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Hängepartie beendet Neue Mieter für Habü-Gebäude im Steintor

Viele haben sich jahrelang über den Schandfleck des ehemaligen Habü-Gebäudes im Viertel geärgert. Nun hat der Eigentümer gewechselt und es gibt konkrete Nutzungspläne.
18.06.2022, 08:42 Uhr
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Neue Mieter für Habü-Gebäude im Steintor
Von Sigrid Schuer
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Nach jahrelanger Hängepartie steht das ehemalige Habü-Gebäude nun vor einer neuen Zukunft. Dem Vernehmen nach ist die Bremer Rhein Group neuer Eigentümer des ehemaligen Schreibwaren-Kaufhauses an prominenter Stelle im Steintor. Rund zehn Jahre stand das mehrstöckige Gebäude leer. Geschäftsführer der Rhein Group ist der gebürtige Bremer Philipp Nitzsche. Im Erdgeschoss soll eine Ladenzeile entstehen, darüber studentisches Wohnen. Doch bis es soweit ist, gibt es in dem verwahrlosten Gebäude neue Mieter, vier Studierende von der School of Architecture der Hochschule Bremen wollen den Bremerinnen und Bremern hier mit ihrem Projekt "re-material" ihre Ideen von nachhaltigem Bauen mit Workshops, Diskussionen, Vorträgen und Ausstellungen näherbringen.

"Wir bleiben bis Ende September hier. An diesem Sonnabend ab 20 Uhr wird unser Atelier mit einer Dia-Schau eröffnet. Jeder, der Lust hat, kann gern vorbei kommen. Wir stellen unsere Ideen vor und etwas zu trinken gibt es auch. Wir möchten, dass das Gebäude zu einem Treffpunkt für die Öffentlichkeit ohne Konsumzwang wird", sagt Architektur-Studentin Jule Immel. "Wir haben unglaublich viele, positive Reaktionen bekommen, als die Leute gemerkt haben, dass wir anfangen, die Fassade zu säubern".

Seit wann sind die neuen Mieter im Gebäude?

Die Zusage, dass "re-material" hier seine Ideen umsetzen darf, ist seit etwas mehr als einer Woche unter Dach und Fach. Das Bauamt hat grünes Licht gegeben. Den Kontakt zwischen neuem Eigentümer und den neuen Mietern hat Karin Take von der Bremer Wirtschaftsförderung eingefädelt. Aber schon in den vergangenen vier Wochen hätten die Studierenden damit begonnen, das Gebäude weiter zu entrümpeln und beispielsweise Teppiche zu entsorgen, erzählt Immel. Schon allein, um den Brandschutzbestimmungen zu genügen.

Zuvor hatte "re-material" den Flachbau an der Haltestelle Am Dobben zwischennutzen können, durch Vermittlung des "A-Raumes" mit Sitz in der Humboldtstraße. Das Anliegen der angehenden Architekten und ihres Professors Christian von Wissel ist das kreislauforientierte Bauen, also die Nutzung und Umnutzung grauer Energie, so wie es jetzt gerade in dem alten Habü-Gebäude passiert. "Enviromental design" heißt das freie Wahlmodul, in dem sie ihre Projekt-Ideen zum Thema Vermeidung von Ressourcenverschwendung im Bauwesen entwickelt haben.

Was sehen die Pläne der Zwischennutzer aus?

"Beim Bauen fällt immer noch viel zu viel Müll an. Uns geht es darum, dass das Bauen nachhaltiger und dass der CO2-Ausstoß verringert wird, um das Klima zu schützen", erläutert Immel. Dass Baumaterialien so verklebt werden, dass sie nicht mehr getrennt und recycelt werden können, halten sie für ein Unding. Für ihre Ideen haben sie einen mit 10.000 Euro dotierten Hochschulwettbewerb gewonnen, der von "Wissenschaft im Dialog" initiiert und vom Bildungsministerium gesponsort wurde.

Unter den 15 Teilnehmenden konnten sie schließlich mit ihrem an die Bevölkerung gerichteten, partizipativen Zugang überzeugen. "Uns geht es darum, mit der Bevölkerung Wissenschaft zu betreiben und Zukunftspläne zu entwickeln. Das Preisgeld können wir jetzt auch in die Anmietung des Habü-Gebäudes investieren", erzählt die Architekturstudentin Immel.

Wie war die Entwicklung in den Jahren davor?

Mit der Wiederbelebung des Gebäudes ist das Ende eines langjährigen Ärgernisses in Sicht. Voreigentümer Abdullah Ünal hatte sich stets bedeckt gehalten und den Kontakt zum Beirat Östliche Vorstadt und somit zur Öffentlichkeit gescheut. Schon vor einigen Jahren hatte er mit dem früheren, langjährigen Eigentümer Gundo von Bültzingslöwen einen Räumungsvergleich geschlossen. Doch mit dem Gebäude geschah nichts, es wurde immer unansehnlicher und zunehmend mit Graffiti beschmiert. Ortsamtsleiterin Hellena Harttung freut sich nun über diese positive Entwicklung für das Viertel.

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