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Triebwerkstest Ariane 6: Bremer Oberstufe erfolgreich gezündet

Es sind entscheidende Tage für Europas Trägerrakete Ariane 6: Die Triebwerke der Haupt- und der Oberstufe sollen am Boden zeigen, was sie können. Die Bremer Oberstufe hat ihren Test schon mal bestanden.
04.09.2023, 12:48 Uhr
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Ariane 6: Bremer Oberstufe erfolgreich gezündet
Von Christoph Barth

Die in Bremen gebaute Oberstufe der europäischen Trägerrakete Ariane 6 hat ihren wichtigsten Härtetest bestanden. Auf dem Versuchsgelände des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Lampoldshausen (Baden-Württemberg) wurde der Raketenmotor am Freitag zweimal gezündet; insgesamt lief das Triebwerk dabei elf Minuten lang. Ariane-Chef Martin Sion sprach von einem "entscheidenden Test", der die Ariane 6 ihrem Erstflug näherbringe.

Bei dem sogenannten Heißlauftest auf Prüfstand 5.2 wurde der für nächstes Jahr geplante Erstflug der Ariane 6 simuliert. "Triebwerk und Oberstufe haben fehlerlos funktioniert", sagte Stefan Schlechtriem, Leiter des DLR-Instituts für Raumfahrtantriebe, auf einer Pressekonferenz der europäischen Weltraumbehörde Esa am Montag. Ariane-Chef Sion ergänzte, dass die Daten noch ausgewertet werden müssten; danach jedoch könne die Oberstufe voraussichtlich für "flugtauglich" erklärt werden.

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Die neu entwickelte Oberstufe kann im Gegensatz zu ihrem Vorgängermodell bis zu viermal gezündet werden, um mehrere Satelliten in unterschiedlichen Umlaufbahnen auszusetzen. Die Esa verspricht sich davon mehr Flexibilität, um das "breitestmögliche Spektrum an Weltraummissionen" abdecken zu können. Dazu gehört auch das Aussetzen ganzer Satellitenschwärme (Konstellationen), um zum Beispiel jeden Winkel der Erde mit schnellem Internet zu versorgen. Der Online-Konzern Amazon hat bereits 18 Starts der Ariane 6 gebucht, um seine "Kuiper"-Konstellation im All zu installieren.

"Aus Bremer Sicht ist der erfolgreiche Heißlauftest der Ariane 6 Oberstufe ein lang erwarteter Meilenstein auf dem Weg zum Erststart, hoffentlich Anfang 2024", sagt Landesraumfahrtkoordinator Siegfried Monser. "Endlich konnte die Bremer Oberstufe zeigen, was sie kann." Der Raumfahrtmarkt brauche Ariane 6 und Europa müsse wieder fähig sein, eigene Nutzlasten in den Weltraum zu transportieren. 

Zurzeit verfügt die Esa über keine eigenen Trägerraketen für größere Lasten: Die letzte Ariane 5 war Anfang Juli mit zwei Kommunikationssatelliten an Bord gestartet. Die Zusammenarbeit mit dem russischen Sojus-Programm wurde nach dem Angriff auf die Ukraine eingestellt. Die in Italien entwickelte Vega-C hatte Ende vergangenen Jahres einen Fehlstart hingelegt und muss überarbeitet werden; im Juli schlug ein Triebwerkstest fehl. Ob die Rakete noch in diesem Jahr wieder fliegt, will die Esa Ende September entscheiden.

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Umso gespannter wartet die Weltraumbranche auf den Erstflug der Ariane 6. Der Triebwerkstest in Lampoldshausen gilt als Meilenstein. Ein weiterer Triebwerkstest soll am Dienstag in Kourou (Französisch-Guayana) stattfinden: Dort soll eine komplette Ariane 6 auf der Startrampe betankt und das Triebwerk der Hauptstufe für vier Sekunden gezündet werden. Der bereits für letzte Woche geplante Versuch hatte erneut verschoben werden müssen, weil es ein technisches Problem im Kontrollzentrum gegeben habe, so die Esa.

Der entscheidende Heißlauftest ist für den 3. Oktober angesetzt: Dann soll die Ariane 6 in Kourou erneut betankt und gezündet werden – und diesmal soll der Motor sieben bis acht Minuten lang unter Volllast laufen, so lange wie bei einem richtigen Raketenstart. "Danach werden wir in der Lage sein, einen Zeitraum für den Erstflug zu definieren", stellte Esa-Generaldirektor Josef Aschbacher in Aussicht. Dass der Start nicht mehr in diesem Jahr stattfinden wird, hatte die Esa bereits vor vier Wochen eingeräumt – nun soll es 2024 so weit sein. Die beiden Raketenstufen der ersten flugtauglichen Ariane 6 sollen im Oktober von Bremen und Le Havre aus nach Südamerika verschifft werden.

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