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Hohe Nachfrage nach Haustieren Mit dem Hund im Homeoffice

Menschen können von Haustieren in Krisenzeiten profitieren. Dafür müssen sie eine Beziehung zu ihren tierischen Mitbewohnern pflegen. Gerade zu Weihnachten sollte eine Anschaffung aber gut überlegt sein.
11.12.2020, 05:00 Uhr
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Mit dem Hund im Homeoffice
Von Lisa Urlbauer

Das Bremer Tierheim schließt ab Montag bis zum 4. Januar. So will die Einrichtung ihren Beitrag dazu leisten, dass weniger Tiere als Weihnachtsgeschenk unter dem Tannenbaum landen. „Ein Tier ist kein Spielzeug, das man umtauschen kann, wenn es nicht gefällt“, begründet die Tierschutzverein-Vorsitzende Brigitte Wohner-Mäurer. Sie weist darauf hin, es müsse wohl überlegt werden, bevor man sich ein Tier zulege. „Alle Familienmitglieder müssen einverstanden sein, sie müssen genügend Zeit für das Tier aufbringen und ihm eine artgerechte Haltung bieten.“ Daher sind Tiere als Überraschungsgeschenk zu Weihnachten aus Sicht des Tierheims „absolut ungeeignet“.

Insgesamt neigt sich für den Tierschutzverein ein außergewöhnliches Jahr dem Ende zu: Allein während des ersten Lockdowns hat er nach eigenen Angaben fast doppelt so vielen Tieren zu einem neuen Zuhause verhelfen können wie im selben Zeitraum ein Jahr zuvor. 883 Tiere wurden nach Zahlen des Tierheims vermittelt, insgesamt 200 mehr als 2019. Zeitweise sei die Anlage fast leer gewesen, sagt Sprecherin Gaby Schwab.

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Corona lässt die Nachfrage nach Haustieren demnach steigen. Die Bremer Verhaltensforscherin Carola Otterstedt erklärt, dass Tiere Menschen in Ausnahmesituationen unterstützen, weil sie ihnen eine Routine vorgeben. Sie müssen gefüttert und bewegt werden, wollen Beschäftigung. „Für Tiere gibt es keine Pandemie, sie leben im Hier und Jetzt“, sagt sie. „Das macht den Alltag ihrer Besitzer ein ganzes Stück normaler und kann beruhigend auf sie wirken.“

Positiver Einfluss

Otterstedt hat untersucht, welche Auswirkungen die Corona-Krise auf die Beziehung zwischen Mensch und Tier hat. Knapp 100 Personen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich haben nach Otterstedts Angaben an ihrer Studie teilgenommen. Die meisten hätten ihre Haustiere in dieser Phase als Bereicherung wahrgenommen und auch die Tiere profitierten, weil ihre Besitzer mehr Zeit zu Hause verbracht hätten. „Das stärkt die Beziehung zwischen Mensch und Tier.“ Entscheidend sei jedoch das Verhältnis, das Personen zu ihren vierbeinigen Freunden hätten.

„Tiere sind keine Objekte, ihre Halter müssen mit ihnen interagieren und auf ihre Bedürfnisse eingehen.“ Dann könne ein Tier auch Sozialpartner ersetzen und in Zeiten starker Kontaktbeschränkungen einen positiven Einfluss haben. Auch Otterstedt warnt davor, Haustiere zu verschenken, weil dies zu Überforderung führen könne. Interessierte sollten sich vor dem Kauf gut informieren und zum Beispiel probeweise eine Hundeschule besuchen.

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Besonders Hunde sind in diesen Zeiten offenbar gefragt: So hat zum Beispiel Tasso, eines der größten Tierregister Europas, in den Sommermonaten deutschlandweit ein Viertel mehr Hunde registriert als im Vorjahreszeitraum. Im September und Oktober lag die Zunahme noch bei knapp zehn und neun Prozent. Das erhöhte Interesse merken auch die Züchter. „Unsere Vereine melden einen Anstieg an Anfragen“, sagt Stefan Damer, Vorsitzender des Verbandes für das Deutsche Hundewesen (VDH) in der Region Weser-Ems. Ende des Jahres könnten konkrete Zahlen genannt werden.

Weitere Informationen

Wer ernsthaft überlegt, einem Tierwaisen ein Zuhause zu geben, kann sich weiterhin unter www.bremer-tierschutzverein.de informieren. Nach vorheriger Terminvereinbarung können Interessenten das Tier dann im Tierheim kennenlernen – auch zwischen den Feiertagen.

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