Im Moment steckt Christian Bensch eigentlich in der Hochsaison. Das Messegeschäft läuft in diesen Monaten gewöhnlich auf vollen Touren. Doch nun ist wegen des Coronavirus alles anders. Es gibt keine Arbeit, alles ist abgesagt. Die Mitarbeiter des Messespezialisten aus Oyten haben noch Aufräumarbeiten erledigt nach einer letzten Messe in Hannover. Nun bummeln sie Überstunden ab. „Die Auftragslage bis April ist gleich null. Und wir gehen davon aus, dass auch der Mai eine Nullnummer wird“, sagt Geschäftsführer Bensch. Er befürchtet, dass es bis August kaum Aufträge geben könnte. In den Ferien fällt für Messebauer nämlich wenig Arbeit an. Üblicherweise wird jetzt ein Polster aufgebaut, um gut durch den Sommer zu kommen. Bensch hat nun für April Kurzarbeit vorgesehen.
Insgesamt sind bei der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven in diesen Tagen bereits rund 800 Beratungsanfragen zur Kurzarbeit eingegangen. Gerade Hotels und Gaststätten hätten derzeit große Schwierigkeiten, sagt Joachim Ossmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur. Doch mittlerweile gebe es Anfragen aus allen Branchen. „Wir haben einen Krisenstab eingerichtet“, berichtet Ossmann. Auf den Ansturm habe die Agentur sich vorbereitet und den Bereich für Kurzarbeit massiv verstärkt, „um die Anfragen überhaupt abarbeiten zu können“.
Die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Niedersachsen-Bremen registriert ebenfalls ein stark angestiegenes Interesse an Kurzarbeit: Der Beratungsbedarf sei in die Höhe geschnellt – auch angesichts des neuen erleichterten Zugangs. „Es gibt allerdings keine aktuellen Zahlen zu tatsächlichen Anträgen, die liegen uns immer erst mit großem zeitlichen Verzug vor“, teilt eine Sprecherin auf Anfrage mit. „Unternehmen geraten durch ausbleibende Gäste, Reisebeschränkungen, abgesagte Veranstaltungen und unterbrochene Lieferketten in Schwierigkeiten.“ Nun sollen viele Geschäfte zudem ganz schließen.
„Die Nachfrage nach Beratung ist groß“
In Bremen gibt es jetzt eine neue Einheit, um Unternehmen in dieser Situation zu unterstützen. „Die Nachfrage nach Beratung ist groß“, sagt Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke). Allein am Montag habe es rund 100 Anfragen gegeben – Tendenz steigend. „Wir haben schon letzte Woche die Kapazitäten der Taskforce um weitere Mitarbeiter aufgestockt.“ In erster Linie hätten sich kleine Unternehmen aus dem Bereich Gastronomie, Reisen, Messen, Kultur, Einzelhandel und Beherbergung gemeldet. Vereinzelt auch schon größere Unternehmen oder auch Freiberufler und Künstler.
Der Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände im Lande Bremen, Cornelius Neumann-Redlin, sieht die Betriebe in Bremen mit ihren Notfallplänen gut vorbereitet – soweit das möglich sei. Die Lage ändere sich schließlich stündlich. Die Bundes- und auch Landesregierung habe die Richtung vorgegeben. Es sei wichtig, dass das Kurzarbeitergeld unkompliziert ausgezahlt werde. „Wir hoffen, dass der Sturm vorüberzieht“, sagt Neumann-Redlin. Das werde aber noch dauern. Generell gelte es, nun Ruhe zu bewahren.
Messebauer Bensch ist froh, dass die Monate Januar und Februar gut gelaufen sind und es Rücklagen gibt. Doch ein halbes Jahr ohne Arbeit? „Das ist ein hartes Brot.“ Zwar habe man einen guten Puffer, das Ersparte sei eigentlich jedoch unter anderem für Investitionen gedacht.
Betriebe, die für März Kurzarbeit anzeigen wollen, haben dafür bis Ende des Monats Zeit. Agenturchef Ossmann empfiehlt Unternehmen, über die Adresse Bremen-Bremerhaven.031-OS@arbeitsagentur.de Kontakt zu suchen. Es gebe kurzfristig Rückmeldung. Die Arbeitsagentur und das Jobcenter Bremen haben ab Mittwoch nur noch für Notfälle geöffnet. Die Auszahlung von Geldleistungen sei aber gesichert. Anträge könnten formlos per Mail gestellt, in den Hausbriefkasten geworfen oder jeweils über die Internetseiten geschickt werden.
Anträge schon jetzt möglich
Das erleichterte Kurzarbeitergeld wegen der Coronavirus-Krise kann bereits kurzfristig fließen. Die Erleichterungen träten rückwirkend zum 1. März in Kraft und würden rückwirkend ausgezahlt, teilte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) am Montag mit. „Das bedeutet, dass Unternehmen jetzt schon die verbesserte Kurzarbeit beantragen können.“ Betriebe können nun Kurzarbeitergeld schon nutzen, wenn nur zehn Prozent der Beschäftigten vom Arbeitsausfall betroffen sind - statt wie bisher ein Drittel. Den Arbeitgebern werden zudem die Sozialversicherungsbeiträge, die sie bei Kurzarbeit zu zahlen haben, in voller Höhe erstattet. Auch Zeitarbeitsunternehmen können die Leistung bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) anzeigen. Die BA übernimmt beim Kurzarbeitergeld 60 Prozent des ausgefallenen Nettolohns, bei Arbeitnehmern mit Kind 67 Prozent.