Die Bundesländer Bremen und Hamburg verfolgen weiterhin den Plan für eine Art "Deutsche Bucht AG". Auf Senatorenebene soll es dazu im August die nächsten Gespräche geben. Darüber hat zuerst das "Handelsblatt" berichtet. Demnach soll bereits eine Investmentbank mit im Boot sein, um Szenarien für ein mögliches Fusionskonstrukt zu entwickeln.
Was man bisher auf Unternehmensebene nicht geschafft hat, wollen nun die in Bremen und Hamburg damit befassten Senatoren und Staatsräte zum Ende bringen. Am Ende soll im besten Falle ein Unternehmen stehen, in dem die Terminalaktivitäten in Bremerhaven und Hamburg gebündelt werden. Dabei ziehen sich die Gespräche schon lange hin. Vor mehr als einem Jahr hatte die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) als börsennotiertes Unternehmen per Ad-Hoc-Mitteilung Gespräche zwischen der BLG und dem Terminalbetreiber Eurogate angekündigt. Die ersten Treffen im Sommer fanden in einer Lokalität in Rotenburg/Wümme statt.
Die Gespräche wurden ergebnisoffen geführt, und nach einigen Monaten kamen sie zum Stillstand. Zu unterschiedlich waren anscheinend die Ansichten. Beobachter berichten außerdem, dass man sich uneins war, wer denn von den bisherigen Geschäftsführern von BLG, Eurogate und HHLA das neue Unternehmen leiten soll. So hatten die Bremer für das Containergeschäft ein Joint Venture mit den Hamburgern bevorzugt. Dann würden BLG, Eurogate und HHLA ein gemeinsames Unternehmen gründen, in denen die Terminals eingebracht werden. Terminalbetreiber Eurogate gehört zur einen Hälfte der BLG und zur anderen Eurokai. Seitens der HHLA konnte man sich im April dagegen höchstens eine Kooperation vorstellen.
Damit die Bemühungen für eine Deutsche Bucht AG nicht wie schon vor 20 Jahren einschlafen, hat man also nun in Bremen und Hamburg das Thema auf Senatsebene an sich herangezogen. Immerhin hält Bremen über die Bremer Lagerhaus-Gesellschaft mit 50,4 Prozent die knappe Mehrheit am Logistikunternehmen BLG. An der HHLA wiederum hält die Stadt Hamburg knapp 70 Prozent. Statt sich weiterhin gegenseitig Konkurrenz zu machen, gehe es nun darum, gegen die Konkurrenz Rotterdam und Antwerpen anzugehen.
Die genannten Häfen haben nämlich durch mehr Einsatz von Technik und Digitalisierung Kostenvorteile. So zitiert das "Handelsblatt" den Hamburger Logistikprofessor Jan Ninnemann, dass im Hamburger Hafen der Umschlag eines Containers zwischen 20 und 25 Prozent teurer sei als in Antwerpen und Rotterdam. Der Professor rechnet außerdem vor, dass bei Eurogate in Bremerhaven für das Löschen eines Schiffs 11,3 Beschäftigte benötigt werden. Diese Zahl brauche man ebenso am Eurogate-Terminal in Hamburg. In Rotterdam seien dagegen acht Mitarbeiter nötig.
Durch die Corona-Situation sind die Terminals in Bremerhaven, Hamburg und auch Wilhelmshaven in verschiedenen Situationen. Hamburg ist derzeit voll belegt und ausgelastet. Es kommt zu Verspätungen bei den Schiffsanläufen, was wiederum zu Engpässen an den Terminals führt. Die dänische Reederei Maersk und die französische Reederei CMA CGM fahren deshalb mit einigen Linien statt Hamburg nun Bremerhaven und Wilhelmshaven an. Selbst die Reederei Hapag-Lloyd, die mit der HHLA bisher fest verbunden gewesen ist, denkt den Berichten zufolge darüber nach, Terminalanteile in Wilhelmshaven zu kaufen. Das würde wiederum die HHLA unter Zugzwang bringen. Wie aus Branchenkreisen zu hören ist, könnte Eurogate vor allem in Wilhelmshaven mehr Geschäft gut gebrauchen. Aus diesen Kreisen ist auch zu hören, das man auf Senatsebene gewillt ist, eine Lösung festzuzurren.
Wo die Gespräche im August stattfinden werden, ist bisher nicht bekannt. Rotenburg/Wümme steht dafür inzwischen eher unter einem schlechten Vorzeichen. Hier hatten BLG und HHLA vor einem Jahr begonnen, und auch vor 16 Jahren trafen sich hier die Sparkasse Bremen und die Hamburger Sparkasse zu Fusionsgesprächen. Erst am Ende der Gespräche stellte man, fest dass die IT beider Unternehmen zu unterschiedlich sei.