel betroffen."

Zur Sache

Ergebnisse der Digitalisierungsstudie

Von den Studienautoren der Uni Göttingen kassiert das kleinste Bundesland Lob in der Kategorie tragbare digitale Endgeräte für Lehrer: "Nur die Hansestadt Bremen liegt weit vorne", formulieren die Autoren mit Blick auf die in der Pandemie angeschafften Tablet-Computer. Obwohl über den Digitalpakt und Anstrengungen der Bundesländer Mittel für Technik zur Verfügung gestanden hätten, sei in diesem Bereich "nur in Bremen eine deutliche Verbesserung erzielt" worden, heißt es in der Studie: "2020 hatten hier 69 Prozent der Lehrkräfte noch kein digitales Endgerät zur Verfügung, heute sind es Null Prozent." Bundesweit gab jeder zweite Befragte an, es gebe an seiner Schule keine tragbaren digitalen Endgeräte für Lehrkräfte.

Die Autoren teilen die Schulen in drei Gruppen ein: in digitale Vorreiter, digital orientierte Schulen, digital durchschnittliche Schulen und digitale Nachzügler. Die Studie bescheinigt Bremen, hier gebe es keine digitalen Nachzügler. Die Mehrheit (etwa drei Viertel) der Bremer Schulen sei digital durchschnittlich aufgestellt; ein Viertel sei digital orientiert und damit besser als der Durchschnitt. Digitale Vorreiterschulen gebe es in Bremen – anders als in einigen anderen Bundesländern – dagegen gar nicht. Am besten schnitt in dieser Gesamteinstufung der Schulen das Land Schleswig-Holstein ab, am schlechtesten Sachsen. Bremen rangiert hier im oberen Mittelfeld.

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