An der Weser macht sich langsam die abflauende Konjunktur bemerkbar. So hat es die Bremer Arbeitsagentur am Freitag mitgeteilt. So war die Zahl der frei gewordenen Stellen erneut rückläufig. Die Betriebe meldeten knapp 2000 Arbeitsplätze, die neu zu besetzen sind. Verglichen mit September 2023 waren das acht Prozent weniger im Bezirk der Arbeitsagentur, zu dem Bremen, Bremerhaven und der Landkreis Osterholz gehören.
Gleichzeitig beobachtet die Arbeitsagentur, dass auch der Bestand an offenen Stellen weiterhin rückläufig ist. Im September lag die Zahl bei knapp 8300 – das sind über 16 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. "Insgesamt zeigt sich wenig Dynamik auf dem Arbeitsmarkt", sagte Frank Sänger, Geschäftsführer für das operative Geschäft bei der Arbeitsagentur. Er stellt dabei auch fest, dass die Zahl der Arbeitslosen, die eine neue Stelle aufnehmen, niedriger war als die Zahl derer, die in die Arbeitslosigkeit gehen mussten. Entsprechend stuft es Sänger so ein, dass wenig Impulse vom Arbeitsmarkt kommen.
Bremen bundesweit mit höchster Arbeitslosigkeit
Wenn in Bremen und Bremerhaven die Arbeitslosenquoten leicht gesunken sind, liegen sie verglichen mit dem Vorjahr auf alle Fälle höher. In Bremen lag die Quote im September bei 10,5 Prozent verglichen mit zehn Prozent im September 2023. Und Bremerhaven verzeichnete in diesem Monat eine Arbeitslosenquote in Höhe von 14,4 Prozent gegenüber 14,1 Prozent im September vor einem Jahr. Schaut man auf die absolute Zahl an Arbeitslosen, ist die gegenüber dem September 2023 um mehr als sechs Prozent auf 1870 Personen gestiegen. Zumindest hält Frank Sänger den Arbeitsmarkt weiterhin für aufnahmefähig trotz der gesunkenen Zahl an offenen Stellen. Dennoch ist Bremen weiterhin das Bundesland mit der höchsten Arbeitslosigkeit angesichts von 11,1 Prozent, gefolgt von Berlin mit 9,8 Prozent. Die niedrigste Arbeitslosenquote im Ländervergleich verzeichnet Bayern mit 3,8 Prozent. Thüringen und Brandenburg sind die ostdeutschen Länder mit der niedrigsten Quote bei jeweils 6,1 Prozent. Dort ist die Arbeitslosigkeit auch geringer als in einigen westdeutschen Ländern.
Angesichts der anhaltend schwächelnden Konjunktur geht die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, davon aus, dass im nächsten halben Jahr die Arbeitslosenzahl auf über drei Millionen steigen werde, wenn nicht entscheidende konjunkturelle Impulse kommen. „Das kann im nächsten Frühling, wenn sich daran nichts ändert, auch kurzfristig dazu führen, dass wir über drei Millionen kommen“, sagte Nahles. Es gebe derzeit keinerlei Signale, dass sich an der seit Mitte 2022 andauernden Verschlechterung auf dem Arbeitsmarkt schnell etwas ändere. Die Grenze von drei Millionen Arbeitslosen war zuletzt im Februar 2015 überschritten worden.
Schwache Herbstbelebung
Wegen einer schwachen Herbstbelebung am Arbeitsmarkt sank die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland im September im Vergleich zum Vormonat nur leicht um 66.000 auf 2,8 Millionen Menschen. Das sind 179.000 mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres, teilte die Bundesagentur mit. Die Arbeitslosenquote sank im September im Vergleich zum August um 0,1 Punkte auf 6,0 Prozent. Für ihre September-Statistik griff die Bundesagentur auf Datenmaterial zurück, das bis zum 11. September vorlag.
Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) betonte, es sei wichtig, aus der Politik wirtschaftliche Impulse zu setzen. „Die konjunkturellen Herausforderungen hinterlassen Spuren am Arbeitsmarkt“, sagte er. Auch Nahles trat dafür ein, vor allem die Transformation in der Industrie politisch eng zu begleiten. Das gilt ihr zufolge besonders in den Bereichen, wo einerseits Märkte etwa in Asien wegbrechen und andererseits der internationalen Konkurrenz, etwa in den USA, massive staatliche Stützungszahlungen zufließen.
Trotz der schwächelnden Konjunktur bleibe der Fachkräftemangel. Zwei von fünf zu besetzenden Stellen seien bei den Jobcentern ein halbes Jahr und länger als offen gemeldet. Eine Stellenbesetzung dauere im Schnitt viermal so lange wie vor 20 Jahren. Auf dem Dienstleistungssektor werde nach wie vor weiter Personal aufgebaut, sagte Nahles. „Diese Impulse reichen aber nicht aus, um den fehlenden Schub durch die Konjunktur zu kompensieren“, betonte sie. In der Industrie gehe dagegen nicht nur die Arbeitslosigkeit nach oben, sondern auch die Beschäftigung nach unten. Zumindest in puncto Kurzarbeit meldet die Bremer Arbeitsagentur für das kleinste Bundesland, dass die Zahl der Betriebe, die dieses Instrument angemeldet haben, im einstelligen Bereich sei.