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Artemis-Mission verlängert Bremen profitiert von US-Mondflügen

Eigentlich wollte US-Präsident Trump das Mondflugprogramm "Artemis" beenden. Doch im neuen US-Haushalt stehen dafür nun weitere Milliarden zur Verfügung – zur Freude der Bremer Raumfahrtindustrie.
08.07.2025, 05:00 Uhr
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Bremen profitiert von US-Mondflügen
Von Christoph Barth

Die USA bleiben bei ihren Plänen für eine Rückkehr auf den Mond. Obwohl US-Präsident Donald Trump das Projekt "Artemis" vorzeitig beenden wollte, bewilligte der US-Kongress in der vergangenen Woche über vier Milliarden Dollar für zwei weitere Mondmissionen. Auch das Lunar Gateway, eine Art Umsteigestation in der Mondumlaufbahn, soll gebaut werden. Von der Verlängerung der Programme profitieren auch Airbus und OHB in Bremen.

"Big Beautiful Bill" – ein großes und schönes Gesetz – nannte Trump seinen Haushaltsentwurf, den er mit knapper Mehrheit durch beide Kammern des Kongresses brachte. Dafür musste er allerdings einige Zugeständnisse machen, um genug Abgeordnete auf seine Seite zu ziehen. Entgegenkommen zeigte der Präsident unter anderem beim Etat für die Weltraumbehörde Nasa: Hier musste Trump einige Milliarden Dollar mehr auf den Tisch legen, als er eigentlich geplant hatte.

Im ersten Haushaltsentwurf, den das Weiße Haus Anfang Mai vorgelegt hatte, fehlten die Mittel zur Fortsetzung des "Artemis"-Programms, mit dem die USA im übernächsten Jahr auf den Mond zurückkehren wollen. Das Programm sei "extrem teuer und verspätet", kritisierten die Haushälter des Präsidenten – deshalb solle es nach dem dritten Flug eingestellt werden. Statt der von Boeing und der Nasa entwickelten Trägerrakete SLS solle ein "kosteneffizienteres kommerzielles System" zum Einsatz kommen.

Zwei weitere Starts gesichert

Im "Big Beautiful Bill" jedoch sind nun Geldmittel für zwei weitere Starts der SLS-Rakete vorgesehen, die "Artemis"-Missionen IV und V. Auch ein viertes, wiederverwendbares Raumschiff, in dem die Astronauten zum Mond und zurück fliegen, soll gebaut werden. Und damit der geplante Pendelverkehr zum Mond aufrechterhalten werden kann, soll in der Mondumlaufbahn wie geplant eine Versorgungs- und Umsteigestation eingerichtet werden, das Lunar Gateway. Die dafür vorgesehenen 2,6 Milliarden Dollar hatte Trump in seinem ersten Gesetzentwurf ebenfalls gestrichen.

Für den Raumfahrtstandort Bremen sind das "positive Nachrichten", meint Landesraumfahrtkoordinator Siegfried Monser. Denn sowohl Airbus als auch OHB sind als Zulieferer an dem Mondprogramm der Nasa beteiligt. Airbus baut in Bremen das Antriebs- und Servicemodul ESM, ein lebenswichtiges Bauteil für die Mondfahrer: Es versorgt das US-Raumschiff und seine Besatzung während des Flugs mit Strom, Wasser und Sauerstoff. Drei Module wurden bereits ausgeliefert, drei weitere sind im Bau. Ob die Nasa sie auch abnehmen würde, stand zuletzt infrage – mit dem jetzt verabschiedeten Haushaltsgesetz scheint jedoch sicher, dass zumindest zwei der sich im Bau befindlichen Versorgungsmodule wie geplant zum Einsatz kommen.

OHB: Eine gute Nachricht

"Das ist erst mal gut", stellt Monser fest – zumal auch das Lunar Gateway offenbar weiter in der Entwicklung bleibe. "Das lässt Hoffnung für weitere Artemis-Missionen", glaubt der Landesraumfahrtkoordinator. Für das Mondterminal entwickeln die OHB-Ingenieure in Bremen eine Art "Tankstelle", über die die Station mit Treibstoff versorgt wird – ein Testlauf für spätere Missionen zum Mars. Dass das Lunar Gateway nun doch gebaut wird, sei für OHB eine gute Nachricht, bestätigt Unternehmenssprecherin Marianne Radel.

Trotz der jetzt bewilligten Milliarden bleibt jedoch unklar, wie es mit "Artemis" langfristig weitergeht. "Kommerzielle Optionen" für ein Trägersystem für Mondflüge seien nicht ausgeschlossen, heißt es im US-Haushaltsgesetz. Der vielversprechendste Anbieter einer kommerziellen Mondrakete, der US-Unternehmer Elon Musk, hat sich jedoch mit Trump zerstritten; seine Starship-Rakete hat keinen ihrer neun Testflüge unbeschadet überstanden.

Angesichts der unklaren Lage hat die Europäische Weltraumbehörde Esa bislang keine weiteren Versorgungsmodule bei Airbus in Auftrag gegeben – die Pläne für ESM 7 bis 9 bleiben vorerst in der Schublade. Zur Auslastung des Airbus-Standorts Bremen werden sie jedoch dringend benötigt. Zurzeit befassen sich die Ingenieure mit Ideen, wie man die Versorgungsmodule anderweitig nutzen könnte – falls die Amerikaner sie für ihre Mondmissionen nicht mehr benötigen.

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