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Artemis-Mission vor dem Aus Bremen droht Verlust von US-Mondprojekt

Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump will bei der Weltraumbehörde Nasa sparen. Davon wäre auch ein Großprojekt betroffen, an dem Airbus in Bremen seit Jahren arbeitet.
06.05.2025, 17:54 Uhr
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Bremen droht Verlust von US-Mondprojekt
Von Christoph Barth

Die US-Mondlandemission Artemis steht vor dem Aus. Nach einem Haushaltsentwurf, den die US-Regierung jetzt vorgelegt hat, soll das Budget der Weltraumbehörde Nasa um 25 Prozent gekürzt werden. Auf der Streichliste steht dabei unter anderem das Projekt Artemis, mit dem die Amerikaner noch in diesem Jahrzehnt auf den Mond zurückkehren wollen.

Von einem möglichen Aus wäre auch der Airbus-Standort in Bremen massiv betroffen. Dort lässt die europäische Weltraumbehörde Esa das Antriebs- und Versorgungsteil der Raumkapsel Orion montieren, die die Astronauten zum Mond befördern soll. Drei Exemplare des Europäischen Servicemoduls (ESM) hat Airbus bereits ausgeliefert, die Seriennummern vier bis sechs sind im Bau. Das Modul sorgt während des Mondflugs für den Antrieb der Raumkapsel und versorgt die Insassen mit Strom, Wasser und Sauerstoff. Ein unbemannter Testflug verlief 2022 weitgehend erfolgreich. Für das kommende Jahr ist ein erster Flug mit Besatzung geplant.

Nach den ursprünglichen Plänen sollte das Artemis-Programm einen regelmäßigen Pendelverkehr zwischen Erde und Mond etablieren. Geplant waren der Aufbau einer Art Umschlagsstation in der Mondumlaufbahn ("Lunar Gateway") sowie einer dauerhaft bewohnten Mondsiedlung. Nach dem Budgetvorschlag der US-Regierung jedoch soll das Artemis-Programm nun nach dem dritten Flug beendet werden, der 2027 Astronauten auf den Mond bringen soll. Das Programm sei "extrem teuer und verspätet", heißt es im Anhang zu dem Haushaltsentwurf. Allein die federführend von Boeing entwickelte Schwerlastrakete SLS liege 140 Prozent über dem veranschlagten Budget und koste vier Milliarden US-Dollar pro Start. Ersetzt werden soll sie nach den Vorstellungen der US-Regierung durch ein "kosteneffizienteres kommerzielles System".

450 Beschäftigte in der Bremer Weltraumsparte von Airbus

Die Europäer und ihr Versorgungsmodul wären damit raus aus dem US-Mondlandeprojekt. Airbus-Sprecher Ralph Heinrich wollte die Pläne auf Nachfrage nicht kommentieren. "Wir haben einen gültigen Vertrag mit der Esa über den Bau von sechs Servicemodulen", sagte er. Das vierte Modul solle in diesem Jahr ausgeliefert werden. Die Montage des ESM ist das Hauptprojekt der Airbus-Raumfahrtsparte in Bremen, in der 450 Techniker und Ingenieure arbeiten. Was aus den Arbeitsplätzen wird, sollte das Artemis-Projekt tatsächlich eingestellt werden, ist unklar.

Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) sprach von einem "gravierenden Einschnitt", sowohl für die internationale Zusammenarbeit in der Raumfahrt als auch für die europäische und die US-amerikanische Industrie. Sollte sich die US-Raumfahrt stärker national fokussieren, müsste die Esa ihre Strategie überdenken. "Eine astronautische Raumfahrt ohne europäische Beteiligung wäre aus meiner Sicht ein strategischer Fehler", so Vogt. Deshalb sollte die Esa Kooperationen vertiefen, gegebenenfalls auch über Partnerschaften wie beispielsweise mit Japan und Indien.

Esa: Bleiben offen für Kooperationen

Die Europäische Weltraumbehörde kündigte in einer ersten Stellungnahme an, man werde die Auswirkungen der geplanten Budgetkürzungen analysieren und bewerten. Die Esa bleibe offen für eine Kooperation mit der Nasa, unterhalte jedoch auch starke Partnerschaften mit anderen Raumfahrtnationen auf der ganzen Welt. Hinter den Kulissen laufen dem Vernehmen nach bereits Gespräche, ob und wie sich das in Bremen gebaute Versorgungsmodul auch für andere Missionen nutzen ließe. Im Juni will sich der Esa-Rat mit der Frage befassen; im November tagt das Spitzengremium der Weltraumbehörde, der Esa-Ministerrat, in Bremen. Von dem Treffen werden angesichts der neuen US-Pläne strategische Entscheidungen über eine Neuausrichtung der europäischen Raumfahrt erwartet.

Offen ist allerdings, ob die angekündigte Einstellung des Artemis-Programms bereits das letzte Wort der Amerikaner ist. Für die Aufstellung des Haushalts ist der US-Kongress zuständig. Die Abgeordneten vertreten dabei die Interessen ihrer Wahlkreise, von denen etliche ebenfalls von einer Einstellung des Artemis-Programms betroffen wären. Beobachter gehen deshalb davon aus, dass sich der Haushaltsentwurf der Regierung im Zuge der Budgetverhandlungen noch verändern könnte. Oppositionelle Demokraten und Vertreter der Raumfahrtindustrie kritisierten die Vorschläge aus dem Weißen Haus bereits scharf.

Die Budgetpläne aus dem Weißen Haus sehen Einsparungen von sechs Milliarden Dollar im Etat der Nasa für 2026 vor; das entspricht einer Kürzung von knapp 25 Prozent gegenüber dem laufenden Haushaltsjahr. Gestrichen werden sollen neben dem Artemis-Programm unter anderem eine unbemannte Marsmission sowie der Bau von Satelliten zur Erforschung des Klimawandels. Transportflüge zur Internationalen Raumstation ISS, die 2030 außer Dienst gestellt wird, sollen reduziert werden. Eine Milliarde Dollar extra gibt es dagegen für die Vorbereitung bemannter Flüge zum Mars.

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