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Bildungsbehörde kündigt für Grundschule in Not personelle Verstärkung an Wigmodistraße wartet auf Lehrer

Blumenthal. Übervolle Klassen, auffällige Kinder, Mangel an Lehrkräften sowie Sozialpädagogen und Sozialarbeitern, extreme Belastungen der Kollegien, Unterrichtsausfall – das sind die Probleme an vielen Schulen im Land Bremen. Die Elternschaft an der Grundschule Wigmodistraße hat, wie berichtet, einen Namen für diese Situation: Notstand – und eine „AG Notstand“ gegründet.
03.06.2017, 00:00 Uhr
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Von Sylvia Wörmke

Blumenthal. Übervolle Klassen, auffällige Kinder, Mangel an Lehrkräften sowie Sozialpädagogen und Sozialarbeitern, extreme Belastungen der Kollegien, Unterrichtsausfall – das sind die Probleme an vielen Schulen im Land Bremen. Die Elternschaft an der Grundschule Wigmodistraße hat, wie berichtet, einen Namen für diese Situation: Notstand – und eine „AG Notstand“ gegründet. Dort waren im Laufe des Schuljahrs drei Kolleginnen in Mutterschutz und Elternzeit gegangen.

Zwar haben Brandbriefe an die zuständige Senatorin und an Politiker aller Parteien „mitfühlende Schreiben“ zur Folge gehabt, so drückt es Elternsprecher Jens Raczkowski aus, an der Personalnot habe das bisher nichts geändert. Nun aber ist Entspannung für die Schule in Sicht.

Resignation hat sich bei den Eltern breitgemacht. „Wir sind ratlos. Mehr als trommeln können wir nicht“, sagt der Vater, der von den positiven Neuigkeiten noch nichts gehört hat. Raczkowski vermeidet Schuldzuweisungen. Die zuständige Schulsenatorin, sagt er, tue ihm schon fast leid, denn sie habe die Probleme übernommen. Er benennt als Hauptgrund für die problematische Personalsituation in Bremen-Nord und vor allem Blumenthal, dass Lehrkräfte und Sozialpädagogen hier nicht arbeiten möchten. „Vor allem ist das Interesse an Problemschulen nicht groß“, sagt er.

Er ist schon auf die Idee gekommen, dass man kleine Anreize schaffen könnte, beispielsweise die Stundenzahl zu reduzieren, um Personal zu ködern. Eine andere Idee. „Ich würde mir wünschen, dass man Lehrkräfte einer Problemschule zuweisen kann.“ Für eine bestimmte Zeit von zwei oder noch besser an einer Grundschule bis zu vier Jahren. Er weiß aber auch, dass dieser Vorschlag nur eine Idee bleiben wird, die rechtlich nicht umzusetzen ist. „Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als weiter zu trommeln.“

Es gibt inzwischen aber auch Eltern an der Grundschule Wigmodistraße, die aufgrund der schwierigen Situation selbst aktiv geworden sind. Eine Mutter zum Beispiel ist im Alleingang vorgeprescht und hat im Namen der Elternsprecher über Facebook Lehrkräfte und Sozialpädagogen für die Schule gesucht, die sich bei ihr melden sollten. Überschrift: „Es wird Zeit, dass etwas passiert.“ Jens Raczkowski als Elternsprecher erfuhr erst im Nachhinein davon. Die Schulleitung an der Wigmodistraße reagierte entsetzt darauf. Das sei zwar gut gemeint, aber der falsche Weg, heißt es.

Elternsprecher Raczkowski lässt auf Schulleitung und Kollegium nichts kommen. Er sieht die Bemühungen, Personalausfälle und -not durch Umstrukturierungen und Zusammenarbeit mit der Stadtteilschule in den Griff zu bekommen. „Das kann aber nur eine Notlösung sein“, sagt er. Allerdings geht er nicht davon aus, dass von der Senatorin versprochenen Entlastungen noch vor den Sommerferien eintreten werden. „Ich glaube nicht, dass davor noch etwas passiert.“

Hierbei irrt er allerdings. Die schlechte Unterrichtsversorgung an der Schule war inzwischen Thema während einer Sitzung der Bildungsdeputation. Die Grünen und die Linke hatten Auskunft über die Situation an der Blumenthaler Schule und Lösungsmöglichkeiten angefordert. Zwar konnte die Bildungssenatorin nicht vermelden, dass sich neue Lehrkräfte auf die Ausschreibungen gemeldet haben.

Sie hatte aber dennoch positive Nachrichten: Noch vor Ende des Schuljahres wird eine Kollegin aus der Elternzeit zurückkommen und eine Referendarin wurde eingestellt, „die soeben ihr zweites Staatsexamen mit dem Schwerpunkt Sonderpädagogik erfolgreich absolviert hat“. Zudem kündigt sie an: „Eine weitere Sonderpädagogin wird nach bisherigem Stand im Laufe des Schuljahres 2017/2018 aus der Elternzeit zurückkehren.“

Schulleitung und Behörde sind nach den Ausführungen der Bildungssenatorin zudem am Ball, um weitere Lehrkräfte für die Grundschule Wigmodistraße zu gewinnen. Wenn das gelingen sollte, wird gesagt, läge die Unterrichtsversorgung zum Beginn des neuen Schuljahres bei über 100 Prozent. Zu den weiteren Maßnahmen, um die Probleme an den Schulen in den Griff zu bekommen, gehört es laut Bildungssenatorin unter anderem, die Anerkennung im Ausland erworbener Lehramtsabschlüsse zu erleichtern. Das gilt auch für den Seiteneinstieg von Hochschulabsolventen mit einem Studienfach in den Schuldienst. Es gebe hierzu auch schon Bewerbungen.

Personalknappheit im Regionalen Beratungs- und Unterstützungszentrum Bremen-Nord (Rebuz), das Schüler, Eltern und Kollegien unterstützt, wirken sich zudem auf die Schulen aus. Im Rebuz-Nord sind derzeit dreieinhalb Stellen (Leitung, Sonderpädagogin, Sozialpädagogin und Verwaltung) nicht besetzt. Abhilfe wird nun auch hier angekündigt.

Eine Sonderpädagogin beginnt bald ihren Dienst. Es gibt Termine für Vorstellungsgespräche für die Leitungsstelle und für die Stelle der Sozialpädagogin, die in Elternzeit ist, wird Ersatz gesucht. Und die halbe Stelle in der Verwaltung soll in absehbarer Zeit ausgeschrieben werden.

Info

„Bremer Schulen in Not“ lautet der Titel einer Talkrunde des Nordwestradios mit Schülern, Eltern, Lehrern und Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) am Dienstag, 6. Juni, 18.05 bis 19 Uhr im Geschichtenhaus Vegesack, Zum Alten Speicher 5a. Gäste sind willkommen. Der Eintritt ist frei.
„Es wird Zeit, dass etwas passiert." Elternsprecher Jens Raczkowski
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