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An 47 Standorten interessiert Buero.de-Chef möchte Bremer Galeria übernehmen

Zu den 47 Galeria-Standorten, die der Buero.de-Chef Markus Schön übernehmen möchte, gehört auch Bremen. Was er vorhat, und warum er an den stationären Einzelhandel glaubt.
07.11.2022, 18:08 Uhr
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Buero.de-Chef möchte Bremer Galeria übernehmen
Von Florian Schwiegershausen

Markus Schön, der Chef des Onlinehändlers buero.de, möchte gern die Bremer Galeria übernehmen. Das hat Schön am Montagmittag dem WESER-KURIER bestätigt. Als er am Sonnabend zufällig in Bremen war, sei er auch durch das Gebäude gelaufen und habe es sich mit Interesse angeschaut.

Schön möchte bundesweit 47 der insgesamt 131 Standorte der finanziell angeschlagenen Galeria-Kette übernehmen. Viele Häuser davon befinden sich in kleineren Städten als Bremen. Entsprechend wäre das Bremer Karstadt-Haus von der Fläche her auch eines der größten Häuser, das Schön übernehmen möchte. Dabei möchte er auf ein Shop-in-Shop-Konzept setzen - das bedeutet, dass er innerhalb des Hauses die Flächen in kleinere Bereiche aufteilen möchte. Außerdem will er auf die bestehende Belegschaft setzen. Doch nun stehen erstmal die Verhandlungen mit der Galeria an.

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Nicht erst mit der Ankündigung am Galeria-Interesse setzt Schön mit seinem Online-Unternehmen auf den stationären Einzelhandel. Bisher hat die Firma mit Sitz in Detmold in Ostwestfalen-Lippe darauf gesetzt, bestehende Geschäfte für Bürobedarf zu übernehmen. Erst zum 1. Oktober hatte er rund um Frankfurt am Main drei Geschäfte übernommen, die buero.de nun als Filialen weiterführen wird. Im Rahmen dieser Übernahme hatte Schön geäußert, jedes Jahr bis zu 20 stationäre Geschäfte bundesweit hinzuzukaufen - und das mit einer "kompletten Eigenkapitalfinanzierung".

Schön glaubt an stationären Einzelhandel

Schön ist von diesem Weg überzeugt: "Von den 1000 erfolgreichsten Onlineunternehmen setzen 544 auch auf den stationären Handel." Der Buero.de-Vorstandsvorsitzende ist sich sicher, dass man auch dort mit der entsprechenden Präsenz Umsatz generieren könne. Und ebenso spiele die Vernetzung von stationärem Handel und Onlinehandel eine gewichtige Rolle.

Eine Besonderheit gibt es beim Bremer Galeria-Standort: Das Karstadt-Gebäude gehört dem Bremer Unternehmer Kurt Zech. Sein Sprecher verfolgt die aktuellen Nachrichten und möchte sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht äußern. Immobilien wolle Schön nicht unbedingt übernehmen: "Da werden wir dann pünktlich die Miete bezahlen", sagte der Buero.de-Geschäftsführer dem WESER-KURIER abschließend.

Auch Interesse am Oldenburger Standort

Verschiedene Medien haben eine Liste veröffentlicht, auf der die 47 Häuser stehen, an denen Markus Schön Interesse hat. Darunter befinden sich neben Bremen auch niedersächsische Standorte wie Oldenburg und Lüneburg. Schön sagte: "Es handelt sich sowohl um Häuser, deren Immobilie im Besitz der Signa-Holding ist, als auch um Immobilien, die anderen gehören."

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi will zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Pläne des Buero-de-Vorstandsvorsitzenden nicht kommentieren. Wie von der Gewerkschaft aus Berlin zu hören war, sei bei Übernahmegesprächen die oberste Priorität der Erhalt der bestehenden Arbeitsplätze.

Signa stellt neue Gelder in Aussicht

Unterdessen hat der Signa-Konzern des österreichischen Investors René Benko  seiner angeschlagenen Galeria-Warenhauskette im laufenden Schutzschirmverfahren neue Finanzmittel in Aussicht gestellt. „Signa wird Galeria Karstadt Kaufhof auch weiterhin unterstützen“, sagte ein Signa-Sprecher dem Wirtschaftsmagazin "Capital". Konkrete Angaben, welche Sanierungsbeiträge geplant seien, machte er nicht. Signa habe bisher „etwa eine Milliarde Euro in Galeria investiert“, sagte der Sprecher weiter. „Ohne Signa gäbe es keine Warenhäuser mehr in Deutschland.“

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Galeria Karstadt Kaufhof hatte Ende Oktober ein Schutzschirmverfahren beantragt - zum zweiten Mal nach 2020. Zuvor hatte die Warenhauskette, die seit Anfang 2021 vom Corona-Rettungsfonds des Bundes mit insgesamt 680 Millionen Euro gestützt wird, mit der Bundesregierung über weitere Staatshilfe verhandelt. Als Grund für die Existenzkrise hatte Galeria-Chef Miguel Müllenbach unter anderem die hohen Energiepreise angeführt. Das Filialnetz soll im Rahmen des Schutzschirmverfahrens um mindestens ein Drittel ausgedünnt werden.

Galeria braucht dringend Geld

Für das aktuelle Schutzschirmverfahren, für das der Galeria-Führung erneut die Sanierer Arndt Geiwitz und Frank Kebekus an die Seite gestellt wurden, benötigt das Warenhausunternehmen allerdings kurzfristig Liquidität. Andernfalls könnte es schon bald in eine Regelinsolvenz rutschen.

Im vorhergehenden Insolvenzverfahren 2020 hatte Eigentümerin Signa den Neustart bei Galeria mit dreistelligen Millionenbeträgen unterstützt. Laut im Bundesanzeiger veröffentlichten Jahresabschlüssen stellte der Konzern seinerzeit „Sanierungsbeiträge“ in Höhe von mehr als 320 Millionen Euro zur Verfügung. Unter anderem wurden Darlehen in Höhe von 199 Millionen Euro in nicht rückzahlbare Vermieterzuschüsse umgewandelt. Bei einigen Galeria-Filialen ist der Signa-Konzern noch Eigentümer der Häuser.

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